Clivusmukozele löste Sensibilitätsstörung aus

Alexandra Simbrich

Bei der 30-Jährigen ließ sich keine sekundäre Ursache wie ein Trauma oder eine Operation festmachen. (Agenturfoto) Bei der 30-Jährigen ließ sich keine sekundäre Ursache wie ein Trauma oder eine Operation festmachen. (Agenturfoto) © xartproduction – stock.adobe.com

Nach einer ausgiebigen Bouldersession entwickelte eine 30-jährige Frau ein Taubheitsgefühl und ein Kribbeln im linken Unterarm sowie in der linken Gesichtshälfte. Doch die Symptomatik hatte nichts mit dem Klettern zu tun.

Nachdem sie am Vortag beim Bouldern war, kam es bei einer Frau zu einer Hyposensibilität in der linken Gesichtshälfte sowie an der Radialseite des linken Unterarms. Derartige Gefühlsstörungen waren der Patientin zuvor unbekannt, schreibt eine Gruppe um Dr. Mathias Santschi von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Universitätsspital Basel. Im Rahmen der Notfallvorstellung erwähnte die 30-Jährige zudem Muskelschmerzen in Nacken und Oberarmen, die sie für einen Muskelkater hielt.

Anamnestisch berichtete sie über eine vorbestehende Migräne mit visueller Aura, die in der Vergangenheit aber nie zu einer sensiblen Symptomatik geführt hatte. Abgesehen von den Missempfindungen in Unterarm und Gesicht war die körperliche Untersuchung unauffällig. Um eine intrakranielle Ursache auszuschließen, entschied sich das Ärzteteam zur MRT. Diese zeigte eine unklare Raumforderung im Clivus. Eine Verletzung des Gehirns konnten die Behandelnden ausschließen.

Inzwischen hatte sich der klinische Zustand der Patientin gebessert. Daher wurde sie mit der Verdachtsdiagnose einer Migräne mit sensibler Aura entlassen. Die anschließende ambulante Betreuung sollte weiter Aufschluss geben.

Kollege aus Neuroradiologie bestätigte Verdachtsdiagnose

Drei Wochen später stellte sich die junge Frau zur weiteren Abklärung der Raumforderung in der HNO-Klinik beim Team um Dr. Santschi vor. Im Arm hatte sie keine Gefühlsstörungen mehr, die Hypästhesie in der linken Gesichtshälfte war deutlich zurückgegangen. Die HNO-Anamnese ergab nichts Ungewöhnliches, die vordere Rhinoskopie und Nasenendoskopie blieben ohne auffälligen Befund. Um die Raumforderung besser beurteilen zu können, führte das Team eine CT der Nasennebenhöhlen durch. Darin stellte es eine Verschattung im Clivus nahe der Keilbeinhöhle fest und nahm den Fall daraufhin mit in die radiologische Besprechung. Dort bestätigte ein Kollege aus der Neuroradiologie den Verdacht auf eine Clivusmukozele. Andere Diagnosen wie ein Malignom schloss er aus.

Das behandelnde Team führte eine transseptale Sphenoidotomie zur Drainage durch. Aus der eröffneten Mukozele entleerte sich gallertartiger Mukus. Die intraoperative Biopsie und Mikrobiologie bestätigten die Diagnose. Nach dem Eingriff erholte sich die Patientin vollständig, die Empfindungsstörungen traten nicht mehr auf. Bei der Kontrolle drei Monate später zeigte sich ein unauffälliger Befund.

Bislang sind nur Einzelfälle einer Clivusmukozele beschrieben, berichtet die Autorengruppe. Die Kasuistiken unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der aufgeführten Symptome als auch der operativen Therapie. Einige Publikationen differenzieren gar nach primärer und sekundärer Natur der Mukozele.

Bei der 30-Jährigen ließ sich keine sekundäre Ursache wie ein Trauma oder eine Operation festmachen, so Dr. Santschi und Team. Man müsse daher von einer primären Mukozele ausgehen. Diese könnte infolge einer Sinusitis, durch eine Superinfektion einer asymptomatischen Mukozele oder ausgehend von einer zystischen Expansion einer Drüse bzw. eines Polypen entstanden sein.

Quelle: Santschi M et al. HNO 2025; 73: 203-206; DOI: 10.1007/s00106-025-01551-1

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Bei der 30-Jährigen ließ sich keine sekundäre Ursache wie ein Trauma oder eine Operation festmachen. (Agenturfoto) Bei der 30-Jährigen ließ sich keine sekundäre Ursache wie ein Trauma oder eine Operation festmachen. (Agenturfoto) © xartproduction – stock.adobe.com