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Das Restless-Legs-Syndrom lässt sich oft schon mit Lebensstiländerung lindern

Die Wahrscheinlichkeit der Deutschen im Leben ein behandlungsbedürftiges Restless-Legs-Syndrom (RLS) zu entwickeln liegt bei 3,7 % (RLS generell 10 %). Im Erwachsenenalter sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Patienten kommen typischerweise mit Dysästhesien („Kribbeln“, „Jucken“, „Reißen“) oder Schmerzen in Kombination mit einem unangenehmen Drang, die Beine zu bewegen, in die hausärztliche Praxis. Bei schwer ausgeprägten Formen können zudem die Arme mitbetroffen sein.
Die in Ruhe auftretenden Symptome (z.B. im Sitzen oder Liegen) bessern sich deutlich durch Bewegung bzw. Dehnung der Muskulatur oder verschwinden sogar ganz. Da sich die Beschwerden häufig abends oder nachts verschlechtern, leiden viele Patienten an Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Nächtliches Umherwandern lindert zwar die Symptomatik, beeinträchtigt aber deutlich die Lebensqualität der Betroffenen. Bei manchen Patienten treten die Beschwerden auch nur tagsüber auf.
Nieren, Leber und Schilddrüse checken
Die Ursachen der sensomotorischen, neurologischen Erkrankung, die als häufigste Bewegungsstörung im Schlaf gilt, sind noch nicht vollständig geklärt. Häufig zeigen die frühbeginnenden Formen (vor dem 30. oder 45. Lebensjahr) eine familiäre Häufung – bei etwa einem Drittel der Patienten ist ein Verwandter 1. Grades ebenfalls erkrankt. Dahinter stecken vermutlich Genmutationen, die die Neurogenese stören, schreiben Michael Bartl von der Klinik für Klinische Neurophysiologie und Professor Dr. Claudia Trenkwalder vom Zentrum für Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen Paracelsus-Elena-Klinik, Kassel.
Neben der genetischen Prädisposition spielen vermutlich auch erworbene Risikofaktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle. Zudem kann eine RLS auch medikamentös induziert sein (z.B. Antidepressiva, Antidopaminergika, SSRI, Antihistaminika) oder als gar nicht so seltenes Phänomen im 3. Trimenon einer Schwangerschaft auftreten (CAVE: Schlafstörungen + Eisenmangel!).
Die richtige Diagnose zu stellen, ist teilweise nicht einfach, da RLS gehäuft mit verschiedenen internistischen (z.B. Anämie, Niereninsuffizienz, KHK) und neurologischen (z.B. Multiple Sklerose, erworbene Neuropathien) Erkrankungen auftritt. Auch Fehldiagnosen von RLS (sog. „mimics“) sind keine Seltenheit. Um typische Fallstricke zu vermeiden, sind fundierte Kenntnisse in Diagnostik und Therapie wichtig.
Neben einer ausführlichen (Familien-)Anamnese – oft fehlt die beispielsweise für Schlafapnoiker typische Tagesmüdigkeit – und körperlichen Untersuchung müssen für eine Diagnosestellung alle fünf essenziellen Kriterien der International RLS Study Group erfüllt sein (siehe Kasten). Zusätzlich unterscheidet man zwischen einem chronisch persistierenden (unbehandelt traten Symptome im letzten Jahr mindestens zweimal wöchentlich auf) und einem intermittierenden (Symptome seltener als zweimal pro Woche, bisher jedoch mindestens fünfmal im Leben) Verlauf.
Die 5 Diagnosekriterien der International RLS Study Group
- Unruhe und Bewegungsdrang mit Dysästhesien und Schmerzen
- Häufung und Verschlechterung der Symptomatik in Ruhesituationen
- Besserung der Beschwerden bei körperlicher Aktivität, Dehnung der Muskulatur (über die Dauer der Aktivität anhaltend)
- Tageszeitliche Abhängigkeit der Symptome, i.d.R. Verschlechterung abends/nachts
- Fehlen einer die Symptome erklärenden Grunderkrankung (Ausschluss von „mimics“)
Dopaminergika werden häufig zu hoch dosiert
Bei mittlerem bis schwerem RLS wird eine medikamentöse Behandlung mit Dopaminergika, beispielsweise Non-Ergot-Dopaminagonisten (Ropinirol, Pramipexol, Rotigotin) oder L-Dopa/Benserazid, empfohlen. Diese sind allerdings bei Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie Schwangerschaft kontraindiziert. Einer der häufigsten Behandlungsfehler ist die zu hohe Dosierung von dopaminergen Medikamenten, die zur Zunahme der Beschwerden und dopaminergen Überstimulation führt, schreiben die Autoren. Als Second-Line-Therapie bei schwerem RLS hat sich die Kombination retardiertes Oxycodon/Naloxon (2 x täglich) bewährt.Quelle: Bartl M, Trenkwalder C. internistische praxis 2018; 60: 85-98
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