Candidainfektion von Haut und Mukosa schnell in den Griff bekommen

Dr. Anja Braunwarth

Schwere Candidose der Mundhöhle. Schwere Candidose der Mundhöhle. © CDC

Ob in Mund, Ösophagus, Vagina oder „nur“ auf der Haut: Wenn der Kommensale Candida aufgrund einer (lokalen) Abwehrschwäche zum Infektionserreger mutiert, braucht der Patient eine wirksame Therapie. Wann eine lokale Behandlung ausreicht und in welchen Fällen einer systemischen der Vorzug zu geben ist, beschreibt eine aktuelle S1-Leitlinie.

Hefepilze der Gattung Candida sind Kommensalen auf der Haut und den Schleimhäuten. Ist die spezifische zelluläre Immunität gestört, können sie jedoch Erkrankungen – oberflächliche wie invasive – hervorrufen. Besonders gefährdet sind u.a. Patienten mit HIV-Infektion, solche nach Stammzelltransplantation, mit Glukokortikoid- oder antibiotischer Therapie, Diabetiker und Patienten mit lokal gestörter Schleimhautphysiologie, wie es z.B. bei Trägern von Zahnprothesen der Fall sein kann.

Angaben zur Häufigkeit schwanken erheblich

Die Angaben zur Häufigkeit der mukokutanen Candidainfektion schwanken erheblich. Für die orale und ösophageale Candidose liegen sie z.B. bei HIV-positiven Patienten zwischen 6 und 93 %, wobei sich die Werte deutlich verringert haben, seitdem die hochaktive antiretrovirale Therapie zur Verfügung steht. Von den Krebskranken und allogen Transplantierten ohne antimykotische Prophylaxe entwickeln 25–35 % einen oropharyngealen Candidabefall. Auslöser ist in der Regel Candida albicans, seltener werden mehrere Candidaerreger nachgewiesen.  

Erythematöse Form wird leicht übersehen

Häufigste Manifestationen der oberflächlichen Hefepilzinfektion sind die vulvovaginale und die oro­pharyngeale Candidose. Als charakteristische Merkmale gelten:

  •     weiße, teils abstreifbare Beläge, die dazugehörigen Läsionen sind schmerzhaft
  •     Brennen
  •     Geschmacksstörungen
  •     Mundwinkelrhagaden
  •     im Extremfall Behinderung von Nasenatmung, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

Die erythematöse Form der oberflächlichen Candidainfektion wird leicht übersehen, da sie nicht durch weiße Beläge zu erkennen ist, warnen die Leitlinienautoren. Sie weisen zudem darauf hin, dass ein Befall von Ösophagus und Larynx auch dann vorhanden sein kann, wenn der Mundraum unauffällig ist – Odynophagie, retrosternale Schmerzen und Stridor können auf ihn hinweisen.

Direkter Erregernachweis aus Abstrich notwendig

Bei Infektionen von Haut, Hautanhangsgebilden und bei Vulvovaginitis ist der direkte Erregernachweis aus Abstrichmaterial notwendig. Die Diagnose einer Candida-Ösophagitis wird zumeist klinisch gestellt. Für sie beweisend ist zwar nur die endoskopische bzw. mikrobiologische Diagnostik, Risikopatienten erhalten aber häufig zunächst eine präemptive Therapie.  

Candidose mit retrosternalem Brennen beim Essen

Die Behandlung der unkomplizierten Mykose des Oropharynx erfolgt 7–14 Tage lang mit topischen Azolen oder Polyenen bzw. systemisch mit Fluconazol (oral oder i.v.) bzw. Itraconazol-Lösung. Spricht die Infektion nicht auf Fluconazol an oder entwickelt sie sich unter einer Prophylaxe mit dieser Substanz, bieten Itraconazol-Lösung, Posa­conazol, Anidulafungin, Caspofungin, Micafungin oder Voriconazol Erfolg versprechende Optionen. Amphotericin-B-Deoxycholat steht erst dann an, wenn all diese Wirkstoffe versagt haben.

Sonderfall chronisch-mukokutane Candidose

Der Begriff „chronisch-mukokutane Candidose“ fasst verschiedene seltene Krankheitskomplexe zusammen, die aber alle mit einer persistierenden oder chronisch-rezidivierenden Candidose von Haut, Schleimhaut und Nägeln einhergehen. Die Patienten leiden meist unter angeborenen immunologischen oder endokrinen Störungen mit einer Beeinträchtigung der Aktivierung von T-Lymphozyten. Häufig erkranken sie schon im Kleinkindalter. Da sich das Grundproblem nicht beheben lässt, muss man in der Regel dauerhaft oder intermittierend systemisch mit einem Azol-Derivat wie Fluconazol oder Itraconazol (alternativ Posaconazol/Voriconazol) behandeln.
Bei Soor-Ösophagitis raten die Autoren generell zur systemischen Therapie, vorzugsweise mit Flu­conazol (oral oder i.v.) über 14–21 Tage. Die Gabe kann auch präemptiv erfolgen, wenn eine orale Candidose mit retrosternalem Brennen beim Essen einhergeht. Innerhalb von einer Woche fühlt sich die Mehrzahl der Patienten bereits besser. Die Therapiealternativen sind die gleichen wie bei oropharyngealer Erkrankung einschließlich Amphotericin B (liposomal bzw. Deoxycholat). In der topischen Therapie der vulvovaginalen Candida­infektion werden wiederum topische Azole oder Polyene über mindestens eine Woche eingesetzt. Alternativ kann man ein bis drei Tage lang orales Fluconazol oder Itraconazol verordnen. Bei schweren, refraktären oder rezidivierenden Infektionen muss man das genannte Medikamentenspektrum über mindestens 14 Tage geben. Ggf. brauchen die Patienten auch eine Erhaltungsdosis. Chronisch-rezidivierende Verläufe können Probleme bereiten, sie erfordern oft ergänzende nicht medikamentöse Maßnahmen und es wird eine psychosomatische Komponente diskutiert. Der Nachweis des Hefepilzes im Urin stellt per se keine Indikation zur Behandlung dar, sofern es sich nicht um Mittelstrahlurin handelt. Ist der betroffene Patient mit einem Blasenkatheter versorgt, führt dessen definitive Entfernung in 40 % der Fälle zur dauerhaften Sanierung des Harns, ein Austausch dagegen nur in weniger als 20 %. Sind die Patienten symptomatisch oder weisen sie eine Granulozytopenie auf, sollte man Antimykotika einsetzen und Blasenkatheter bzw. Stent generell tauschen bzw. entfernen.

Bei Keimpersistenz die Nieren schallen

Persistiert die Besiedlung, rät die Leitlinie zur Sonographie der Nieren, um eine Nephritis auszuschließen. Als effektive Interventionen haben sich Fluconazol (≥ 7 Tage) oder Amphotericin-B-Deoxycholat (≤ 7 Tage) erwiesen. Bei komplizierten Harnwegsinfekten oder Detektion einer anderen Spezies als C. albicans kann man zusätzlich 5-Flucytosin verordnen. Die lokale Spülung mit Amphotericin B hat geringeren Stellenwert und reizt potenziell das Gewebe. Für den Befall der Haut reicht fast immer eine topische Therapie, bei Onychomykose gelten Itraconazol und Fluconazol als Mittel der Wahl.

S1-Leitlinie Diagnose und Therapie von Candida-Infektionen: Gemeinsame Empfehlungen der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

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Schwere Candidose der Mundhöhle. Schwere Candidose der Mundhöhle. © CDC
Topische Therapie ist bei Intertrigo angebracht. Topische Therapie ist bei Intertrigo angebracht. © wikipedia.org/Grook Da Oger, CC BY-SA 3.0
Bei der Soor-Ösophagitis muss generell systemisch 
therapiert werden. Bei der Soor-Ösophagitis muss generell systemisch 
therapiert werden. © Albertinen Krankenhaus Hamburg
Bei einer Onychomykose gelten Itraconazol und Fluconazol als Mittel der Wahl. Bei einer Onychomykose gelten Itraconazol und Fluconazol als Mittel der Wahl. © wikipedia.org/Medguy