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Bei Selbstverletzung gleich Selbstmordgefahr?
Welche Bedeutung Ritzen, Schneiden, Brennen und andere Formen der Selbstverletzung bei Jugendlichen haben, analysierte ein eam um Privatdozent Dr. Romuald Brunner von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Heidelberg. Die Ärzte ließen eine repräsentative Stichprobe von 5759 Schülern der 9. Klassen (alle Schultypen, Durchschnittsalter 14,98 Jahre) anonym einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Ein bis drei selbstverletzende Handlungen pro Jahr wurden als „gelegentlich“ eingestuft, vier und mehr Handlungen als „wiederholend“. Emotionale und Verhaltensprobleme erfassten die Forscher mithilfe der deutschsprachigen Version des „Youth Self-Report“.
Über gelegentliche selbstverletzende Verhaltensweisen innerhalb des vergangenen Jahres berichteten 10,9 % der Schüler, weitere 4 % über wiederholende Handlungen, so Dr. Brunner, der die Ergebnisse der Studie auf dem 31. Kongress der DGKJP* vorstellte. Im Vergleich zu den Jungen verletzten sich Mädchen doppelt so häufig. Soziale Faktoren wie besuchter Schultyp oder schulische Leistungen und familiäre Faktoren wie gesundheitliche Probleme bei Eltern oder Geschwistern zeigten eine ausgeprägte Assoziation mit gelegentlichen Handlungen, nicht jedoch mit der wiederholenden Form.
Dauerritzer in Selbstmordgefahr
Suizidales Verhalten (Selbstmordgedanken oder -absichten und Selbstmordversuche) war ausgeprägt assoziiert mit häufigen Selbstverletzungen. Auch gibt es Hinweise, dass v.a. wiederholende Selbstverletzungen mit psychiatrischen Syndromen in Zusammenhang stehen. Angst/Depression sowie delinquentes (abweichendes Verhalten von der gesetzlichen Norm) und aggressives Verhalten fanden sich dagegen bei beiden Selbstverletzungstypen.
Die hohe Häufigkeit von Selbstverletzungen sowie der Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Problemen und suizidalem Verhalten sollte ein Warnsignal für Pädagogen und Ärzte sein, betonte der Referent. Dies umso mehr, als Jugendliche mit selbstverletzenden Verhaltensweisen nur selten professionelle Hilfe suchen.
* Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie
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