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CED: Anämie-Screening mit Tücken - Basisparameter reichen bei M. Crohn und Colitis ulcerosa oft nicht aus

Fatigue und Leistungsschwäche gehören zu den häufig geklagten Symptomen von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten (CED), die Lebensqualität ist dadurch zum Teil stark beeinträchtigt. Immer noch zu wenig wird bei derartigen Beschwerden an eine Anämie gedacht, schreiben Dr. Victoria Mücke vom Universitätsklinikum Frankfurt/M. und Kollegen. Selbst wenn leitliniengerecht gescreent wurden bleibt die dabei detektierte Anämie häufig unbehandelt, zitieren die Autoren eine Online-Befragung von Patienten.
CED-Patienten mit aktiver Entzündung sollten mindestens alle drei Monate auf eine Blutarmut untersucht werden. Bei Patienten, die sich in Remission befinden oder nur eine geringe Inflammation aufweisen, darf der Abstand auf sechs bis zwölf Monate ausgedehnt werden, so die Leitlinien. Allerdings reicht das übliche Anämie-Basislabor mit mittlerem korpuskulärem Volumen, Serum-Ferritin und Transferrin-Sättigung bei Patienten mit aktivem M. Crohn oder Colitis ulcerosa meist nicht aus. Ein Grund dafür ist die Entzündungsreaktion. So kann die akute Inflammation falsch-normale oder sogar erhöhte Serum-Ferritin-Spiegel bis 100 µg/l induzieren als Teil der Akute-Phase-Reaktion, und die chronische Entzündung kann Parameter der Eisenspeicherung verfälschen.
Löslicher Transferrin-Rezeptor lässt sich nicht beeindrucken
Unbeeinflusst von der Entzündung bleibt dagegen der lösliche Transferrin-Rezeptor (sTfR). Zusammen mit den klassischen Anämie-Indikatoren und einem großen Blutbild sowie der Retikulozytenzahl liefert der sTfR-Wert eine gut interpretierbare Diagnosegrundlage für eine Eisenmangelanämie bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Nicht vergessen: Neben einer „echten“ Eisenmangelanämie kann eine Anämie bei chronischer Erkrankung (ACD) vorliegen, häufig findet sich auch eine Kombination aus beiden Störungen. Bei dieser „funktionellen Anämie“ wird das Fe2+ während der Erythropoese trotz normaler Vorräte nur unvollständig eingebaut. Serum-Ferritin-Werte bei über 100 µg/l und die Transferrinsättigung (TfS) unter 20 % deuten auf eine ACD hin.
Zudem gilt es, andere Anämieursachen im Auge zu behalten: Vor allem bei CED-Patienten mit makrozytärer Anämie empfehlen die Autoren eine regelmäßige Kontrolle von Vitamin B12 und Folsäure. Deren Resorbtion ist durch eine Kombination von Entzündung, bakterieller Überwucherung und ggf. als Folgezustand von Dünndarmresektionen häufig gestört. Schließlich kann auch eine myelosuppressive Medikation z.B. mit Thiopurinen oder Sulfasalazin die Blutbildung stören.
Die Behandlung des Eisenmangels erfordert bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in der Regel eine Eisen-Substitution. Diese erfolgt in der Praxis nach wie vor bevorzugt mit oralen Eisenpräparaten – obwohl solche Zubereitungen die Darmmukosa schädigen und die intestinale Entzündung weiter anheizen können. Aus diesem Grund favorisieren die Autoren v.a. bei schwerer Anämie mit Hb-Werten unter 10 g/l die normalerweise gut verträgliche intravenöse Supplementation mit nicht dextranhaltigen Formulierungen, z.B. mit Eisen-Carboxymaltose. Auch für die Rückfall-Prophylaxe sind parenterale Eisenpräparate gut geeignet.
Quellen: Aus der Fachliteratur
Mücke V et al. Ann Gastroenterol 2017; 30: 15-22
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