CML: Rosige 10-Jahres-Daten zur TKI-Therapie

Josef Gulden

Das molekulare Monitoring ist bei der CML auf dem Weg zum Standard. Das molekulare Monitoring ist bei der CML auf dem Weg zum Standard. © fotolia/HappyLenses

Der BCR-ABL-Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Imatinib war in den ersten Phase-II-Studien so wirksam gewesen, dass er bereits auf dieser Basis zugelassen wurde. Allerdings mit der Auflage, ihn noch in einer randomisierten Studie gegen den bis dato gültigen Standard – Interferon und Cytarabin – zu testen. Nun wurden Langzeitdaten publiziert.

In die IRIS-Studie* waren insgesamt 1106 Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) in der chronischen Phase eingeschlossen worden. Dr. Andreas­ Hochhaus, Universitätsklinik Jena, und Kollegen legten nun Daten mit einem Follow-up von 10,9 Jahren vor.1

Die Analyse beschränkte sich auf den Imatinib-Arm, weil beinahe zwei Drittel der Patienten im Kontrollarm (Interferon plus Cytarabin) bereits nach median 0,8 Jahren von der Möglichkeit eines Cross­over Gebrauch gemacht hatten. Mit einer 10-Jahres-Überlebensrate von 83,3 % und einer Rate an kompletten zytogenetischen Remissio­nen von 82,8 % bei ausschließlich mit Imatinib behandelten Patienten war die Substanz kontinuierlich und anhaltend wirksam, berichten die Kollegen.

Todesfälle in Hochrisiko-Subgruppen meist durch Leukämie bedingt

Die Überlebensaussichten unterschieden sich nicht von denen einer altersentsprechenden Population ohne Leukämie. Die Überlebensraten waren besonders hoch bei Patienten mit niedrigen Risikoscores (egal ob nach Sokal, Hasford oder EUTOS): Die wenigen Todesfälle in diesen Subgruppen waren überwiegend nicht durch eine Progression der CML bedingt, sondern hatten andere Ursachen. Dagegen waren Todesfälle in den Subgruppen mit höherem Risiko meist durch die Leukämie bedingt.

Die 10-Jahres-Überlebensrate im Kontrollarm lag mit 78,8 % nicht sehr viel niedriger – jedoch 
hatten 65,6 % dieser Patienten nach median 0,8 Jahren zu 
Imatinib gewechselt. Das bedeutet, dass auch die Zweitlinientherapie mit dem TKI eine wirksame Option für diese Patienten ist.

Die Langzeitgabe war auch nicht mit inakzeptablen kumulativen oder späten Toxizitäten assoziiert: Schwere unerwünschte Wirkungen, die mit der Medikation in Zusammenhang gebracht wurden, waren selten und traten in aller Regel während des ersten Behandlungsjahres auf.

6-Jahres-Daten der STIM1-Studie

Die erste Studie mit der Zielsetzung eines Absetzens von TKI war die französischeSTIM1-Studie (STop IMatinib). In dieser wurde Imatinib bei 100 Patienten abgesetzt,bei denen mindestens zwei Jahre lang keine minimale Resterkrankung (MRD) mehrnachweisbar war. Die 6-Jahres-Daten zeigen, dass nach median 77 Monaten bei 38der 100 Patienten noch immer keine MRD zu finden war.2 61 Patienten hatten diesenZustand verloren, einer war mit nicht detektierbarer MRD verstorben.Kein einziger Patient erlebte eine Progression seiner CML.

Von 57 Patienten, bei denenwegen des molekularen Rezidivs die Therapie wieder aufgenommen wurde, erzielten55 binnen median vier Monaten wieder einen MRD-negativen Zustand. Subgruppenanalysenzeigten, dass ein höherer Sokal-Risikoscore und eine kürzere Imatinib-Therapie das Risiko für ein molekulares Rezidiv erhöhten. Insgesamt demonstrierendiese Langzeitdaten der STIM1-Studie, dass das Absetzen der Therapie bei Patientenmit nicht detektierbarer MRD sicher ist: Molekulare Rezidive treten fast nur kurz nachdemAbsetzen auf und sie sind durch Wiederaufnahme der Behandlung reversibel. 
In jüngerer Zeit hat sich die therapeutische Strategie bei der CML dahingehend gewandelt, dass man in prospektiven Studien untersucht, ob man bei anhaltender tiefer molekularer Remission die Therapie absetzen kann, ohne den Patienten zu gefährden. Auch die Autoren der IRIS-Analyse diskutieren ein solches Szenario: Sie schätzen aufgrund anderer Daten den Anteil der Patienten, die nach sechs Jahren Imatinib eine stabile tiefe molekulare Remission von mindestens einjähriger Dauer erreichen, auf etwas über 20 %.

Bessere Ergebnisse
 mit Zweitgenerations-TKI?

Bei einer Halterate von rund 40 % nach dem Absetzen würde das bedeuten, dass etwa jeder zehnte Patient den Vorteil einer langfristigen therapiefreien Remission haben könnte. Da der Anteil von Patienten mit tiefen Remissionen unter Zweitgenerations-TKI wie Nilotinib oder Dasatinib erheblich höher liegt, würde auch der Anteil der Patienten mit therapiefreier Remission wachsen.

* International Randomized Study of Interferon and STI571
1. Hochhaus A et al. N Engl J Med 2017; 376: 917–927 

2. Etienne G et al. J Clin Oncol 2017; 35: 298–305

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Das molekulare Monitoring ist bei der CML auf dem Weg zum Standard. Das molekulare Monitoring ist bei der CML auf dem Weg zum Standard. © fotolia/HappyLenses