CAR-T-Zellen auch für die ganz Kleinen geeignet

Kathrin von Kieseritzky

Aktuelle Real-World-Daten legen nahe, dass CAR-T-Zellen offenbar auch bei akuter prä-B-Zell-ALL im Kleinkindalter Wirkung zeigen. Aktuelle Real-World-Daten legen nahe, dass CAR-T-Zellen offenbar auch bei akuter prä-B-Zell-ALL im Kleinkindalter Wirkung zeigen. © Stephan Morrosch – stock.adobe.com

Eine Infusion von Tisagenlecleucel wirkt offenbar auch bei akuter prä-B-Zell-ALL im Kleinkindalter, die sonst oft mit einer ungünstigen Prognose einhergeht. Das legen zumindest aktuelle Real-World-Daten nahe.

Sehr junge Kinder mit Hochrisiko-B-Zell-ALL leiden meist an einer kindlichen B-ALL mit KMT2A-Rearrangements. Die Prognose ist mit einer Chemotherapie eher ungünstig, selbst wenn die Betroffenen einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation zugeführt werden. In der Phase-2-Studie ELIANA zur CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlec­leucel bei Patient:innen mit rezidivierter/refraktärer B-ALL zwischen 3–25 Jahren waren Kleinkinder unter drei Jahren ausgeschlossen worden. Nun sammelten Forschende um Dr. Sara ­Ghorashian, UCL ­Great Ormond Street Institute of Child Health, London, im Rahmen einer internationalen, multizentrischen, retrospektiven Kohortenstudie an 15 Kliniken in zehn europäischen Ländern Real-World-Daten zu dieser Personengruppe.

38 Kinder mit rezidivierter/refraktärer B-Zell-Vorläufer-ALL schlossen die Kolleg:innen insgesamt ein. Von ihnen wurden 35 (92 %) mit Tisagenlecleucel behandelt. Median waren sie 17 Monate (IQR 14,9–24,6) alt, als sie die Infusion erhielten und wiesen einen medianen Blastenanteil im Knochenmark vor der Lymphodepletion von 5 % auf. 20 % hatten eine nicht-detektierbare messbare Restkrankheit, 29 % eine messbare Resterkrankung und 51 % eine Krankheitslast von mindestens 5 % Blasten, darunter sieben Patient:innen, die mehr als 50 % Blasten aufwiesen.

Wird eine MRD-Negativität erreicht, hält sie lange an

Nach einem medianen Follow-up von 14 Monaten betrug das Gesamt­überleben zwölf Monate nach der Tisagenlecleucel-Infusion 84 % und das ereignisfreie Überleben (EFS) 69 %; das stringente EFS – das zusätzlich Ereignisse wie eine messbare Resterkrankung nach Erreichen einer kompletten Remission mit oder ohne hämatologischer Erholung und den Erhalt einer weiteren Anti-Leuk­ämie-Therapie beinhaltete – bezifferten die Kolleg:innen mit 41 %. Die Wahrscheinlichkeit für eine anhaltende B-Zell-Aplasie lag nach zwölf Monaten bei 70 % (95%-KI 46–84).

Eigenschaften der Studienpopulation

29 Patient:innen (76 %) wiesen ein KMT2A-Rearrangment auf, 25 (66 %) hatten eine hämatopoetische Stammzelltransplantation hinter sich. Zuvor hatten die Teilnehmenden im Median zwei Therapielinien exklusive Stammzelltransplantation erhalten. Sieben (18 %) waren mit Inotuzumab, 14 (37 %) mit Blinatumomab behandelt worden. Das mediane Alter der Gesamtkohorte betrug bei Diagnose 5,2 Monate (IQR 2,6-7,6).

Alle Kinder, die nach der Tisagenlecleucel-Infusion keine messbare Resterkrankung mehr aufwiesen (n = 7), waren nach sechs und zwölf Monaten ereignisfrei am Leben. Das stringente EFS betrug in dieser Gruppe 83 % nach sechs Monaten und 67 % nach zwölf Monaten. Zwei Betroffene erlitten ein spätes Rezidiv (> 1 Jahr) und wurden weiter behandelt, schreiben die Autor:innen. 

„Antitumorale Aktivität mit akzeptablem Sicherheitsprofil“

Die Erkrankten mit KMT2A-rearrangierter Leukämie wiesen kein erhöhtes Rezidivrisiko auf. 43 % erhielten während des Follow-ups weitere Therapien. Sechs Personen bekamen eine allogene Stammzelltransplantation, bei fünf von ihnen war es bereits die zweite. Nebenwirkungen umfassten das Zytokin­freisetzungssyndrom (60 %; ≥ Grad 3: 14 %) und Neurotoxizitäten (26 %).

Diese Daten deuten nach Ansicht der Wissenschaftler:innen darauf hin, dass eine CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel auch bei ganz jungen Patient:innen mit Kleinkind-B-Zell-Vorläufer-ALL eine antitumorale Aktivität mit einem akzeptablen Sicherheitsprofil entfaltet. 

Quelle:
Ghorashian S et al. Lancet Haematol 2022; 9: e766-e775; DOI: 10.1016/S2352-3026(22)00225-3

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Aktuelle Real-World-Daten legen nahe, dass CAR-T-Zellen offenbar auch bei akuter prä-B-Zell-ALL im Kleinkindalter Wirkung zeigen. Aktuelle Real-World-Daten legen nahe, dass CAR-T-Zellen offenbar auch bei akuter prä-B-Zell-ALL im Kleinkindalter Wirkung zeigen. © Stephan Morrosch – stock.adobe.com