CT entlarvt idiopathische Lungenfibrose

Maria Weiß, Foto: thinkstock

Die Überlebens­chancen bei einer idiopathischer Lungenfibrose sind ähnlich schlecht wie beim Lungenkarzinom. Zur Diagnostik eignet sich das CT. Doch was ist therapeutisch möglich?

Am häufigsten tritt die idiopathische Lungenfibrose (IPF) zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf. Typisch ist ein schleichender Beginn über drei bis sechs Monate mit trockenem Husten und zunehmender Atemnot zunächst nur bei Belastung, später auch in Ruhe. Klinisch charakteristisch sind ein basal betontes inspiratorisches Knisterrasseln und Trommelschlegelfinger.


Nach Diagnose der Erkrankung überleben die Patienten im Mittel nur noch etwa zwei bis drei Jahre, schreibt Professor Dr. Jürgen Behr von der Ruhr-Universität Bochum. In der Bundesrepublik sind circa 11 000 bis 22 000 Menschen von dieser schweren Lungenkrankheit betroffen.


Die Diagnose der idiopathischen Lungenfibrose ist nicht einfach: Zuerst müssen andere Formen einer interstitiellen Lungenerkrankung ausgeschlossen werden. Dazu gehören unter anderem exogene Fibrose-Ursachen wie Exposition gegen organische und anorganische Stäube, Medikamenteneinnahme sowie Autoimmunerkrankungen und exogen-allergische Alveolitis.

Lungenbiopsie nicht immer nötig

Lässt sich bei einem Patienten keine dieser Ursachen finden, gilt der Nachweis eines sog. UIP-Mus­ters (usual interstitial pneumonia, siehe Kasten) als positives Diagnosekriterium. Inzwischen kann man dieses spezifische Muster auch mit einer hochauflösenden Computertomographie (HRCT) nachweisen, so Prof. Behr. Gelingt dies, ist die chirurgische Lungenbiopsie mit his­tologischer Untersuchung verzichtbar. Bei unklaren Fällen („vereinbar mit UIP“) oder fehlendem Nachweis (unvereinbar mit UIP) kommt der Patient aber nicht um die Lungenbiopsie herum.


Schon mit einer ganzen Reihe von Medikamenten hat man versucht, die zunehmende Zerstörung des Lungengewebes aufzuhalten, bisher mit mäßigem Erfolg. Als unwirksam bei der idiopathischen Lungenfibrose haben sich Kortikosteroid-Monotherapie bzw. Kortikosteroide plus Immunmodulator, ferner Colchizin, Ciclosporin, Interferon-gamma-1b, Bosentan und Etanercept erwiesen.


Auch die Antikoagulation mit Warfarin zeigte keinen Effekt, eine entsprechende Studie wurde vor Kurzem vorzeitig beendet. Ebenfalls abgebrochen wurde die Untersuchung einer Dreifachtherapie mit Prednison, Azathioprin und hochdosiertem N-Acetylcystein. Zurzeit wird die  N-Acetylcystein-Monotherapie in einer Studie mit Placebo verglichen, sodass hier noch keine abschließende Burteilung möglich ist.


Als am ehesten Erfolg versprechend gilt die Gabe des TGF-beta-Inhibitors Pirfenidon. In der gepoolten Datenanalyse mehrerer Zulassungsstudien konnte bei leichter bis moderater idiopathischer Lungenfibrose eine Verlangsamung der Krankheitsprogression und eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens gezeigt werden. Auch der Verfall der körperlichen Leistungsfähigkeit (gemessen als 6-Minuten-Gehstrecke) wurde „ausgebremst“. Aufgrund dieser Daten hat die europäische Zulassungsbehörde Pirfenidon als bisher einziges Medikament für die Behandlung von Patienten mit leichter bis moderater idiopathischer Lungenfibrose zugelassen, schreibt der Pulmologe.

Diagnostische Kriterien der IPF
Für die Diagnose einer idiopathischen Lungenfibrose anhand der hochauflösenden Computertomographie (HRCT) wurden folgende Kriterien definiert.
IUP-Muster (usual interstitial pneumonia):
 •subpleurale und basale 
Betonung

• Retikulationen

• Honigwaben mit oder ohne 
Traktionsbronchiektasen
• Fehlen aller Kriterien, die 
mit dem UIP-Muster 
unvereinbar sind

Mögliches UIP-Muster bzw. 
mit UIP vereinbar:
• subpleurale und basale 
Betonung

• Retikulationen
• Fehlen aller Kriterien, die mit dem UIP-Muster unvereinbar sind

Unvereinbar mit UIP-Muster:
•Ober- und Mittelfeldbetonung

• Peribronchovaskuläre Prädominanz

• ausgedehnte Milchglasveränderungen (mehr als Retikulationen)

• ausgedehnte Mikronoduli 
(bilateral, Oberlappen betont)

• diskrete Zysten (außerhalb der Bereiche mit Honigwaben)

• diffuses Mosaikmuster/air-trapping (beidseits, in ≥ 3 Lappen)

• Konsolidierung in bronchopulmonalen Segmenten/Lappen

Pirfenidon kann Progression aufhalten

Nicht unterschätzt werden sollte auch die Wirksamkeit nicht-medikamentöser Maßnahmen, betont Prof. Behr. Dazu gehören beispielsweise  die Sauerstofftherapie (bei Hypoxämie) und die pulmonale Rehabilitation. Auch die gezielte Behandlung von Fibrose-Komplikationen wie gastroösophagealer Reflux und pulmonale Hypertonie kann Betroffenen helfen. Bei geeigneten Patienten sollte frühzeitig auch eine Lungentransplantation erwogen werden.


Quelle: Jürgen Behr, Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 601-604

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).