Prostata-Diagnostik: Erst mal ein MRT?

Josef Gulden

Multiparametrisches MRT als Triage-Methode vermeidet offenbar viele unnötige Biopsien. Multiparametrisches MRT als Triage-Methode vermeidet offenbar viele unnötige Biopsien. © fotolia/Kzenon

Die Crux bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms sind die PSA-Wert-getriggerten Biospien. Denn damit werden viele klinisch nicht relevante Tumoren entdeckt. Britische Kollegen favorisieren stattdessen ein multiparametrisches Kernspintomogramm. Diese schnitt in einem Vergleich erstaunlich gut ab.

Die Diagnostik des Prostatakarzinoms unterscheidet sich von der anderer solider Tumoren. Bei Letzteren steht in der Regel eine bildgebende Untersuchung am Beginn der Diagnostik, eventuell gefolgt von einer Biopsie.

Beim Prostatakarzinom hingegen gibt meist ein erhöhter Blutwert des prostataspezifischen Antigens (PSA) den Anstoss für eine Biopsie, die größtenteils mittels transrektalem Ultraschall geführt wird (TRUS-Biopsie). Da der PSA-Wert ein sehr unspezifischer Tumormarker ist, werden aber viele unnötige Biopsien durchgeführt. Dabei entdeckt man viele klinisch nicht relevante Tumoren. Gleichzeitig werden jedoch auch klinisch relevante Tumoren übersehen. Daher werden moderne bildgebende Verfahren zur Prostatakrebs-Diagnostik intensiv erforscht.

Spezifität der MRT-Methode ist weit geringer

In einer Studie untersuchten britische Urologen, Pathologen und Radiologen 576 Patienten mit ­PSA-Konzentrationen von bis zu 15 ng/ml. Zunächst wurde eine multiparametrische 1,5-Tesla-Kernspintomographie durchgeführt. Im Anschluss erhielten alle Patienten eine TRUS- sowie eine Template-Prostate-Mapping-Biopsie. Letzteres Verfahren gilt als die Referenzmetehode, hierbei wird die gesamte Prostata in einem 5-mm-Raster ­untersucht.

Ein Viertel weniger unnötige Biopsien

Die Autoren errechneten aus diesen Daten, dass der Einsatz der multiparametrischen MRT als Triage-Untersuchung 27 % der Patienten mit erhöhtem PSA-Wert eine Biopsie ersparen würde. Auch der Anteil der diagnostizierten, aber klinisch nicht relevanten Tumoren würde um 5 % sinken. Weiter könnten 18 % mehr klinisch relevante Erkrankungen diagnostiziert werden, wenn eine TRUS-Biopsie nicht bei allen Patienten mit erhöhtem PSA durchgeführt wird, sondern nur bei denjenigen mit auffälligem MRT-Befund.
Bei 408 der 576 Patienten (71 %) fand sich mit der Referenzmethode ein Tumor, der aber nur bei 230 von ihnen (40 %) als klinisch signifikant beurteilt wurde. Mit dem MRT entdeckten die Untersucher etwa doppelt so häufig klinisch signifikante Prostatakarzinome wie mit der TRUS-Biopsie (Sensitivität 93 vs. 48 %; p < 0,0001). Allerdings war die radiologische Methode weit weniger spezifisch als die ultraschallgeführte Biopsie (Spezifität 41 vs. 96 %; p < 0,0001). Bei 44 Patienten wurden schwerwiegende Nebenwirkungen der Biopsie-Untersuchungen registriert, darunter acht Fälle von Sepsis.

Die TRUS-Biopsie als erster diagnostischer Test liefert relativ dürftige Ergebnisse, so die Quintessenz. Die multiparametrische MRT hingegen könnte als Triage-Test bei etwa einem Viertel der Männer mit hohen PSA-Werten unnötige Biopsien vermeiden. Zudem würde die Überdia­gnose von klinisch insignifikanten Tumoren reduziert und die Detektion signifikanter Erkrankungen ­verbessert.

Quelle: Ahmed HU et al. Lancet 2017, Jan 19 [prepub ahead of print, DOI 10.1016/S0140-6736(16)32401-1]

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Multiparametrisches MRT als Triage-Methode vermeidet offenbar viele unnötige Biopsien. Multiparametrisches MRT als Triage-Methode vermeidet offenbar viele unnötige Biopsien. © fotolia/Kzenon