Bei Prostatakrebs sollte man jüngere Männer operieren!

Maria Weiß

Wenn das Prostatakarzinom in einem frühen Stadium entdeckt wird, stellt sich die Frage: Radikale Prostatektomie oder „watchful waiting“?

Dank PSA-Screening wird der Prostatakrebs immer öfter recht in einem frühen Stadium diagnostiziert. Der Frage nach der richtigen Therapie beim Vorsteherdrüsenkrebs im Frühstadium gibt jetzt die skandinavische SPCG-4- Studie*.

An der Untersuchung nahmen 695 Männer teil, deren lokalisiertes Karzinom in den Jahren 1989 bis 1999 diagnostiziert wurde. Die eine Hälfte dieser Männer hatte man damals mittels radikaler Prostatektomie behandelt – die andere Hälfte wurde zunächst nur beobachtet und bekam bei Tumorprogression eine Hormontherapie oder transurethrale Resektion.

Sieben Männer operieren rettet ein Leben

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 12,8 Jahren war das Risiko, an Prostatakrebs zu versterben,  in der operierten Gruppe signifikant geringer als in der Beobachtungsgruppe (kumulative Inzidenz nach 15 Jahren 14,6 % vs. 20,7 %). Folgt man diesen Zahlen, mussten 15 Patienten operiert werden, um einen prostatabedingten Todesfall zu verhindern. Noch deutlicher war der Vorteil für den Skalpelleinsatz bei den unter 65-jährigen Teilnehmern erkennbar – in dieser Gruppe lag die „Number needed to treat“ nur bei sieben.

Auch jüngere Teilnehmer mit Low-risk-Tumoren (Gleason-Score < 7, PSA-Wert < 10 ng/ml) profitier­ten offenbar von der Operation. Männer jenseits des 65. Lebensjah­res zogen hinsichtlich der krebsbeding­ten Sterblichkeit keinen Vorteil mehr daraus, wie die Autoren in der Subgruppenanalyse ermittelten. Fernmetastasen traten bei den operierten Patienten deutlich weniger auf als in der Beobachtungsgruppe (kumulative Inzidenz 21,7 vs. 33,4 %), auch ein lokales Fortschreiten des Tumors wurde seltener beobachtet (21,5 vs. 49,3 %).

Nicht mit modernen Kollektiven vergleichbar

Möglicherweise lassen sich die beiden Studienkollektive aber wohl nicht ganz mit den Patienten vergleichen, deren Prostatakarzinom heutzutage diagnostiziert wird. Beispielsweise wiesen damals 88 % der Betroffenen bereits palpable Tumoren auf und nur sehr wenige wurden allein aufgrund des PSA-Screenings erfasst. Auch die Komplikationsraten nach der Operation – immerhin 58 % waren impotent und 32 % der Männer harninkontinent – müssten heute wahrscheinlich aufgrund verbesserter Techniken anders beurteilt werden.

*Scandinavian Cancer Group Study Number 4 

Anna Bill-Axelson et al., N Engl J Med 2011; 364: 1708–1717
Matthew R. Smith, a.a.O.: 1770–1772

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