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Chronisch lymphatische Leukämie trifft immer jüngere Patienten
Die chronisch lymphatische Leuk<discretionary-hyphen />ämie (CLL) ist mit einer Inzidenz von drei pro 100.<nonbreaking-space />000 Einwohner die häufigste Leukämie in westlichen Ländern. Die Diagnose einer CLL wird meist aufgrund einer auffälligen Lymphozytose im Rahmen einer Routineblutbilduntersuchung gestellt, berichten Dr. Barbara <forced-line-break />Eichhorst und Professor Dr. <forced-line-break />Michael Hallek, Universitätsklinikum Köln, in der Zeitschrift „Der Onkologe“.
Vier Leitsymptome <forced-line-break />der CLL
Als Leitsymptome nennen die Experten Lymphknotenschwellungen, Leber- sowie Milzvergrößerungen und eine Leukozytose. Die subjektiven Beschwerden sind jedoch eher uncharakteristisch. Nur jeder fünfte Patient klagt bei Diagnosestellung über B-Symptome wie Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust. Im Verlauf kommt es zu unterschiedlich rasch zunehmender Tumorzellmasse und zur hämatopoetischen und immunologischen Insuffizienz, schreiben die Experten.
Klinisch bereitet oft die gesteigerte Infektanfälligkeit große Schwierigkeiten. Pneumonien und Septik-ämien sind neben Blutungen und Tumorkachexie die Haupttodesursachen. Bei jedem fünften CLL-Patient entwickeln sich Autoimmunzytopenien, insbesondere autoimmunhämolytische Anämien. In 5<nonbreaking-space />–<nonbreaking-space />10 <nonbreaking-space />% der Fälle kommt es zum aggressiven Non-Hodgkin-Lymphom. Zudem sind Betroffene gefährdet, an nichthämatologischen Neoplasien (Melanom, Bronchial-, Mamma-, Kolon- und Prostatakarzinom) zu erkranken.
Drei verschiedene Krankheitsstadien werden bei der chronisch lymphatischen Leukämie gemäß der Binet-Einteilung unterschieden (siehe Tabelle). Um die Prognose abzuschätzen, greift man zum einen auf die Stadieneinteilung zurück. Darüber hinaus sind einige Faktoren bekannt, die eine schlechte Prognose bedingen, zum Beispiel:
- Lymphozytenverdopplungszeit unter 12 <nonbreaking-space />Monaten,
- diffuse bzw. nichtnoduläre Knochenmarkinfiltration,
- erhöhte Serum-Thymidinkinase,
- ein erhöhtes Serum-beta2-Mikroglobulin,
- zytogenetische Aberrationen
- fehlendes Ansprechen auf die erste Chemotherapie mit Purinanaloga.
Bei der initialen Diagnostik einer chronisch lymphatischen Leukämie werden obligate, empfohlene und fakultative Untersuchungen unterschieden (s. Kasten). Gesichert ist die Diagnose, wenn neben der Lymphozytose weitere zytologische und immunphänotypische Kriterien zutreffen (siehe Kasten).
Alle CLL-Patienten <forced-line-break />in Studien behandeln
Eine Indikation zur Therapie besteht grundsätzlich im Stadium C <forced-line-break />nach Binet. Im Stadium B ist die Symptomatik entscheidend. Grundsätzlich werden inzwischen jüngere, körperlich fitte Patienten und Betroffene mit geringer Komorbidität und normaler Nierenfunktion aggressiver behandelt, um lang anhaltende komplette Remissionen zu erzielen. Die Remissionskriterien sind in den Empfehlungen der National Cancer Institute-Sponsored Working Group (NCI-WG) festgelegt. Da heute zunehmend Hochdosistherapien und Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern verfügbar sind, sollte diese Chance genutzt und jeder CLL-Patient im Rahmen von Studien behandelt werden, heben die Spezialisten hervor. So lassen sich von Fall zu Fall optimale komorbiditäts- und risikoadaptierte Behandlungen austüfteln.
Welche Diagnostik?
- obligat: körperl. Untersuchung, Blutbild, Serumchemie (inkl. Coombstest), FACS-Analyse, Sonographie, Knochenmarkbiopsie (nur bei unklarer Zytopenie)
- empfohlen: Zytogenetik, ZAP 70, Röntgen-Thorax, Lk-Entnahme für Histologie
- fakultativ: Knochenmarkbiopsie und Computertomographie
Wann ist Diagnose CLL gesichert?
- Lymphozytose im peripheren Blut mit 5 G Zellen/l
- kleine, morphologisch reif wirkende Lymphozyten in der zytologischen Untersuchung vorherrschend
- Expression typischer B-Zellmarker sowie des T-Zellmarkers CD5, schwache Expression der Oberflächenmembranglobuline; Monoklonalität der Zellen (Leichtkettenrestriktion)
Stadium | Definition | Überlebenszeit (Median) |
Binet A* |
| > 10 Jahre |
Binet B |
| 5 Jahre |
Binet C |
| 2 bis 3 Jahre |
* Sonderform des Stadiums Binet A (30 %): „Smoldering“ CLL. Die Lebenserwartung dieser Patienten ist im Vergleich zur Normalbevölkerung kaum eingeschränkt. |
Therapie der CLL | klinische Anwendung | Effekte |
Chlorambucil |
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Purinanaloga, z.B. Fludarabin |
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monoklonale Antikörper | Rezidiv- und Primärtherapie |
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Fludarabin-Kombinationen | z.B. Fludarabin + Cyclophosphamid: First-Line-Therapie bei jüngeren Patienten |
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Allogene Stammzelltransplantation | mit vorheriger Hochdosis-Chemotherapie für Patienten < 65 Jahren bei raschem Krankheitsprogress und/oder ungünstigen Risikofaktoren | 70 % Remissionen (doch hohe therapieassoziierte Mortalität) |
Autologe Stammzelltransplantation | fraglicher Benefit, kein kuratives Potenzial, erhöhte Rate an sekundären Neoplasien |
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