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CoVac-1 induziert auch nach B-Zell-Depletion eine Immunreaktion

Patient:innen, die keine Antikörper bilden können, sind besonders durch COVID-19 gefährdet und sprechen meist unzureichend auf Impfstoffe an. In dieser Population erprobten Dr. Jonas S. Heitmann vom Universitätsklinikum Tübingen und Kolleg:innen einen peptidbasierten T-Zell-Aktivator: CoVac-1. Er soll eine zelluläre Immunantwort gegen SARS-CoV-2 stimulieren, wohingegen die zugelassenen Vakzine primär auf eine humorale Immunität abzielen. 54 Patient:innen mit angeborener oder erworbener B-Zell-Defizienz erhielten in der Phase-1/2-Studie jeweils eine subkutane Dosis. In den meisten Fällen verursachte eine hämatologische Krebserkrankung und/oder eine B-Zell-depletierende Therapie die Immunschwäche.
Bei 86 % der Teilnehmenden ließ sich nach vier Wochen eine spezifische T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2 nachweisen. Diese richtet sich gegen mehrere Viruspeptide (median 4 der 6 im Impfstoff enthaltenen Epitope). Kursierende Omikron-Varianten sollten die Wirksamkeit laut den Forschenden nicht beeinflussen. Die beobachtete zelluläre Immunantwort übersteigt die gegen das Spike-Protein gerichtete Abwehr B-Zell-defizienter Patient:innen nach einer mRNA-Impfung. Sie fiel ebenfalls stärker aus als die T-Zell-Reaktion immunkompetenter Personen, die eine milde oder asymptomatische COVID-19-Erkrankung durchgemacht haben.
In dieser Kohorte sprachen Geimpfte mit erworbenen B-Zell-Defekten mit höherer Wahrscheinlichkeit an als diejenigen mit angeborener Immunschwäche (87 % vs. 75 %). Die Verantwortlichen sahen keinen Unterschied, ob Krebserkrankte während der Studie eine gegen CD20 gerichtete Behandlung erhielten.
Wer nahm teil?
- 54 Personen mit B-Zell-Defekten
- Medianes Alter 61,8 Jahre (37–90)
- 28 % Frauen
- 83 % hatten ein zugelassenes COVID-19-Vakzin erhalten
Klinik
- 7 % angeborene Immundefekte
- 93 % erworbener B-Zell-Mangel:
- CLL 30 %
- Mantelzelllymphom 24 %
- Follikuläres Lymphom 20 %
- DLBCL 9 %
Seltene und milde Nebenwirkungen
Niemand brach die Teilnahme aufgrund unerwünschter Ereignisse ab und es traten weder vakzinbezogene SAE noch Komplikationen vom Grad 4 auf. Die lokalen Beschwerden fielen in 87 % der Fälle mild aus (Grad 2 oder weniger). Wie von den Wissenschaftler:innen erwartet, entwickelte sich bei 94 % der Behandelten ein Granulom nahe der Einstichstelle. 11 % beklagten ein lokales Erythem vom Grad 3, 4 % eine inguinale Lymphadenopathie und 2 % eine Ulzeration der Haut.
Systemische Nebenwirkungen, die organisiert erfasst wurden, betrafen 26 % der Teilnehmenden (93 % davon Grad 1). Hier stellte eine vorübergehende Erschöpfung das häufigste Symptom dar (insgesamt 17 %). Hingegen traten keine systemisch-entzündlichen Reaktionen auf. Bis zum Tag 56 erkrankten zwei Geimpfte an COVID-19, in beiden Fällen verlief die Infektion mild.
Das Fazit der Autor:innen lautet, dass CoVac-1 auch in dieser stark immunkompromittierten Population nach einer einzelnen Injektion eine potente zelluläre Immunantwort hervorruft. Sie merken an, dass die Hälfte der Patient:innen neben dem B-Zell-Defekt auch eine niedrige Anzahl von T-Zellen im peripheren Blut aufwies. Das schlechtere Ansprechen von Menschen mit angeborener Immunschwäche könne damit zusammenhängen, dass eventuell zusätzlich T-Zell-Defekte vorliegen. Die Untersuchung umfasste jedoch zu wenige Patient:innen dieser Gruppe, um eindeutige Schlüsse zu ziehen. Nach Ansicht der Forschenden um Dr. Heitmann rechtfertigen die beobachtete Wirksamkeit und Verträglichkeit eine Phase-3-Studie.
Quelle: Heitmann JS et al. Nat Commun 2023; 14: 5032; DOI: 10.1038/s41467-023-40758-0
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