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AML: Rückfallrisiko älterer Patient:innen durch allogene Stammzelltransplantation relevant reduziert

Trotz intensiver Induktions-Chemotherapie entwickeln 60–80 % der älteren AML-Patient:innen ein Rezidiv. Retrospektive Analysen legen nahe, dass eine allogene Stammzelltransplantation (allo-SCT) das Rückfallrisiko in dieser Population vermindern kann. Daher ging eine internationale, multizentrische, offene und randomisierte Phase-3-Studie der EBMT* der Frage nach dem klinischen Nutzen der allo-SCT im Vergleich zu einer Nicht-allo-SCT-Konsolidierung auf den Grund.
Wie Prof. Dr. Dietger Niederwieser, Universitätsklinikum Leipzig, berichtete, gingen neu diagnostizierte AML-Patient:innen im Alter von 60–75 Jahren (median 67 Jahre) in die Studie ein. Die Teilnehmenden hatten durch eine Induktionstherapie eine erste komplette Remission (CR1) erreicht. Nach einer ersten Konsolidierung wurden sie u.a. einer zytogenetischen/molekularen Untersuchung unterzogen.
Erkrankte, für die ein passender verwandter oder nicht verwandter Spender vorlag (rund 70 %) wurden 2:1 randomisiert einer allo-SCT (n = 83; davon 66 transplantiert) oder einer Nicht-allo-SCT-Konsolidierung nach lokalen Protokollen (n = 42; davon 35 mit zweiter Konsolidierung) zugeteilt. Primärer Endpunkt war das leukämiefreie Überleben (LFS), bezogen auf die mittlere beschränkte Überlebenszeit (RM) der Betroffenen über fünf Jahre.
Reduktion des Rückfallrisikos
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 62 Monaten betrugen die Fünf-Jahres-LFS-Raten 28,8 % im allo-SCT-Arm und 8,9 % in der Kontrolle. In einer multivariaten Analyse, angepasst an den Spendertyp und das zytogenetische Risiko, wurde ein signifikanter Unterschied von 8,9 Monaten (95%-KI 1,3–16,6) im primären Endpunkt RM-LFS zugunsten einer allo-SCT dokumentiert (p = 0,02).
Die allogene Transplantation reduzierte das Rückfallrisiko von 91,1 % auf 37,8 %. Die nicht-rezidivbedingte Mortalität war unter allo-SCT höher (26,8 % vs. 0 %). Das Gesamtüberleben unterschied sich nicht signifikant, was laut Prof. Niederwieser in dieser Zeitspanne auch nicht zu erwarten sei.
Zusammenfassend hat erstmals eine Phase-3-Studie ergeben, dass eine allogene Transplantation nach erfolgreicher Induktionstherapie und einer Konsolidierung das LFS älterer AML-Erkrankter signifikant und klinisch relevant verbessert. Prof. Niederwieser bezeichnet die Daten als „practice changing“.
* European Group for Blood and Marrow Transplantation
Quelle:
Niederwieser D. EBMT Annual Meeting 2024; Vortrag „OS1-02 „Hematopoetic cell transplantation for patients of older age with AML in first complete remission: Results of a randomized Phase III trial of the EBMT“
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