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Bisswunden: Menschen sind gefährlicher als Hunde!
Bisswunden an der Hand zählen zu den „High-risk-Verletzungen" und gelten als handchirurgische Notfälle. Meist sind es Hundezähne, die sich ins menschliche Fleisch graben (50 bis 80 %). Auch Katzen beißen häufig zu und verursachen bis zu 30 % der Bisswunden. Und jeder zehnte Bissverletzte ist von einem Mitmenschen gebissen worden. Erst dann folgen Nagetier-, Pferde- oder Affenbisse, berichten Dr. Philipp Lichte von der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Essen und Kollegen in der Zeitschrift „Der Unfallchirurg".
Nicht von den Kulissen täuschen lassen!
Wird die Rangliste nach der Infektionsgefahr erstellt, stehen Katzenbisse ganz vorn. Die spitzen Zähne der Stubentiger bringen über punktförmige kleine Wunden keimbesiedelten Speichel tief ins Gewebe ein, oft sogar bis in Gelenke oder Knochen. Die Infektionsraten betragen zwischen 30 und 50 %. Rang zwei bei den Bissinfektionen nehmen mit 20 bis 25 % Menschenbisse ein. Für Hundebisse wird die geringste Infektionsrate beschrieben, sie beträgt mit 2 bis 20 %
Entgegen der allgemeinen Ansicht sind kleine Bisswunden mit höheren Komplikationsraten verbunden als große. Denn Erstere werden oft unterschätzt und daher überhaupt nicht oder nicht adäquat behandelt. Durch äußere Betrachtung allein ist der Schaden oft gar nicht zu beurteilen, schreiben die Autoren. Nach dem Biss gleiten nämlich die Gewebeanteile kulissenartig übereinander, sodass die tiefer liegenden Strukturen nicht einsehbar sind. Eine gründliche chirurgische Untersuchung mit Narkose und Blutsperre ist daher in der Regel nötig. Dabei wird die Wunde ausgiebig gespült und die Operateure nehmen eine ausführliches Reinigung vor. Kleine Wunden, z.B. Katzenbisse, werden so weit eröffnet, dass sie ausreichend drainiert werden können.
Über die Operationsindikation entscheidet der Arzt. Möchte sich der Patient nach gründlicher Aufklärung über Infektionsrisiken nicht operieren lassen, sind kurzfristige Kontrollen wichtig. Außerdem muss der Kranke über die Symptome einer beginnenden Infektion und das weitere Vorgehen informiert werden.
Antibiotikum ersetzt nicht die Operation
In jedem Fall wird die betroffene Extremität mit einer Schiene ruhiggestellt. Bis zum Verschluss der Wunde sind tägliche Handbäder mit Jod- oder Kamillenlösung sinnvoll. Damit spült man Bakterien und Wundsekret aus.
Philipp Lichte et al., Unfallchirurg 2009; 112: 719–726
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