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COVID-19: Überlebensvorteil für schwer kranke Patienten durch Kortikosteroide

Kortikosteroide werden in der Intensivmedizin wegen ihrer antientzündlichen, antifibrotischen und vasokonstriktiven Effekte eingesetzt. Man hofft, so die Outcomes bei akutem respiratorischem Distress-Syndrom (ARDS) und septischem Schock zu verbessern, denn die Substanzen können Patienten rascher aus dem Schock und weg von der maschinellen Beatmung führen.
Doch der Einsatz von Kortikosteroiden in diesen Situationen war nie ganz unumstritten, schreiben Professor Dr. Hallie C. Prescott von der University of Michigan in Ann Abor und Professor Dr. Todd W. Rice von der Vanderbilt University in Nashville. Und als die ersten schweren COVID-19-Fälle auftraten, fehlten sichere Empfehlungen. Sollten SARS-CoV-2-Infizierte mit ARDS, die eine maschinelle Beatmung brauchen, Steroide erhalten? Noch im April 2020 rieten amerikanische Guidelines eher davon ab, es sei denn im Kontext klinischer Studien.
Der Grund: Frühe Beobachtungen aus China zeigten zwar einen potenziellen Überlebensvorteil für COVID-19-Kranke. Doch Studien zur Steroidegabe bei anderen viralen Pneumonien – durch SARS-Cov-1 oder MERS-Cov – wiesen auf eine verzögerte Virus-Clearance hin. Zusammen mit der Tatsache, dass Steroide einer Meta-Analyse zufolge die Mortalität von Influenza-Pneumonien erhöhten, bestärke das die Befürchtung, die Substanzen könnten die patienteneigene Abwehr gegen SARS-Cov-2 schwächen.
Trotz der großen Zahl kritisch kranker Patienten, die Krankenhäuser und deren Personal am Anfang der Pandemie an ihre Belastungsgrenzen brachte, begann man mit qualitativ hochwertigen Studien, um Nutzen und Risiken von Kortikosteroiden besser beurteilen zu können. Eine Schlüsselrolle dabei nahm die britische RECOVERY-Studie ein. Im Rahmen dieser ließ sich die Mortalität mechanisch beatmeter Patienten durch Dexamethason zusätzlich zur Standardtherapie um ein Drittel senken – Patienten ohne invasive Beatmung profitierten allerdings nicht. Auch wenn potenzielle Nebeneffekte nicht ausgeschlossen werden konnten, die Pressemitteilung im Juni 2020 schlug ein wie eine Bombe.
Als Konsequenz daraus nahmen die Praxisleitlinien eine dringliche Empfehlung für den Einsatz von Kortikosteroiden bei beatmungspflichtigen SARS-CoV-2-Infizierten auf. Gleichzeitig mussten bereits laufende placebokontrollierte Studien u.a. aus ethischen Gründen gestoppt werden, darunter die drei multizentrischen RCTs: REMAP-CAP, CoDEX und CAPE COVID.
REMAP-CAP, CoDEX und CAPE COVID
Quellen:
1. Writing Committee for the REMAP-CAP Investigators et al. JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.17022
2. Tomazini BM et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jama.2020.17021
3. Dequin PF et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jama.2020.16761
Quelle:
1. Prescott HC, Rice TW. JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.16747
2. WHO Rapid Evidence Appraisal for COVID-19 Therapies (REACT) Working Group et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jama.2020.17023
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