
Gesättigte Fette verlängern das Leben und schützen vor Schlaganfall

Die PURE*-Studie1 basiert auf den Daten von mehr als 135000 Personen aus 18 Ländern mit sehr unterschiedlichem Einkommen – von Kanada bis Simbabwe. Die Ernährung der Probanden im Alter zwischen 35 und 70 Jahren wurde mittels validierter Fragebögen erfasst. Innerhalb des medianen Follow-ups von 7,4 Jahren ereigneten sich knapp 5800 Todesfälle und fast 4800 schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (etwa zur Hälfte Herzinfarkte und Schlaganfälle).
Um den Einfluss verschiedener Nährstoffe genauer zu erfassen, teilten die Studienautoren die Teilnehmer in Quintilen ein. Das Fünftel mit dem höchsten Kohlenhydratverzehr hatte im Vergleich zu dem mit dem niedrigsten ein um 28 % erhöhtes Gesamtmortalitätsrisiko, die nicht-kardiovaskuläre Sterblichkeit stieg sogar um 36 %. Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle blieb hingegen unbeeinflusst.
Umgekehrt verhielt es sich mit der Fettaufnahme: Hier trug das Patientenfünftel mit dem höchsten Fettkonsum im Vergleich zur niedrigsten Quintile ein um 23 % geringeres Mortalitätsrisiko. Auch sämtliche Fettarten gingen mit einer geringeren Sterbegefahr einher: gesättigte Fette 14 %, einfach ungesättigte 19 %, mehrfach ungesättigte 20 %. Eine erhöhte Aufnahme gesättigter Fette verringerte zudem das Schlaganfallrisiko um bis zu 21 %.
Mehr Fett und weniger Kohlenhydrate auf den Teller
Demnach geht eine kohlenhydratreiche Ernährung (> 60 % der Energieaufnahme) mit einer erhöhten Gesamtmortalität einher. Eine stark fetthaltige Kost senkt dagegen allgemeine und nicht-kardiovaskuläre Sterblichkeit – unabhängig vom präferierten Lipid-Typ. Diese Studienergebnisse widersprechen klar der bisherigen Leitlinienempfehlung, weniger als 30 % der Energie in Form von Fetten zu verzehren und die Aufnahme gesättigter Fettsäuren unter < 10 % der Energiezufuhr zu senken, betonen die Autoren.
Und was passiert mit den Blutfetten?
Quelle: Mente A et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2017; 5: 774-787
Eine weitere Analyse 2 der PURE-Kohorte widmete sich der gesundheitlichen Wirkung von Obst und Gemüse. Der Multivarianzanalyse zufolge senkt ein reichlicher Verzehr pflanzlicher Kost die Gesamtmortalität um 19 % und die nicht-kardiovaskuläre Sterblichkeit um ebenfalls signifikante 16 %. Für die kardiovaskuläre Mortalität ermittelten die Autoren eine Reduktion um 27 %, die jedoch eine statistische Signifikanz knapp verfehlte. Den stärksten lebensverlängernden Effekt bewirkte eine Tagesdosis von drei bis vier Portionen (ca. 375–500 g). Rohe Gemüse schnitten besser ab als gekochte.
In einem Kommentar3 betonen zwei Experten von den National Institutes of Health in Baltimore die Bedeutung der Studie für die Gesundheit der Bevölkerung.
Macht‘s die Milch oder das Fleisch?
Allerdings ließen ihre Ergebnisse auch einige Fragen offen. Unklar sei z.B., welche tierischen Produkte als Quelle gesättigter Fette lebensverlängernd wirken. Fleisch zu essen könnte beispielsweise helfen, den Nährstoffmangel (z.B. Zink, Eisen, Vitamin K und B12) auszugleichen, der in vielen der in die Untersuchung einbezogenen Länder herrscht. Zum Thema Kohlenhydrate bleibt zu klären, inwiefern sich Haushaltszucker, Weißmehl- oder Vollkornprodukte auf die Mortalität auswirken.* Prospective Urban-Rural Epidemiology
Quelle:
1. Dehghan M et al. Lancet 2017; online first
2. Miller V et al. A.a.O. 3. Ramsden CE, Domenichiello AF. A.a.O.
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).