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Keine Panik, wenn nichts mehr schmeckt

Nach dem Ort der Schädigung unterscheidet man peripher-nervöse Störungen, die meist auf einer afferenten Nervenläsion beruhen. Zentrale Störungen, die selten isoliert vorliegen, entstehen meist in Verbindung mit Schädigungen von Hirnstamm, Thalamus oder ventralem Temporallappen – Strukturen, die an der Verarbeitung von Schmeckreizen beteiligt sind. Über Hypogeusien berichten 5 % der Allgemeinbevölkerung, komplette Ausfälle kommen extrem selten vor. Treten sie einseitig auf, wie etwa nach Durchtrennung der Chorda tympani, bemerken Betroffene den Geschmacksverlust subjektiv oft gar nicht.
Zu den wichtigsten Ursachen gehören Schädel-Hirn-Traumata. Auch Frakturen von os temporale oder mandibulare, die den N. facialis in Mitleidenschaft ziehen, können das Schmecken beeinträchtigen. In vielen Fällen kann man nach traumatischer Genese mit einer Restitutio ad integrum rechnen. Selbst nach beidseitiger Durchtrennung der Chorda tympani wurde dies bei 20 % der Patienten beobachtet.
Anticholinergika oder Zytostatika eingenommen?
Neben Infektionen der oberen Atemwege, Noxen und iatrogenen Auslösern (Op., Bestrahlung) kommen als weitere Ursachen zwei Medikamentengruppen in Betracht: Substanzen, die den Speichelfluss verändern, z.B. Anticholinergika, oder Stoffe, die die Mundschleimhaut schädigen wie Vincristin.
Drei-Tropfen-Methode ermittelt Schmeckschwelle
Dann gibt es noch das „Burning mouth“-Syndrom, das immer mit einem ständigen bitteren oder metallischen Geschmack im Mund assoziiert ist. Ätiologisch werden psychische (Depression), hormonelle (Östrogenmangel) oder ernährungsbedingte Faktoren (Vitamin-B-Mangel, Zinkmangel) vermutet.
Anamnese, HNO-Status, Endoskopie von Nase und Nasenrachen, Lupenlaryngoskopie, Palpation der Zunge, orientierende Riechprüfung und quantitative Bestimmung des Schmeckvermögens gehören zur diagnostischen Abklärung. In der Anamnese muss das Augenmerk vor allem auf kürzlich erfolgten zahnärztlichen oder oralchirurgischen Eingriffen sowie auf Nierenerkrankungen, Diabetes, unmittelbar vorausgegangenen Infektionen der oberen Atemwege, Kopftraumata, psychiatrischen und neurodegenerativen Erkrankungen sowie Zungenbrennen liegen.
Zink ja oder nein?
Bis zur Spontanerholung können Jahre vergehen
Das Auftragen der Lösungen lokal auf die Zunge erlaubt die Beurteilung der regionalen Schmeckfunktion. Der Patient muss die Zunge dabei ganz ruhig halten und soll nicht sprechen, damit sich die Lösung nicht ausbreitet. Eine Seitendifferenz erfasst am schnellsten und leichtesten die Elektrogustometrie. Dabei wird die elektrische Wahrnehmungsschwelle bestimmt. Spezialzentren können auch gustatorisch evozierte Potenziale ableiten.Schmeckstörungen neigen stark zur Spontanremission, die aber in der Regel erst nach Monaten bis Jahren eintritt. Steckt eine Systemerkrankung hinter der Dysgeusie, bessert sich diese meist auch durch optimale Behandlung des Grundleidens.
Gerne ordentlich an der Gewürzmühle drehen
Wenn möglich, sollten toxische Medikamente weggelassen werden. Nikotinkarenz und Nachwürzen können helfen, die gustatorische Restfunktion zu stimulieren. Haben die Geschmacksstörungen schon zu einem Gewichtsverlust geführt, stehen zusätzlich Ernährungsberatung und Schleimhautpflege durch Speichelersatzstoffe auf dem Therapieplan.Quelle: S2k-Leitlinie AWMF-Register Nr. 017/050: Riech- und Schmeckstörungen
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