Das Impfpass-Vernichtungsmonster hat wieder zugeschlagen

Professor Dr. Sabine Wicker hat im Dienst schon viele Ausreden gehört. Die Kollegin ist Betriebsärztin am Universitätsklinikum Frankfurt und Mitglied der STIKO. Etwa jeder fünfte Mitarbeiter bzw. Medizinstudent hat seinen Impfausweis nicht. Und der häufigste Satz, der ihr zu Ohren kommt, lautet: „Den habe ich beim Umzug verloren.“ Für Prof. Wicker ist die Ursache klar: Es muss ein Impfausweis-Vernichtungsmonsters geben, das bei Umzügen zuschlägt. Dieses scheine aber sehr spezialisiert zu sein – Personalausweise würden bei Umzügen schließlich nicht verschwinden, scherzt die Expertin.
Was bei fehlenden Vakzinationen in den Reihen des medizinischen Personals passiert, verdeutlichte Prof. Wicker am Beispiel eines Masernausbruchs in einer hessischen Klinik. Zehn Mitarbeiter steckten sich mit dem Virus an. Von ihnen hatte aber nur ein einziger den an Masern erkrankten Patienten tatsächlich gesehen. Bei allen anderen hatte eine gewisse räumliche Nähe (z.B. benachbarte Abteilung) für die Infektion ausgereicht. „Für medizinisches Personal liegt das Infektionsrisiko 13- bis 19-mal so hoch wie in der Normalbevölkerung. 20 % der Ansteckungen finden im Gesundheitswesen statt“, erinnerte die Kollegin.
Gefahr besteht auch, wenn es sich beim Indexpatienten um einen Mitarbeiter handelt. Als besonders bitter bezeichnete Prof. Wicker die schwere Maserninfektion eines Arztes, der aufgrund einer Stammzelltransplantation immunsupprimiert und deshalb – irrtümlich – nicht gegen das Virus geimpft gewesen sei.
STIKO arbeitet an neuen Anwendungshinweisen
Heutzutage werden auch immer mehr Patienten immunsuppressiv behandelt oder weisen eine Immundefizienz auf. Deshalb erarbeitet die STIKO derzeit Anwendungshinweise zur Vakzination in speziellen Fällen. Das erste Grundlagenpapier zur Immundefizienz ist kürzlich erschienen*; drei weitere Themen werden bis Anfang 2018 folgen.
* Niehues T et al. Bundesgesundheitsbl 2017; 60: 674-684
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).