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Beim Restless-Legs-Syndrom auf den Eisenhaushalt achten

Nicht alle Patienten mit Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS, brauchen eine medikamentöse Therapie. Bei intermittierenden Symptomen bietet es sich an, den Betroffenen zunächst einige Empfehlungen in puncto Lebensstil an die Hand zu geben. Einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus zum Beispiel. Treten die Beschwerden mindestens 2–3 x pro Woche auf und gehen sie mit erheblichem Leidensdruck einher, werden Aufklären und Bewegen in der Regel nicht mehr ausreichen.
Wie schwer die Symptome ausfallen, hängt häufig mit einem Eisenmangel zusammen, erklärte Dr. Thomas Mitterling von der Klinik für Neurologie des Kepler Universitätsklinikums in Linz. Um herauszufinden, ob das der Fall ist, empfehlen die Experten der International Restless Legs Syndrome Study Group (IRLSSG), die Eisenspiegel bei allen RLS-Patienten morgens zu kontrollieren (nüchtern!).¹ Darüber hinaus raten sie dazu,
- Eisen nicht zu substituieren, wenn die Transferrinsättigung über 45 % liegt,
- bei einer Sättigung ≤ 45 % sowie Ferritinwerten ≤ 75 µg/l orales Eisen zuzuführen (bei Ferritinwerten > 75– 100 µg/l wird orales Eisen kaum resorbiert),
- intravenöses Eisen in Erwägung zu ziehen, wenn der Ferritinspiegel < 100 µg/l liegt.
Steigt das „Depoteisen“ unter oraler Substitution nicht an, kann ebenfalls eine i.v.-Gabe versucht werden. Dr. Mitterling riet dazu, den Erfolg der Therapie erst nach zwölf Wochen zu kontrollieren, da sich die Eisenspeicher nur langsam aufbauen.
Dopaminagonisten in der niedrigst wirksamen Dosis
Kommt man um die medikamentöse Behandlung nicht herum, tun Ärzte gut daran, das Augmentationsrisiko – also die Verschlechterung der Symptome unter der Behandung – von Beginn an zu berücksichtigen. Die IRLSSG bringt als initiale Therapeutika die Alpha-2-Delta-Liganden Gabapentin und Pregabalin ins Spiel, da besagtes Risiko unter diesen Substanzen gering ist.² Dennoch: Dopaminerge Präparate sind immer noch die Therapie der Wahl beim Restless-Legs-Syndrom.
Allerdings sollte man stets die niedrigste noch wirksame Dosis des jeweiligen Medikaments wählen. Maximaldosen dürfen nicht überschritten werden, was im Praxisalltag leider häufig missachtet wird, erklärte Dr. Mitterling. Die empfohlenen Tageshöchstdosen betragen für
- Pramipexol 0,75 mg/d,
- Ropinirol 4 mg/d und
- Rotigotin 3 mg/d.
Ob lang wirksame Präparate günstiger sind, ist laut Aussage des Neurologen unklar. Levodopa habe keinen Stellenwert in der Dauertherapie des Syndroms.
Im klinischen Alltag richtet sich die Entscheidung, ob man Gabapentin/Pregabalin oder einen Dopaminagonisten verordnet, häufig nach den Komorbiditäten des Patienten. Hat er zum Beispiel eine Insomnie, eine Nierenfunktionsstörung und/oder Schmerzen? Und natürlich sollten die Hauptbeschwerden (motorisch? sensorisch?) des Kranken und die Tageszeit der Beschwerden berücksichtigt werden.
Augmentations-Check
- Treten RLS-Beschwerden früher am Tag auf als vor Beginn der Therapie?
- Werden höhere Dosen benötigt oder muss das Medikament zu früheren Tageszeiten eingenommen werden?
- Haben Beschwerden seit Beginn der Medikation zugenommen?
- Ist es zu einer Ausbreitung der Symptome auf andere Körperteile gekommen?
Opioide folgen erst im dritten Schritt
Hilft das nicht, sollte auf Gabapentin/Pregabalin oder einen lang wirksamen Dopaminagonsiten wie Rotigotin umgestellt werden. Beide Optionen haben sich auch bei einer schweren Augmentation bewährt. Cave: Rotigotin kann hoch dosiert oder in der Langzeittherapie ebenfalls zur Verschlechterung der Symptome führen! Nehmen die Beschwerden trotz allem weiter zu, kann man in einem dritten Schritt die Gabe eines Opioids erwägen.Quellen:
¹ Allen RP et al. Sleep Med 2018; 41: 27-44; DOI: 10.1016/j.sleep.2017.11.1126
² Garcia-Borreguero D et al. Sleep Med 2016; 21: 1-11; DOI: 10.1016/j.sleep.2016.01.017
Kongressbericht: 92. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
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