Schwere kardiovaskuläre Ereignisse Apolipoprotein-Dysbalance als Frühwarnsystem
Schon lange vor einem schweren kardiovaskulären Ereignis (MACE) geraten die Cholesterin-Transportproteine ApoB und ApoA-1 aus dem Gleichgewicht. Bisher galt als wichtigster Dyslipidämie-Risikomarker das LDL-Cholesterin. Auch das Non-HDL-Cholesterin und ApoB, welches als Transportprotein für potenziell atherogene Lipoproteinpartikel – z.B. LDL, VLDL und IDL – fungiert, haben eine hohe prognostische Relevanz im Hinblick auf Herz-Kreislauf.Komplikationen.
ApoA-1, das Transportprotein für die protektiven HDL-Partikel, sowie das Verhältnis zwischen beiden Transportern, die sogenannte ApoB/ApoA-1-Ratio, hielten dagegen bislang noch keinen Einzug in die internationalen Leitlinien. Dies könnte sich jedoch bald ändern, zumindest wenn es nach Prof. em. Dr. Göran Walldius vom Karolinska-Institut in Stockholm und Kollegen ginge. Ihre Argumentation basiert auf Ergebnissen der schwedischen AMORIS-Studie. Das Analysekollektiv umfasste 137.100 Männer und Frauen mit leerer Myokardinfarkt- und Schlaganfallanamnese im Alter zwischen 25 und 84 Jahren. Bekannt waren zudem Informationen zum Lipidstatus inklusive ApoB und ApoA-1.
Transportmarker zeigen deutlich das Risiko
Im Verlauf der im Schnitt folgenden 18 Jahre kam es insgesamt zu 22.473 MACE-Ereignissen. Dazu zählten nicht-tödlicher Myokardinfarkt, Schlaganfall und Herztod). Bei beiden Geschlechtern prädisponierten sowohl eine hohe ApoB-Konzentration als auch eine hohe ApoB/ApoA-1-Ratio für Herz-Kreislauf-Komplikationen. Gleiches galt für niedrige ApoA-1-Spiegel, welche den ApoB-Effekt potenzierten. Zudem beobachteten die Forscher, dass sich mit steigender ApoB/ApoA-1-Ratio der Zeitpunkt des MACE-Eintritts nach vorne verlagerte.
Erste Auffälligkeiten der ApoB/ApoA-1-Balance traten bei den Studienteilnehmern bereits 20 Jahre vor den Herzkomplikationen in Erscheinung, warnen die Forscher. Wird auf diesen Umstand frühzeitig reagiert, könnte dies vermutlich viele Leben retten.
Quelle: Walldius G et al. PLoS Med 2021; 18: e1003853; DOI: 10.1371/journal.pmed.1003853