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Betreiben HNO-Ärzte Quacksalberei?
Im Stimmgabelversuch wird der Ton ins betroffene Ohr lateralisiert, bei der Otoskopie ist der Gehörgang verlegt. Das heißt: Entwarnung, periphere Hörstörung, nur obturierendes Ohrenschmalz. Eine Lateralisation des Stimmgabeltons zur Gegenseite spricht dagegen für eine akute sensorineurale Hörminderung. Hier gilt es zu unterscheiden, ob eine Ursache wie Lärm, Knall oder Explosion dem Hörverlust vorausging oder ob es sich um den klassischen Hörsturz ohne Einwirkung von außen handelt. Die akute sensorineurale Hörminderung stellt in der Regel einen therapeutischen Eilfall dar. Doch wie man am besten vorgeht, da<discretionary-hyphen />rüber streiten die Kollegen. „Nach wie vor wird unsere Therapie massiv in Zweifel gezogen“, klagte Professor Dr. Heinrich Iro von der HNO-Klinik der Universität Erlangen beim Praxis Update 2008.
Traumatischer Hörsturz: Auf jeden Fall Steroide
Viele Allgemeinmediziner halten die Infusionstherapie für Unsinn, während HNO-Ärzte die intravenöse Maßnahme unterstützt von Steroiden favorisieren. Insbesondere bei traumatisch bedingter Hörminderung müssen Kortikosteroide obligat verabreicht werden, aber auch beim nichttraumatischen Hörsturz wird die Steroidgabe allgemein empfohlen, so Prof. Iro. Bei der rheo-logischen Therapie kommen Pentoxifyllin und Hydroxyethylstärke (HAES) zur Anwendung. Als jüngst propagiertes Verfahren für Sondersituationen und refraktäre Fälle nannte der Kollege die HELP-Apherese zur Elimination von Cholesterin. Obwohl das Verfahren bereits Eingang in die Leitlinien gefunden hat, kann es derzeit nur als IGeL-Leistung angeboten werden. Was die hyperbare Sauerstofftherapie betrifft, so gibt es zwar experimentelle Hinweise auf potenziellen Benefit. Aktuell besitzt das Verfahren aber keinen relevanten Stellenwert, so Prof. Iro.
Bei hartnäckigen Fällen direkt ins Ohr
Als neu und vielversprechend stellte der Kollege aus Erlangen die intratympanale Steroidgabe vor, mit der an Ort und Stelle die erforderlichen Konzentrationen gut erreicht werden. Zwar ist die Datenlage für dieses Therapieverfahren noch <forced-line-break />nicht umfangreich, doch propagiert es der Referent bereits für Patienten, die auf die rheologische Therapie nicht angesprochen haben: „Hier sollte man auf jeden Fall die tympanale Therapie offerieren.“ „Und was antworten Sie nun Ihren allgemeinmedizinischen Kontrahenten, die sagen: ‘HNO-Ärzte, welche ohne Beleg Rheologika und Steroide geben, sind Quacksalber’?“, provozierte Professor Dr. Christian <forced-line-break />Ell, Klinik für Innere Medizin II der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden. Für die Effektivität von Steroiden gibt es Belege“, konterte Prof. Iro. Was die Rheologika angeht, so behandeln Sie nach einer S2-Leitlinie, die überwiegend auf Empirie und Expertenkonsens beruht. „Aber die Patienten wollen eine Therapie. Deshalb klären wir sie auf, dass wir eine Therapie anwenden, die empfohlen wird, von der wir aber nicht sicher wissen, ob sie wirkt.“
Was tun bei akutem Tinnitus?
Akuter Tinnitus wird analog zum Hörsturz mit rheologischer Infusionstherapie behandelt - evtl. mit begleitender Gabe von Lidocain (unter stationären Bedingungen). Tinnitus und Hyperakusis werden als Hörsturzäquivalent gewertet, weil diese Symptome ebenfalls eine Innenohrschädiging reflektieren.
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