Checkpoint-Hemmer erreichen im Rezidiv ebenso wie in der Erstlinientherapie hohe Ansprechraten

ASH 2021 Josef Gulden

Wie sinnvoll es ist, Checkpoint-Inhibitoren als Zugabe zur Chemotherapie in der Erstlinie einzusetzen? Wie sinnvoll es ist, Checkpoint-Inhibitoren als Zugabe zur Chemotherapie in der Erstlinie einzusetzen? © iStock/agrobacter

Das Hodgkin-Lymphom spricht von allen Lymphomen am besten auf PD(-L)1-Inhibitoren an, da es PD-L1 und PD-L2 verstärkt exprimiert. Pembrolizumab und Nivolumab sind zur Monotherapie des rezidivierten Hodgkin-Lymphoms nach Versagen einer autologen Stammzelltransplantation bereits zugelassen. In Phase-2-Studien wird derzeit die Anwendung im Rezidiv sowie in der Erstlinie untersucht.

Als Zweitlinientherapie beim rezidivierten Hodgkin-Lymphom wird häufig die Kombination aus Ifosfamid, Carboplatin und Etoposid (ICE) gegeben, mit der sich Komplettremissionsraten von rund 50 % erzielen lassen. In einer US-amerikanischen Phase-2-Studie versuchten die Autoren, durch Zugabe von Pembrolizumab zu ICE die komplette metabolische Remissionsrate vor der autologen Stammzelltransplantation, bestimmt per PET/CT, zu verbessern. Denn die metabolische Remission korreliert mit dem progressionsfreien sowie dem Gesamtüberleben.

Auswertbar sind bisher 37 Teilnehmer, so Prof. Dr. ­Locke J. ­Bryan vom Medical College of Georgia in Augusta. Von ihnen waren 14 primär refraktär. Nach zwei Zyklen Pembrolizumab-ICE hatten 97,3 % angesprochen, davon 86,5 % mit einer kompletten metabolischen Remission. Fünf Patienten erhielten einen optionalen dritten Pembrolizumab-ICE-Zyklus, und daraufhin konnten 35 der 37 Studienteilnehmer einer autoHCT zugeführt werden. Nach zwei Jahren betrug die PFS-Rate 88,2 % und die Gesamtüberlebensrate 95,1 %. Diese Überlebensdaten seien ungeachtet der kurzen Nachbeobachtungszeit ausgezeichnet, sodass dieses Regime beim rezidivierten oder refraktären Hodgkin-Lymphom unbedingt weiter untersucht werden sollte, so Prof. Bryan.

Nivolumab in der Erstlinie für komorbide Ältere

In der französischen Phase-2-Studie ­NIVINIHO erhielten ältere Patienten, die wegen ihrer Komorbiditäten nicht für eine Chemotherapie infrage kamen, Nivolumab in der Erstlinie. Wer nach sechs Dosen in kompletter metabolischer Remission war, bekam zur Konsolidierung 18 weitere Dosen. Bei partieller oder gar keiner metabolischen Remission wurde dazu Vinblastin gegeben.

Laut Dr. ­Julien ­Lazarovici vom Institut Gustave Roussy in Villejuif waren neun von 56 auswertbaren Patienten nach den sechs Induktionszyklen in kompletter metabolischer Remission. Nach Ende der gesamten Therapie waren es 16 (28,6 %), womit die Studie ihren primären Endpunkt verfehlte. Die Konsolidierung mit Nivolumab und Vinblastin hatten 23 Personen bekommen. Nach median 24,4 Monaten lag das mediane PFS bei 9,8 Monaten, das Zwei-Jahres-OS betrug 78,6 %. Grundsätzlich scheint diese Erstlinientherapie bei komorbiden älteren Hodgkin-Patienten also wirksam zu sein, so Dr. Lazarovici. In Subgruppenuntersuchungen soll nun eruiert werden, wer besonders davon profitiert.

100 % metabolische CR mit Pembro und AVD frontline

Wie sinnvoll es ist, Checkpoint-Inhibitoren als Zugabe zur Chemotherapie in der Erstlinie einzusetzen, wurde in einer multizentrischen amerikanischen Phase-2-Studie untersucht: Laut Prof. Dr. ­Pamela B. ­Allen vom Winship Cancer Institute der Emory University in Atlanta bekamen 30 Patienten mit nicht vorbehandeltem Hodgkin-Lymphom zunächst drei Dosen Pembrolizumab und darauf vier bis sechs Zyklen AVD (Doxorubicin, Vinblastin, Dacarbazin). Mehr als jeder dritte von ihnen war schon nach Pembrolizumab in kompletter metabolischer Remission, nach der Chemotherapie lag dieser Anteil bei 100 %. Die Wirksamkeit hing nicht von der PD-L1- oder PD-L2-Expression ab.

Eine weitere Phase-1-Studie kombiniert bei 30 Patienten mit neu dia­gnostiziertem Hodgkin-Lymphom ebenfalls Pembrolizumab mit AVD, so Prof. Dr. ­Ryan ­Lynch, Seattle. Bereits nach zwei Zyklen waren zwei von drei Patienten (66 %) in kompletter metabolischer Remission, nach zwei bis sechs Zyklen waren es 81 %. Aber auch unter den PET-positiven Patienten gab es bisher nur einen bestätigten Erkrankungsfortschritt. Progressionsfrei bzw. am Leben sind nach einem Jahr 96 % bzw. 100 % der Studienteilnehmer. 

Quellen:
1. Bryan LJ et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 229
2. Lazarovici J et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 232
3. Allen PB et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 231
4. Lynch R et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 233
2021 ASH Annual Meeting

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