
Blasenkatheter: besser überwachen
Ein Patient wurde mit Blasenkatheter aus der Klinik entlassen? Dann sollten Sie die Indikation genau prüfen. Muss die Harnableitung länger liegen, so gilt es, durch optimale Handhabung Infektionen vorzubeugen.
Blasenkatheter: länger 5 Tage suprapubisch
Selbstverständlich sollten Blasenkatheter nur bei strenger Indikation gelegt (bei über fünftägiger Liegedauer möglichst suprapubisch) und frühestmöglich entfernt werden. Doch die Realität sieht oft anders aus, kritisierte Professor Dr. Bernhard Liedl, Urologe an der Chirurgischen Klinik München-Bogenhausen. Auf Allgemeinstationen ist seinen Angaben zufolge jede zweite künstliche Harnableitung nicht gerechtfertigt. Der Schlauch bleibt womöglich jahrelang liegen – falls nach Entlassung ins Heim keiner die Indikation prüft.
Auch falsche Sparsamkeit bei der Harndrainage kann sich rächen: Mit offenen/halboffenen Systemen haben alle Patienten bereits nach wenigen Tagen eine Bakteriurie, mit geschlossenen lässt sich dies bis zu vier Wochen hinauszögern. Eine strikt aseptische Katheterisierung scheitert bei Männern oft daran, dass ihre Harnröhre selbst in 6 cm Tiefe noch mit Bakterien besiedelt ist.
Proteus-Infektion trotzen Antibiotika
Bei langfristiger Katheterisierung drohen in etwa 40 % der Fälle Obstruktionen: Sie entstehen durch mineralisierte Biofilme, in denen v. a. Proteus mirabilis häufig Antibiotika und Antiseptika trotzt, selbst 1000-fache Wirkspiegel können dem Keim dort nichts anhaben. Um aufsteigende Infektionen zu verhindern, empfiehlt Prof. Liedl, immer für freien Urinfluss zu sorgen. Schließlich verdoppelt sich die Keimzahl im körperwarmen Urin alle 20 Minuten und selbst gering pathogene Erreger können eine Urosepsis auslösen.
Das früher empfohlene Blasentraining dagegen ist heute obsolet, schließlich lässt fehlende Füllung keineswegs die Blase schrumpfen. Auf Spülungen zur Inkrustationsprophylaxe sollte man verzichten, so der Kollege. Sie zeigen keinen nachhaltigen Effekt, lösen aber gehäuft febrile Harnwegsinfektionen aus. Auch die Ansäuerung des Harns vermag Katheterobstruktionen nicht zu verhindern – im Gegenteil: Durch Absenken des pH-Werts wird die Ureaseaktivität und damit die Inkrustierung angefeuert.
Infektion: Katheter wechseln
Eine dreimonatige Infektionsprophylaxe mit Norfloxacin (200 mg/Tag) hat sich zwar bei Dauerkatheterträgern im Pflegeheim als wirksam erwiesen. Allerdings zu einem hohen Preis: Nach drei Monaten waren 90 % der isolierten Keime gegenüber Norfloxacin und Ciprofloxacin resistent. Damit die Antibiotikatherapie anschlägt, rät Prof. Liedl, bei symptomatischen Harnwegsinfektionen möglichst bald den Katheter zu wechseln – ebenso bei Obstruktionen und anderen Beschwerden. Auf einen regelmäßigen Austausch des Devices verzichtet man dagegen wegen der Bakteriämiegefahr.
Quelle: 66. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Urologie, Düsseldorf, 2014
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