Menschen mit Risiko screenen

Elisa Breuer

Bei einem erhöhten Lungenkrebsrisiko, ist ein  Screening zur Vorsorge lohnenswert. Bei einem erhöhten Lungenkrebsrisiko, ist ein Screening zur Vorsorge lohnenswert. © Davizro Photography – stock.adobe.com

Wer ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko hat, profitiert von einem Screening. Welche Studiendaten dieser Annahme zugrunde liegen und welche Faktoren bei der flächendeckenden Implementierung zu beachten sind, erklärte ein Experte auf dem diesjährigen DGP-Kongress. 

Für das Lungengkrebsscreening eignet sich bislang nur eine einzige Methode: das Low-Dose-CT (LDCT). Zur Untermauerung führte Prof. Dr. Stefan­ Hammerschmidt­, Klinikum Chemnitz, exemplarisch die beiden großen Studien NLST und NELSON an. Während in Ersterer LDCT gegen Rö-Thorax getestet wurde, bildete in der zweiten Untersuchung keine Intervention den Kontrollarm (siehe Kasten). 

Prof. Hammerschmidt sprach sich gegen die NLST-Strategie aus. So waren von der 24,6%igen positiven Screeningrate 96,4 % falsch positiv. Trotzdem fiel die Studie positiv aus, da die Lungenkrebssterblichkeit um 20 % sank (p = 0,004). Auf 1.000 Patient:innen gesehen konnten im Vergleich zum Rö-Thorax so drei Todesfälle verhindert werden (18 vs. 21 Tote). Als Wermutstropfen bezeichnete der Experte die 16 bzw. 10 Todesfälle nach Interventionen in der LDCT- bzw. Rö-Thorax-Gruppe. Von den 16 Erkrankten im Prüfarm hatten zudem nur 10 wirklich einen Lungentumor

Die beiden Screeningstudien im Vergleich

 

NLST

NELSON

Vergleich

Low-Dose-CT vs. Rö-Thorax

Low-Dose-CT vs. keine Intervention

N

53.454

15.792

Frequenz

Baseline CT-Prävalenz
1 Jahr CT-Inzidenz
2 Jahre CT-Inzidenz

Baseline CT-Prävalenz
1 Jahr CT-Inzidenz
3 Jahre CT-Inzidenz
5,5 Jahre CT-Inzidenz

Risiko

55–74 Jahre
30 Packungsjahre

50–75 Jahre
> 15 Zig/d 25 Jahre
> 10 Zig/d 30 Jahre
< 10 Jahre gestoppt

Besonderheit

Grenzdiameter 4 mm

Komplexes Nodule-Management

Weitaus bessere Ergebnisse lieferte die NELSON-Studie­ mit einer befundadaptierten Frequenz für Folgescreenings. Nur 2,1 % der CT-Befunde fielen positiv aus, davon waren 56,5 % falsch positiv. Auf 1.000 Personen kam es im LDCT-Arm zu 2,5 Todesfällen, in der Kontrolle zu 3,3 (HR 0,76; p = 0,01). Für ein nationales Screeningprogramm sieht Prof. Hammerschmidt­ das Vorgehen jedoch als zu komplex an. 
Für eine Risikopopulation überwiegt der Nutzen eines LDCT-Screenings dem Schaden – darin sind sich das IQWIG und das Bundesamt für Strahlenschutz einig. Diese Voraussetzungen bedarf es dafür:

  • Definition Risikopopulation
  • verpflichtendes Angebot der Raucherentwöhnung
  • Abklärungsalgorithmus 
  • Rundherdmanagement 
  • flächendeckende CT-Technik und strukturelle Voraussetzungen 
  • Einbindung in interdisziplinäre Versorgung
  • Zusatzauswertung
  • Dokumentation und Qualitäts­sicherung

Die Durchführung und Auswertung sieht Prof. Hammerschmidt in spezialisierten Zentren. In anderen Ländern sind ähnliche Projekte bereits gestartet. So erfolgt etwa in Italien das nationale Screening über Hausärzt:innen und in Großbritannien wird das Programm „Lung Health Check“ schrittweise eingeführt. 

Warten auf den Startschuss des Bundesministeriums

In Deutschland gibt es aktuell nur für asbestexponierte Personen ein Screeningangebot. „Der Ball liegt jetzt beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz“, erklärte der Referent. Erst nach der Erlaubnis könnte der G-BA das Screening etablieren. Gespräche mit den dazugehörigen Fachgesellschaften laufen laut Prof. Hammerschmidt­ bereits.

Quellen:
Hammerschmidt S. 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.; „Lungenkrebs-Screening sinnvoll: Pro & Contra“
63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

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Bei einem erhöhten Lungenkrebsrisiko, ist ein  Screening zur Vorsorge lohnenswert. Bei einem erhöhten Lungenkrebsrisiko, ist ein Screening zur Vorsorge lohnenswert. © Davizro Photography – stock.adobe.com