Omega-3-Fettsäuren ohne Nutzen bei Herz-Kreislauf-gesunden Diabetespatienten

Dr. Judith Lorenz

Eine gängige Quelle von Omega-3-Fettsäuren sind Fischöl-Kapseln. Eine gängige Quelle von Omega-3-Fettsäuren sind Fischöl-Kapseln. © iStock.com/batteriesnotincluded

Die Ergebnisse verschiedener Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass Menschen, die regelmäßig Omega-3-Fettsäuren – z.B. in Form von Fischöl – zu sich nehmen, seltener Herz-Kreislauf-Komplikationen erleiden. Eine nun veröffentlichte randomisierte Studie, an der mehr als 15 000 Diabetespatienten teilnahmen, konnte dies jedoch nicht bestätigen.

Die American Heart Association empfiehlt in ihren Leitlinien – sowohl zur Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit als auch zur Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse – die Nahrungssupplementation mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren bzw. eine fischreiche Ernährung. Zusammen mit Kollegen ist Dr. Louise Bowman von der Universität Oxford der Frage nachgegangen, ob auch Diabetespatienten von einer solchen Schutzwirkung profitieren.

Omega-3-Fettsäuren nicht besser als Placebo

Teilnehmer der ASCEND-Studie waren 15 480 Herz-Kreislauf-gesunde Diabetespatienten im Alter über 40 Jahre. Je die Hälfte der Probanden nahm einmal täglich 1 g mehrfach ungesättigte Fettsäuren bzw. ein Placebo in Kapselform zu sich. Primärer Studienendpunkt war das erste schwere Herz-Kreislauf-Ereignis (Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, Schlaganfall, TIA). Intrakranielle Blutungen wurden hierbei nicht berücksichtigt.

Nach einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 7,4 Jahren konnten in beiden Studiengruppen rund 57 000 Personenjahre ausgewertet werden. Die Therapieadhärenz betrug in beiden Behandlungsarmen etwa 76 %. Schwere Gefäßkomplikationen traten in der Gruppe der mit Omega-3-Fettsäuren behandelten Probanden ähnlich häufig auf wie im Kontrollkollektiv (8,9 vs. 9,2 %). Auch im Hinblick auf den sekundären Studienendpunkt unterschieden sich die beiden Behandlungsgruppen nicht signifikant (11,4 vs. 11,5 %). Gleiches galt für das allgemeine Sterberisiko (9,7 vs. 10,2 %), das Risiko, an einer nicht gefäßbedingten Erkrankung zu versterben, sowie die Inzidenz tödlicher bzw. nicht-tödlicher Krebserkrankungen.

Routinemäßige Supplementation ist verzichtbar

Herz-Kreislauf-gesunde Diabetespatienten, so das Fazit der Autoren, profitieren hinsichtlich des kardiovaskulären Risikos nicht von der zusätzlichen Einnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Angesichts der Ergebnisse halten sie eine routinemäßige Supplementation für verzichtbar. Mit Spannung erwarten sie die Auswertung der VITAL-Studie, die u.a. den Nutzen der Omega-3-Fettsäure-Supplementation im Hinblick auf das Krebs- und das Herz-Kreislauf-Risiko an einem Kollektiv von mehr als 25 000 Erwachsenen untersucht.

Quelle: ASCEND Study Collaborative Group. N Engl J Med 2018

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Eine gängige Quelle von Omega-3-Fettsäuren sind Fischöl-Kapseln. Eine gängige Quelle von Omega-3-Fettsäuren sind Fischöl-Kapseln. © iStock.com/batteriesnotincluded