Betablocker beim Herzinfarkt schon vor der Klinik geben?

In der präklinischen Versorgung des Herzinfarktes haben Betablocker nur in Ausnahmefällen etwas zu suchen. Der mancherorts geübte großzügige Einsatz dieser Substanzen ist nicht gerechtfertigt, sagte Professor Dr. Hans Richard Arntz beim Internistenkongress.

Die ISIS-I-Studie von 1986 hat gezeigt, dass die i.v.-Gabe von 5 bis 10 mg Atenolol innerhalb der ersten zwölf Stunden nach Beginn des Herzinfarkts plus nachfolgende orale Atenololgabe das Überleben der Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne frühe Betablockertherapie bessert.

ISIS-Ergebnisse aus der Prä-Reperfusionsära

Nicht wenige Kollegen nahmen dies zum Anlass, die Substanzen bereits in der Prähospitalphase anzuwenden. Allerdings: ISIS-I stammt aus der Prä-Reperfusionsära, zudem wurde sie unter stationären Bedingungen durchgeführt, gab der Kardiologe von der Charité Universitätsmedizin, Campus Benjamin Franklin, zu bedenken. In einem Arm der kürzlich publizierten COMMIT*-Studie erhielten Chinesen mit akutem Myokardinfarkt „brutale Dosen“ – bis zu dreimal 5 mg Metoprolol i.v. innerhalb von 15 Minuten und nachfolgend orales Metoprolol. Tatsächlich führte diese Therapie zu einer nicht-signifikanten Reduktion des primären kombinierten Endpunktes aus Tod, Reinfarkt und Kammerflimmern.

Höhere Gefahr für kardiogenen Schock?

Betrachtete man sich die Sterblichkeit isoliert, wurde hingegen kein Effekt beobachtet, vor allem weil die Häufigkeit des kardiogenen Schocks mit Todesfolge um 30 % angestiegen war. Hierbei dürfte die negativ inotrope Wirkung der Betablockertherapie eine erhebliche Rolle gespielt haben, so Prof. Arntz, zumal die Behandlung auch jene Patienten erhielten, die eine eingeschränkte Ventrikelfunktion hatten. Seiner Auffassung nach gibt es zwar durchaus Gründe, in der Frühphase eines Herzinfarktes Betablocker einzusetzen.

Hier Betablocker:

Die vorsichtige prähospitale Gabe von Betablockern beim Herzinfarkt hält Prof. Arntz aber nur in folgendem Ausnahmefall gerechtfertigt:

  • Der Patient ist tachykard (über 110 bis 115 Schläge pro Minute),
  • behandelbare Ursachen der Tachykardie – Schmerzen und Volumenmangel – sind ausgeschlossen bzw. bereits beseitigt, und
  • der Patient ist nicht herzinsuffizient (auskultatorisch keine Lungenstauung).

In keiner Leitlinie wird die prähospitale Betablockergabe beim akuten Myokardinfarkt propagiert. Daten, die ihre Wirksamkeit belegen, fehlen bis heute. Dies hindert aber so manchen Rettungsdienst nicht daran, „knüppelhart mit Betablockern zuzuschlagen“, kritisierte Prof. Arntz.

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