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Das aktuelle Antibiotika-Arsenal gegen Borrelien
Bei Erythema migrans heißt es, sofort ein Rezept ausstellen, bei disseminierter Frühmanifestation oder Spätmanifestation geht entsprechende Sero- oder Kulturdiagnostik voraus: Patienten mit Lyme-Borreliose brauchen in jedem Fall gezielte und konsequente Antibiotikatherapie. Als Mittel der Wahl nennen die Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft – im Einklang mit internationalen Guidelines – in ihrer Leitlinie1 Doxycyclin und Amoxicillin als Mittel der Wahl.
Unter den Oral-Cephalosporinen zeigt nur Cefuroximaxetil eine vergleichbare Wirksamkeit. Aus der Makrolidgruppe hat sich Azithromycin als ausreichend effektiv erwiesen. Clarithromycin galt bislang nicht als ebenbürtig, hat sich aber jüngst in einer offenen Vergleichsstudie bei Kindern gegenüber Amoxicillin als nicht unterlegen gezeigt. Die Effektivität von Penicillin V oral wird von Experten nicht einheitlich beurteilt.
Dreiwöchige Behandlung bei disseminierter Manifestation
Während beim solitären Erythema migrans eine Therapiedauer von 10 bis 14 Tagen genügt, bedarf es bei disseminierter Manifestation mit grippeartigem Krankheitsgefühl bzw. bei multiplen Erythemata migrantia oder Borrelienlymphozytom einer dreiwöchigen Behandlung.
Kutane Spätmanifestationen verlangen eine noch längere "Kur". Bei Acrodermatitis chronica (ödematös-infiltrativ oder atrophisch) ohne neurologische Symptome genügt in der Regel eine 30 Tage lange Doxycylin- oder Amoxicillin-Einnahme. Haben sich bereits neurologische Komplikationen eingestellt, wird eine intravenöse Gabe von Penicillin G oder Cephalosporinen der 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon) notwendig. Erfolgt die Therapie lege artis, so liegen die Heilungsraten der lokalisierten oder disseminierten Frühmanifestationen bei 95–100 %.
Wenn die Therapie nicht greift bzw. vermeintlich versagt, liegt es nicht an Antibiotikaresistenzen. In dieser Hinsicht scheinen Borrelien nicht sehr wandlungsfreudig zu sein.
Therapieversagen häufig durch Einnahmefehler
In Wahrheit haben Patienten mit persistierenden Beschwerden sich nicht selten eine Zweitinfektion (mit einem anderen Borrelienstamm) eingefangen, wie zwei aktuelle Studien belegen. Zudem lässt sich "Therapieversagen" in vielen Fällen auf eine fehlerhafte Einnahme der Medikation zurückführen. Wenn Doxycyclin z.B. zusammen mit Milch. Aluminium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Aktivkohle oder Colestyramin geschluckt wird, behindert dies die Resorption. Die Patienten sollten das Tetrazyklin deshalb nicht mit Milch oder kalziumhaltigen Fruchtsäften einnehmen bzw. einen Abstand von 2–3 Stunden einhalten.
Auch die unregelmäßige Einnahme – z.B. Auslassen der Mittagsdosis bei Amoxicillin – schafft den Borrelien ein Schlupfloch. Ebenso torpediert das vorzeitige Absetzen (Phototoxizität von Doxycyclin, gastrointestinale Beschwerden) den Behandlungserfolg.
Selbst wenn eine Herxheimer-Reaktion mit Aufflammen der Erytheme, schwerem Krankheitsgefühl oder Fieber innerhalb von 24 Stunden nach Antibiotikaeinnahme auftritt, soll das Antibiotikum weiter genommen werden, unterstreichen die Autoren der Leitlinie. Denn es handelt sich um eine vorübergehende Immunreaktion und die Symptome des Zytokin-Anstiegs sprechen auf NSAR an.
Quelle: AWMF-Register 2016; Nr. R013-044, Klasse: S2k
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