
Chronische Migräne muss nicht chronisch bleiben!
Kopfschmerzattacken, Überempfindlichkeit gegenüber visuellen, taktilen und/oder olfaktorischen Stimuli, Übelkeit und Erbrechen sind typische Kennzeichen einer Migräne.
Mindestens 15 Kopfschmerztage im Monat – acht davon mit voll ausgeprägter Migräne – und das Ganze seit mindestens drei Monaten: Das sind die Kennzeichen der Diagnose „chronische Migräne“. Etwa 2 % der Bevölkerung weltweit leiden an dieser stark beeinträchtigenden neurologischen Erkrankung, die vor allem Frauen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren trifft.
| Die chronische Migräne entwickelt sich langsam über Monate bis Jahre aus einer akuten Migräne. Zu den zahlreichen Risikofaktoren für diese Transformation zählen Übergewicht, Schlafstörungen, andere Schmerzsyndrome, psychiatrische Krankheiten, weibliches Geschlecht, niedriger Sozialstatus, Koffeinabusus und nicht zuletzt der übermäßige Gebrauch von Migränemedikamenten.
An Missbrauch von Schmerzmitteln denken!Das Leiden ist allerdings nicht chronisch im Sinne der Krankheitspersistenz, vielmehr gilt der Zustand als „fluide“. Bei rund einem Viertel der Patienten sinkt die Frequenz der Episoden auf weniger als zehn im Monat, bei manchen wechseln die Häufigkeitsmuster hin und her. Begünstigt wird die Reversion durch regelmäßige Einnahme von Prophylaktika (s.u.), Entzug von missbräuchlich eingenommenen Schmerzmitteln und durch körperliche Betätigung.
Für die Diagnose braucht man nicht viel TechnikDer Verdacht auf einen sekundären Kopfschmerz sollte sich bei bestimmten Alarmzeichen aufdrängen (s. Kasten). In den meisten Fällen mit typischer Symptomatik und normalem körperlichem Befund sind weitere diagnostische Tests nicht notwendig. |
Der Migränekopfschmerz dauert pro Attacke charakteristischerweise länger als vier Stunden. Kopfschmerzen mit kürzerer Dauer finden sich z.B. beim Clusterkopfschmerz, primär schlafgebundenem oder primär stechendem Kopfschmerz.
Länger als vier Stunden dauernde Kopfschmerzen kommen auch beim chronischen Spannungskopfschmerz, der Hemicrania continua und täglich neu eintretenden Kopfschmerzen vor. Diese Erkrankungen lassen sich aufgrund der Lokalisation, des zeitlichen Auftretens und des Fehlens von Begleitsymptomen aber meist gut von einer Migräne unterscheiden.
Trigger vermeiden, medikamentös vorbeugen
Durch Gewichtsreduktion, körperliche Aktivitäten, Entzug von Schmerzmitteln und Koffein, Verzicht auf Alkohol, Vermeiden von Distress und ausreichend Schlaf minimiert man migränetriggernde Faktoren.
Für die medikamentöse Attackenprophylaxe sind vor allem Topiramat und Botulinumtoxin A gut untersucht. Bei Unverträglichkeiten oder nicht ausreichender Wirksamkeit stehen Alternativen zur Verfügung (Infokasten links), die sich ggf. auch kombinieren lassen. Die volle Wirksamkeit der Substanzen wird aber meist erst nach sechs bis acht Wochen erreicht. Auch können die Prophylaktika eine Migräne nicht heilen.
Als nicht medikamentöse Maßnahmen kommen u.a. Entspannungstechniken, Biofeedback-Verfahren, kognitive Verhaltenstherapie, Akupunktur oder sportliche Aktivitäten infrage. Die Auswahl erfolgt nach den individuellen Gegebenheiten bzw. den Präferenzen des Patienten.
Medikamentöse Prophylaxe bei chronischer Migräne
|
Todd J. Schwedt, BMJ 2014, 348 doi: dx.doi.org/10.1136/bmj.g1416
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).