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Das Märchen von guten und schlechten Fetten
Weltweit empfehlen Ernährungswissenschaftler und Fachgesellschaften eine Nahrung, die reich an ungesättigten Fettsäuren ist und möglichst wenige gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren enthält. Diese Ernährungsweise soll in hohem Maß die Erkrankungsrate für Herzkrankheiten reduzieren. Britische Forscher wollten dies nun auch wissenschaftlich untersuchen und werteten dazu insgesamt 72 Studien mit mehr als 600 000 Teilnehmern aus 18 Ländern aus.
Omega-3- und -6-Fettsäuren ohne Wirkung auf das Herz?
Das Ergebnis: Die Wirkungen einzelner freier gesättigter bzw. ungesättigter Fettsäuren auf das Herz erfüllten ganz und gar nicht die Erwartungen und stellen die gängigen Ernährungsempfehlungen teilweise infrage.
Mehrfach ungesättigte langkettige Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung hatten keinen schützenden Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch für Supplemente mit den Omega-Fettsäuren fanden sich in den Studien keine Vorteile. Jedoch verringerten einzelne Subtypen dieser Omega-3- (z.B. Eicosapentaensäure, Docosahexaensäure) bzw. Omega-6-Fettsäuren (z. B. Arachidonsäure) das Risiko für die koronare Herzkrankheit.
Interessanterweise hatte die Gesamtheit der gesättigten Fettsäuren aus der Nahrung keinen nachweisbaren schädlichen Einfluss auf die Koronararterien des Herzens. Einzeln betrachtet steigerten nur die gesättigten Fettsäuren Palmitinsäure und Stearinsäure aus Palmöl bzw. tierischem Fett die Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kürzerkettige gesättigte Milchfette hingegen verringerten das Erkrankungsrisiko sogar.
Fazit: Gegenwärtig unterstützen die Daten aus der Forschung nicht die Empfehlungen, auf gesättigte Fette zu verzichten und stattdessen mehr ungesättigte Fettsäuren aufzunehmen, um das Risiko für Herzerkrankungen zu minimieren.
Gesättigte Fettsäuren = böse, das gilt nicht in jedem Fall
Möglicherweise unterstreicht die vorliegende Studie aber auch nur, dass weiterhin Forschungsbedarf besteht. Wir wissen einfach noch nicht, wie viel einer bestimmten gesättigten Fettsäure der Mensch zu sich nehmen und tolerieren kann, bevor Schäden am Herz-Kreislauf-System auftreten.
Chowdhury R et al., Ann Intern Med. 2014; 160: 398-406
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