Bei jeder Tetanus-Spritze ?auch an Keuchhusten denken!

Maria Weiß, Foto: Center of Disease Control

Seit 2009 wird die einmalige Keuchhustenimpfung aller Erwachsenen offiziell empfohlen. Mit der Umsetzung sieht es nach neuen Daten aber schlecht aus.

Weder ein durchgemachter Keuchhusten noch die Impfung verleiht lebenslange Immunität: Nach der Erkrankung ist man vier bis 20 Jahre geschützt, nach der Impfung schätzungsweise vier bis 12 Jahre, schreibt Dr. Merle M. Böhmer vom Robert Koch-Institut. Heute betreffen bereits 70 % aller Keuchhustenfälle erwachsene Patienten. Bei ihnen selbst verlaufen die Erkrankungen zwar meist leicht – sie stellen als Überträger aber ein Risiko für ungeschützte Säuglinge dar, bei denen ernste Komplikationen drohen.


Daraus hat die Ständige Impfkommission (STIKO) Konsequenzen gezogen: Da es seit 2005 keinen Einzelimpfstoff mehr gibt, sollen alle Erwachsenen im Rahmen der nächs­ten fälligen Tetanus-Diphterie-Auffrischung einmalig mit dem Dreifachimpfstoff gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten geimpft werden. Auch die Tetanusprophylaxe im Verletzungsfall soll mit der Impfung gegen Keuchhusten kombiniert werden.


Die STIKO empfiehlt darüber 
hinaus Personen mit engem Kontakt zu Säuglingen sowie alle Frauen im gebärfähigen Alter gegen Pertussis zu impfen, sofern dies in den vergangenen zehn Jahren nicht geschehen ist. Eine berufliche Indikation besteht bei allen im Gesundheitsdienst und Gemeinschaftseinrichtungen Tätigen.

Pertussisimpfung - bisher sind kaum 6 % der Erwachsenen geschützt

Wie sieht es aber mit der Umsetzung dieser Empfehlungen aus? Das Robert Koch-Institut überprüfte anhand von zwei bevölkerungsrepräsentativen Telefonsurveys den Impfstatus bei je über 20 000 Erwachsenen. Außerdem wurde nach der Verwendungshäufigkeit von Pertussis-haltigen Kombinationsimpfstoffen in 133 Krankenhaus­apotheken gefragt.


Das Ergebnis war ernüchternd: Im Jahr 2010 wiesen nur 5,9 % der Befragten einen ausreichenden Keuchhusten-Impfschutz auf, in Risikogruppen (z.B. junge Eltern, medizinisches Personal) waren es 10,7 %. Etwas günstiger fielen die Raten bei Personen aus, die in den neuen Bundesländern wohnten, sowie bei jüngeren Befragten.


Auch die Empfehlung zur Verwendung der Mehrfach-Impfstoffe im Verletzungsfall wurde mangelhaft umgesetzt: Über 75 % der Injektionen in Notaufnahmen erfolgten noch mit monovalenter Tetanusvakzine.


Quelle: Merle M. Böhmer et al., Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 1451-1457

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