
Hartnäckiger Scheidenpilz: Wie man bei andauernden Candidosen im Intimbereich vorgehen sollte

Wenn die Patientin über ein Jucken und Wundsein im Vaginalbereich klagt und ein weißer geruchloser Ausfluss sowie vielleicht Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hinzukommen, liegt der Verdacht auf eine Candidose nahe. Meist verschwinden die Beschwerden durch ein Antimykotikum schnell wieder. Aber etwa jede elfte Frau zwischen 25 und 34 Jahren leidet wiederholt unter Infektionen mit Hefen der Gattung Candida.
Ab vier Episoden im Jahr spricht man von chronisch rezidivierenden Candidosen. Sie sind nicht nur lästig, sondern schränken die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen ähnlich stark ein wie Asthma oder Migräne. Dass bei einigen die Scheidenflora immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät, kann unterschiedliche Ursachen haben, schreiben Annabel Lines von der University of Sussex in Brighton und ihre Kolleginnen.
Bis zu 30 % aller Frauen entwickeln unter Antibiotikabehandlung eine Candidose. Auch Immunsuppressiva oder Östrogen können die Hefen sprießen lassen. So sind Candidosen unter anderem während der Schwangerschaft oder einer Hormonersatztherapie häufiger. Frauen mit Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes, zystischer Fibrose oder bestimmten Hauterkrankungen sind ebenfalls anfälliger. Manchmal liegt es aber auch an zu enger, nicht atmungsaktiver (synthetischer) Kleidung, zu aggressiver Intimhygiene oder der Verwendung von Slipeinlagen. Sexuell übertragbar ist der Pilz nicht.
Typisch für eine Candidose sind der Ausfluss von meist quarkartiger Konsistenz und Hautläsionen. Hinzukommen können Fissuren und Schwellungen. Allerdings steckt hinter solchen Beschwerden nicht automatisch eine (rezidivierende) Candida-Infektion, warnen die Autorinnen. Sie raten, die Frauen sorgfältig zu untersuchen und einen Abstrich fürs Labor vorzunehmen, um die Art und Empfindlichkeit des Pilzes zu bestimmen oder, wenn es naheliegt, auf sexuell übertragbare Erreger zu testen.
Kondomriss durch Cremes und Intravaginaltabletten möglich
Verursacht das Wattestäbchen beim Abstrich Schmerzen, könnte dahinter auch eine Vulvodynie stecken. Geht der Ausfluss von der entzündeten Haut aus, liegt eine Kontaktdermatitis nahe. Gelber, grüner oder geruchsintensiver Ausfluss sind ebenfalls Zeichen anderer Ursachen.
Ist eine körperliche Untersuchung nicht möglich oder wird diese verweigert, geben die Autorinnen ihren Patientinnen ein Abstrich-Set für zu Hause mit. Das sei aus ihrer Erfahrung auch hilfreich, wenn man anhand der Anamnese eine wiederkehrende Candidose vermutet, der initiale Abstrich aber unauffällig war.
Ob man direkt therapiert oder das Laborergebnis erst abwartet, entscheidet man mit der Patientin und je nach Schweregrad der Symptome und Wahrscheinlichkeit für alternative Diagnosen. In vier von fünf Fällen ist C. albicans der Auslöser. Hier behandelt man mit oralem Fluconazol – über sechs Monate. Alternativ kann man zunächst topisches Imidazol und zur Erhaltung Clotrimazol intravaginal oder orales Itraconazol verwenden. Bei (potenziell) Schwangeren und Stillenden ist von oralen Präparaten abzusehen.
Handelt es sich bei dem Übeltäter um eine andere Candida-Art (z.B. C. glabrata), hilft Nystatin besser. Einige Cremes oder Intravaginaltabletten schädigen allerdings Kondome und sollten immer nach dem Sex appliziert werden. Bleibt der Therapieerfolg aus, hat man entweder den Erreger falsch identifiziert, einen resistenten erwischt oder es lag eine weitere bzw. andere Erkrankung vor.
Asymptomatische Partner nicht mit behandeln
Außerdem sinnvoll: den Betroffenen die möglichen Trigger einer Pilzinfektion erläutern und darauf hinweisen, Haut- und Intimbereich nicht mit parfümierten Seifen zu reinigen. Denn viele Frauen möchten wissen, wie sie weitere Rückfälle vermeiden können. Die Ernährung umzustellen, ist dagegen – sofern kein Diabetes vorliegt – nicht nötig, ebenso wenig die gleichzeitige Therapie asymptomatischer Partner. Auch von Teebaumöl raten die Autorinnen ab.
Quelle: Lines A et al. BMJ 2020; 369: m1995; DOI: 10.1136/bmj.m1995.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).