
Lynch-Syndrom ist vielfältiger als bisher angenommen

Bei etwas über 15 000 Patienten mit über 50 verschiedenen Tumortypen wurde per Next Generation Sequencing (NGS) der MSI-Status im Tumorgewebe bestimmt, während man in gesundem Gewebe nach Keimbahnmutationen in mit dem Lynch-Syndrom assoziierten MMR-Genen fahndete. Bei Patienten, die diesbezüglich positiv waren, wurde zudem der klassische Nachweis der Mismatch-Reparatur-Defizienz (MMR-D) durch immunhistochemische Färbung durchgeführt. Das Ergebnis:
- 53 von 326 Patienten (16,3 %) mit hoher MSI (MSI-H) zeigten Merkmale eines Lynch-Syndroms,
- von den 699 Personen mit unbestimmbarem MSI-Status (MSI-I) waren es 13 (1,9 %), aber nur
- 37 der 14 020 Teilnehmer (0,3 %) mit stabilen Mikrosatelliten.
Von denjenigen mit MSI-H/I und Lynch-Syndrom (n = 66) litt lediglich die Hälfte an einem Kolorektal- oder Endometriumkarzinom, bei den übrigen handelte es sich um ein breites Spektrum verschiedener Malignome, darunter Urothel-, Prostata-, Nebennierenrinden-, Pankreas- oder Dünndarmkarzinome, Sarkome, Mesotheliome, Melanome, Magen- und Keimzelltumoren.
15 dieser 33 Patienten (45%) erfüllten nicht die genetischen Kriterien für ein Lynch-Syndrom, aber bei 56 von 57 der Patienten mit Lynch-Syndrom und MSI-H/I war der immunhistochemische Test auf MMR-D positiv.
Testung auf Lynch-Syndrom sollte erweitert werden
Diese Befunde suggerieren, so die Autoren, dass sich die Suche nach einem Lynch-Syndrom künftig nicht nur auf kolorektale und Endometriumkarzinome beschränken sollte. Sie sollte stattdessen bei allen Patienten mit MSI-H/MMR-D-Tumoren durchgeführt werden – unabhängig vom Tumortyp oder von einer positiven onkologischen Familienanamnese.
Immuntherapie für alle Tumoren mit MSI-H/MMR-D
Die routinemäßige Bestimmung des MSI/MMR-Status könnte sich künftig auch therapeutisch auswirken: In den USA ist der Immuncheckpoint-Inhibitor Pembrolizumab bereits für die Behandlung aller fortgeschrittenen Tumoren mit MSI-H oder MMR-D zugelassen, unabhängig vom histologischen Ursprung der Erkrankung.
Zudem hätte die gesteigerte Aufdeckung von Lynch-Syndromen Auswirkungen auf Überwachungs- und Präventionsstrategien bei betroffenen Familien, schlussfolgern die Autoren.
Quelle: Latham A et al. J Clin Oncol 2018; doi: 10.1200/JCO.18.00283
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