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Crohn- und Colitistherapie bei Gelenkschmerzen umstellen
Die sogenannte CED-Arthropathie verläuft in den meisten Fällen nicht destruierend – sie kann aber in Form von Arthralgie und Arthritis sehr schmerzhaft sein, sagte Privatdozent Dr. Michael Sebastian Ullrich von der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. Die Gelenkbeschwerden können sogar vor den gastroenterologischen Symptomen oder auch erst nach jahrelangem Krankheitsverlauf auftreten.
Arthritis-Standardtherapie NSAR verschlechtern CED
Was kann man den CED-Patienten therapeutisch anbieten, um die Gelenkentzündung zu bremsen? Die sonst üblicherweise eingesetzten NSAR verbieten sich hier in der Regel, da durch sie massive CED-Schübe ausgelöst werden können. Am günstigsten ist es, wenn Patienten zur Behandlung ihrer CED immunsuppressive Medikamente erhalten, die sich auch positiv auf die Gelenksymptomatik auswirken. Dies ist vor allem für TNF-Blocker gezeigt worden, die allerdings nur bei etwa 30 % der Patienten zu einer Remission ihrer Darmerkrankung führen.
Als klassisches Immunsuppressivum wird bei leichteren CED-Formen häufig Sulfasalazin eingesetzt. Da es kaum Wirkung auf die Gelenke zeigt, können Patienten mit Arthropathie von einer Umstellung auf Mesalazin profitieren, sagte der Experte. In der Eskalationstherapie setzen Gastroenterologen im ersten Schritt meist auf das kaum gelenkwirksame Azathioprin, während das in der Rheumatologie so bewährte Methotrexat (MTX) eher stiefmütterlich behandelt wird. Bei Morbus Crohn ist MTX allerdings sehr gut wirksam und gilt bei Nichtansprechen auf Azathioprin als empfehlenswerte Zweittherapie.
Mesalazin wirkt gut gegen CED und Arthritis
Anders bei Colitis ulcerosa – hier zeigte sich in einem Review kein Benefit durch MTX. Der Hauptgrund liegt nach Aussage Dr. Ullrichs darin, dass fast alle Studien zu diesem Thema nur mit oralem und dazu noch unterdosiertem MTX durchgeführt wurden. Wenn man die Substanz gewichtsadaptiert und subkutan einsetzt, sei MTX sehr wohl auch bei Colictis ulcerosa effektiv und wirke sich positiv auf die Gelenksymptomatik aus. Es kann also durchaus sinnvoll sein, CED-Patienten mit Gelenkbeteiligung von Azathioprin auf MTX umzustellen, meinte der Experte.
Während sich in der Rheumatologie zunehmend das Konzept „hit hard and early“ durchsetzt, wird bei der CED-Behandlung eher auf stufenweise Eskalation gesetzt. Es gibt jedoch immer mehr Hinweise, dass CED-Patienten ähnlich wie bei rheumatoider Arthritis mit einer Kombination von TNF-Blocker und Immunmodulator (Azathioprin oder MTX) besser fahren. Davon könnten auch Patienten mit Gelenkbeteiligung profitieren.
Hit hard and early mit TNF-Blocker und MTX
Viele neue Therapieansätze setzen an der Schleimhautbarriere oder am Mikrobiom und damit sehr spezifisch im Darm an. Hier ist kein Effekt auf die Gelenke zu erwarten und es müssen neue Kombinationsmöglichkeiten gefunden werden, sagte der Rheumatologe.
Von Gastroenterologen häufig übersehen oder als Hautbeteiligung fehlgedeutet wird nach seiner Erfahrung das durch TNF-Blocker ausgelöste „Lupus-light-Syndrom“ mit entsprechenden Hautläsionen. Auch das erhöhte Osteoporose-Risiko durch eine eingeschränkte Resorptionsleistung muss bei CED-Patienten mit muskuloskelettalen Schmerzen immer bedacht werden.
Quelle: 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Rheumatologie, Bremen, September 2015
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