Cartoon Medizin und Markt

Chemotherapiefreie Behandlungsoption bei CLL

Birgit-Kristin Pohlmann

Zweite Generation der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren macht Hoffnung auf verträglichere Therapie. Zweite Generation der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren macht Hoffnung auf verträglichere Therapie. © Michail Petrov – stock.adobe.com

Bislang brach etwa jeder Fünfte mit chronischer lymphatischer Leukämie die Behandlung mit einem Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor vorzeitig ab. Ein neuartiger und hochselektiver Arzneistoff verspricht Abhilfe.

Mit dem Wirkstoff Acalabrutinib (Calquence®) steht seit November 2020 ein hochselektiver Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor der zweiten Generation zur Verfügung, berichtete Professor Dr. Michael Hallek, Klinik für Innere Medizin an der Universität Köln. Indiziert ist das neuartige Medikament bei Erwachsenen mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) in der Erstlinie sowie in der Rezidivtherapie.

Therapieabbrüche deutlich seltener

Bei unbehandelten Patienten darf Acalabrutinib sowohl zusammen mit Obinutuzumab oder alleine zum Einsatz kommen, bei rezidiviertem oder refraktärem Lymphom nur als Monotherapie. Zwei Studien liegen der Zulassung zugrunde: In ELEVATE TN wurde die Substanz bei therapienaiven Patienten und in ASCEND bei rezidivierter oder refraktärer Erkrankung geprüft. In beiden Studien lag die Therapieabbruchrate bei 10 %, was im Vergleich zu den bisherigen Behandlungen eine Halbierung bedeute, so Prof. Hallek. Die bessere Verträglichkeit des neuen Arzneistoffs führte der Experte auf dessen hohe Selektivität für die Bruton-Tyrosinkinase zurück, wodurch nur ein minimaler Einfluss auf andere Kinasen bestehe und die sogenannte Off-Target-Aktivität gering sei.

Risiko für Progress oder Tod um bis zu 90 % reduziert

In ELEVATE TN verringerte Acalabrutinib kombiniert mit dem Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab oder als Monotherapie bei therapienaiven CLL-Patienten das Risiko für Progress oder Tod um 90 % bzw. 80 % verglichen mit der Standard-Chemoimmuntherapieaus Chlorambuzil und Obinutuzumab. Nach 24 Monaten waren 93 % bzw. 87 % der Teilnehmer in den Prüfarmen mit Acalabrutinib plus Obinutuzumab bzw. mit Acalabrutinib alleine progressfrei, in der Kontrollgruppe waren es 47 % (Hazard Ratio [HR] 0,10 bzw. 0,20; jeweils p < 0,0001).

In der Rezidivsituation von ASCEND reduzierte der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor das Progressionsrisiko um fast 70 % gegenüber den Personen in den Kontrollarmen, die Idelalisib oder Bendamustin jeweils zusammen mit Rituximab erhalten hatten (HR 0,31; p < 0,0001). Zu den häufigsten Nebenwirkungen des neuartigen Wirkstoffs zählten Blutungen, Kopfschmerzen, Diarrhö und Neutropenie, die mehrheitlich leicht bis moderat und reversibel waren.

Typische CLL-Patienten meist alt und komorbide

Auch Dr. Manfred Welslau vom Klinikum Aschaffenburg-Alzenau sieht in Acalabrutinib eine neue und wichtige Perspektive für die CLL-Behandlung. Er strich die hohe Bedeutung heraus, die der Therapieverträglichkeit bei einer chronifizierten Erkrankung zukomme. Denn das Erkrankungsalter der CLL-Patienten liege im Median bei 72 Jahren, brachte der Experte in Erinnerung, sodass Komorbiditäten entsprechend häufig seien. 

Quelle: Launch-Pressekonferenz „Hochselektiv – wirksam – verträglich: Acalabrutinib – BTKi der 2. Generation“; Veranstalter: AstraZeneca

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Zweite Generation der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren macht Hoffnung auf verträglichere Therapie. Zweite Generation der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren macht Hoffnung auf verträglichere Therapie. © Michail Petrov – stock.adobe.com