Das diabetische Makulaödem zunächst nur beobachten

Dr. Elke Ruchalla

Bei der Behandlung des Makulaödems geht der Trend vom Angiogeneseinhibitor weg. Bei der Behandlung des Makulaödems geht der Trend vom Angiogeneseinhibitor weg. © wikimedia/National Eye Institute, National Institutes of Health

Eine der häufigsten Ursachen für Erblindung ist die diabetische Retinopathie. Trotzdem muss man nicht jeden Patienten auf Teufel komm raus behandeln.

Als Therapie der Wahl galt bis vor einigen Jahren noch die Laserkoagulation bei diabetischem Makulaödem, bis Angiogeneseinhibitoren sie allmählich verdrängten. In den entscheidenden Studien hatte man allerdings Patienten mit bereits eingeschränkter Sehschärfe behandelt. Dennoch setzen immer mehr Kollegen die Medikamente auch bei normalem Visus ein, wenn ein Makulaödem besteht, erklärt Dr. Emily Y. Chew vom National Eye Institute der National Institutes of Health in Bethesda.

Ob das berechtigt ist, hatte ein Team um Dr. Carl W. Baker­ vom Paducah Retinal Center im US-amerikanischen Paducah untersucht. In ihre randomisierte Studie hatten die Wissenschaftler 702 Typ-1- und Typ-2-Diabetiker mit gesichertem Makulaödem aufgenommen (das das Zentrum der Makula betraf) und einer von drei Gruppen zugewiesen:

  • intravitreale Injektion von 2 mg Aflibercept
  • Laserkoagulation
  • Überwachung ohne spezifische Therapie

Zu Studienbeginn wiesen alle Teilnehmer einen Visus von mindestens 20/25 auf. In der Injektionsgruppe erfolgten Kontrollen nach 8 sowie 16 Wochen und dann alle vier Monate. Falls die Sehschärfe über einen bestimmten Wert hinaus abnahm, erhielten die Probanden der Gruppen 2 und 3 ebenfalls Aflibercept intravitreal.

Abwarten angesichts Kosten und Risiken gerechtfertigt

Nach zwei Jahren fanden die Forscher keine Unterschiede zwischen den Gruppen, was die Abnahme der Sehschärfe betraf. Der Anteil betrug in den drei Armen 16 %, 17 % und 19 %. In Gruppe 2 bzw. 3 benötigte ein Viertel bzw. knapp ein Drittel der Patienten Injektionen mit dem Angiogenesehemmer. Nebenwirkungen wie Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Tod unklarer Ursache traten in den drei Gruppen ähnlich häufig auf. Kein Patient erlitt nach der Injektion in den Glaskörper eine Infektion. Berücksichtigt man die Kosten und das, wenn auch geringe, Risiko einer Endophthalmitis, so scheint es gerechtfertigt, bei dia­betischem Makulaödem mit guter Sehschärfe abzuwarten, bevor man zur Nadel greift, folgern die Wissenschaftler.

1. Chew EY. JAMA 2019; online first
2. Baker CW et al. A.a.O.

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Bei der Behandlung des Makulaödems geht der Trend vom Angiogeneseinhibitor weg. Bei der Behandlung des Makulaödems geht der Trend vom Angiogeneseinhibitor weg. © wikimedia/National Eye Institute, National Institutes of Health