
CAR-T-Zellen auch für die ganz Kleinen geeignet

Sehr junge Kinder mit Hochrisiko-B-Zell-ALL leiden meist an einer kindlichen B-ALL mit KMT2A-Rearrangements. Die Prognose ist mit einer Chemotherapie eher ungünstig, selbst wenn die Betroffenen einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation zugeführt werden. In der Phase-2-Studie ELIANA zur CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel bei Patient:innen mit rezidivierter/refraktärer B-ALL zwischen 3–25 Jahren waren Kleinkinder unter drei Jahren ausgeschlossen worden. Nun sammelten Forschende um Dr. Sara Ghorashian, UCL Great Ormond Street Institute of Child Health, London, im Rahmen einer internationalen, multizentrischen, retrospektiven Kohortenstudie an 15 Kliniken in zehn europäischen Ländern Real-World-Daten zu dieser Personengruppe.
38 Kinder mit rezidivierter/refraktärer B-Zell-Vorläufer-ALL schlossen die Kolleg:innen insgesamt ein. Von ihnen wurden 35 (92 %) mit Tisagenlecleucel behandelt. Median waren sie 17 Monate (IQR 14,9–24,6) alt, als sie die Infusion erhielten und wiesen einen medianen Blastenanteil im Knochenmark vor der Lymphodepletion von 5 % auf. 20 % hatten eine nicht-detektierbare messbare Restkrankheit, 29 % eine messbare Resterkrankung und 51 % eine Krankheitslast von mindestens 5 % Blasten, darunter sieben Patient:innen, die mehr als 50 % Blasten aufwiesen.
Wird eine MRD-Negativität erreicht, hält sie lange an
Nach einem medianen Follow-up von 14 Monaten betrug das Gesamtüberleben zwölf Monate nach der Tisagenlecleucel-Infusion 84 % und das ereignisfreie Überleben (EFS) 69 %; das stringente EFS – das zusätzlich Ereignisse wie eine messbare Resterkrankung nach Erreichen einer kompletten Remission mit oder ohne hämatologischer Erholung und den Erhalt einer weiteren Anti-Leukämie-Therapie beinhaltete – bezifferten die Kolleg:innen mit 41 %. Die Wahrscheinlichkeit für eine anhaltende B-Zell-Aplasie lag nach zwölf Monaten bei 70 % (95%-KI 46–84).
Eigenschaften der Studienpopulation
29 Patient:innen (76 %) wiesen ein KMT2A-Rearrangment auf, 25 (66 %) hatten eine hämatopoetische Stammzelltransplantation hinter sich. Zuvor hatten die Teilnehmenden im Median zwei Therapielinien exklusive Stammzelltransplantation erhalten. Sieben (18 %) waren mit Inotuzumab, 14 (37 %) mit Blinatumomab behandelt worden. Das mediane Alter der Gesamtkohorte betrug bei Diagnose 5,2 Monate (IQR 2,6-7,6).
Alle Kinder, die nach der Tisagenlecleucel-Infusion keine messbare Resterkrankung mehr aufwiesen (n = 7), waren nach sechs und zwölf Monaten ereignisfrei am Leben. Das stringente EFS betrug in dieser Gruppe 83 % nach sechs Monaten und 67 % nach zwölf Monaten. Zwei Betroffene erlitten ein spätes Rezidiv (> 1 Jahr) und wurden weiter behandelt, schreiben die Autor:innen.
„Antitumorale Aktivität mit akzeptablem Sicherheitsprofil“
Die Erkrankten mit KMT2A-rearrangierter Leukämie wiesen kein erhöhtes Rezidivrisiko auf. 43 % erhielten während des Follow-ups weitere Therapien. Sechs Personen bekamen eine allogene Stammzelltransplantation, bei fünf von ihnen war es bereits die zweite. Nebenwirkungen umfassten das Zytokinfreisetzungssyndrom (60 %; ≥ Grad 3: 14 %) und Neurotoxizitäten (26 %).
Diese Daten deuten nach Ansicht der Wissenschaftler:innen darauf hin, dass eine CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel auch bei ganz jungen Patient:innen mit Kleinkind-B-Zell-Vorläufer-ALL eine antitumorale Aktivität mit einem akzeptablen Sicherheitsprofil entfaltet.
Quelle:
Ghorashian S et al. Lancet Haematol 2022; 9: e766-e775; DOI: 10.1016/S2352-3026(22)00225-3
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