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Chronisch Kranken mit niedriger Transferrinsättigung Eisen geben

Wer unter einer chronischen Herzinsuffizienz, einer Niereninsuffizienz, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Malignomen leidet, hat ein hohes Risiko für einen Eisenmangel. Die Beschwerden sind bekanntermaßen recht unspezifisch und verstecken sich häufig hinter den Symptomen der Grunderkrankung, schreiben Dr. Patrick Biggar, Klinikum Coburg, und Kollegen.
Gesichert wird die Diagnose Eisenmangel durch die Serumferritinwerte oder die Transferrinsättigung (TSAT). Letztere spielt vor allem bei Grunderkrankungen mit entzündlicher Komponente eine wichtigere Rolle, da sie zuverlässiger ist. Ein Eisenmangel mit TSAT-Werten unter 20 % kann sich pathophysiologisch bereits vor Entstehung einer Anämie bemerkbar machen und verschlechtert unter Umständen über verschiedene Mechanismen die Grunderkrankung.
Eine Substitution erscheint bei vielen chronisch Kranken bereits in diesem Stadium sinnvoll, erklären die Internisten. Spätestens aber wenn der Eisenmangel in eine Anämie übergeht, muss gehandelt werden. Bei guter Verträglichkeit belegen kontrollierte Studien den Nutzen einer hoch dosierten Eisengabe mit dem Ziel, die Transferrinsättigung wieder über 20 % (bei Nierenkranken 25 %) zu bringen, vor allem bei oben genannten Patienten.
Wer bekommt was? | |
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chronisch Nierenkranke (KDIGO) | ohne Dialyse: Eisen oral oder iv., spätestens wenn bei oraler Behandlung nach 1–3 Monaten keine Verbesserung eintritt, sollten Infusionen folgen |
Herzinsuffiziente (ESC-Leitlinie) | intravenöse Therapie mit Eisencarboxylmaltose |
CED (europ. Empfehlungen) | nicht aktive CED und milde Anämie: orale Gabe aktive CED, Hb-Wert ≤ 10g /dl, ESA-Bedarf oder orale Unversträglichkeit: Eisen als iv. Applikation |
Krebspatienten (ESMO-Leitlinie) | iv. Gabe bei Hb-Wert ≤ 11 g/dl, Serumferritin <100 ng/ml, bzw. funktionellem Eisenmangel (TSAT < 20 %, Serumferritin > 100 ng/dl) |
Unter gewissen Voraussetzungen, z.B. gastrointestinale Unverträglichkeit, ausbleibender Therapieerfolg oral, schlechte Resorption durch Malassimilation oder enterale Entzündungsprozesse, ziehen Experten die intravenöse Eisengabe generell der oralen Form vor. Aber auch andere Umstände können für eine i.v. Therapie sprechen.
Kohlenhydratkomplexe liefern in ein paar Minuten 1000 mg
Für die i.v. Applikation stehen verschiedene Eisen-Kohlenhydratkomplex-Präparate zur Verfügung, die sich im chemischen Aufbau der Kohlenhydrathülle und damit in Stabilität, Sicherheit und Dosierung unterscheiden. So erlauben die modernen Komplexe Eisencarboxymaltose und Eisenisomaltosid/Eisen-Derisomaltose eine Hochdosistherapie mit zugelassenen 1000 mg bzw. 20 mg/kgKG Eisen pro Einzeldosis. Die Sitzungen dauern einige Minuten bis maximal eine Stunde, der Abstand zwischen zwei Applikationen sollte mindestens eine Woche betragen.
Eisenglukonat und Eisensaccharose sind zugelassen für die Substitution mit 62,5 bzw. 500 mg Eisen pro Einzeldosis. Vom Markt verschwunden sind die Eisen-Präparate mit hochmolekularen Dextrankomplexbildern, die Rate an anaphylaktischen Reaktionen war unvertretbar hoch. Dagegen sind niedermolekulare Eisendextranverbindungen als Infusionen (100–200 mg/d, zwei- bis dreimal pro Woche) weiterhin möglich.
Patienten nach der Infusion 30 Minuten beaufsichtigen
Trotzdem nicht vergessen: Auch moderne Eisenpräparate zum intravenösen Einsatz dürfen nur dann gegeben werden, wenn eine Ausrüstung zur kardio-pulmonalen Reanimation vorhanden und das Personal im Umgang mit anaphylaktischen Reaktionen geschult ist. Außerdem wird nach der Infusion eine mindestens 30-minütige Wartezeit unter medizinischer Aufsicht empfohlen – eine nicht ganz unumstrittene Forderung, da bei i.v. Infusionen von Eisen i.d.R. keine schweren verzögerten Reaktionen zu erwarten sind, schreiben die Experten.
Quelle: Biggar P et al. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 969-977; DOI: 10.1055/a-0810-8596
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