Der Trend geht zur kontinuierlichen Blutzuckermessung

DGIM 2022 Birgit Maronde

Um die TIR zu erfassen, benötigt man eine kontinuierliche Glukosemessung. Um die TIR zu erfassen, benötigt man eine kontinuierliche Glukosemessung. © iStock/ttsz

Bisher galt der HbA1c als diagnostischer Goldstandard bei Diabetes. So wie es aussieht, setzt man mit der TIR (Time in Range) zukünftig aber darauf, was tagesaktuell passiert, und schenkt dem Langzeitblutzucker der vergangenen Wochen weniger Beachtung.

Der HbA1c ist als Marker für die Blutzuckereinstellung offenbar angezählt. Beim Typ-1-Diabetes setzt man zunehmend auf den Parameter „Zeit im Zielbereich“ (Time in Range, TIR). Und auch beim Typ-2-Diabetes wird die Kontrolle via HbA1c keine größere Zukunft haben, mutmaßte Prof. Dr. Thomas Danne vom Diabeteszentrum des Kinder- und Jugendkrankenhauses Auf der Bult in Hannover.

Um die TIR zu erfassen, benötigt man eine kontinuierliche Glukosemessung, wie sie bei vielen Patienten mit Typ-1-Diabetes bereits Standard ist. Typ-2-Diabetiker nutzen die Technik bislang noch selten, obwohl sie durchaus von ihr profitieren könnten. Auch für Menschen mit Prädiabetes ist sie als Option denkbar, denn mit den Blutzuckerspiegeln bzw. -schwankungen direkt vor Augen dürfte eine notwendige Verhaltensmodifikation leichter gelingen. „Sie sehen sofort, was das leckere Essen mit dem Blutzucker macht“, meinte Prof. Danne.

Die neuen Ziele bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes

TAR: Time above Range

> 250 mg/d

< 5 % der Zeit

< 1 h 12 min

> 180 mg/dl

< 25 % der Zeit

< 6 h

TIR: Time in Range

70–180 mg/dl

> 70 % der Zeit

> 16 h 48 min

TBR: Time below Range

< 70 mg/dl

< 4 % der Zeit

< 58 min

< 54 mg/dl

< 1 % der Zeit

< 14 min

Auch Vorteile für klinische Forschung

Sowohl beim Typ-1- als auch beim Typ-2-Diabetes gilt, dass der Blutzucker eines Patienten täglich etwa 17 Stunden im Zielbereich liegen sollte. Dieser ist festgelegt auf Werte zwischen 70 mg/dl und 180 mg/dl. Man geht davon aus, dass eine Abweichung von 5 % klinisch relevant ist, erklärte der Kollege.

Auch für die klinische Forschung bringt der Blick auf die TIR Vorteile. Porf. Danne berichtete über eine randomisierte kontrollierte Studie, die gerade auf dem ATTD*-Kongress in Barcelona vorgestellt wurde. In ihr verglich man den Effekt zweier Langzeitinsuline der zweiten Generation auf die Zeit im Zielbereich. 343 Patienten mit Typ-1-Diabetes und einem HbA1c zwischen 7 % und 10 % erhielten eine subkutane Therapie mit Insulin glargin (300 U/ml) oder Insulin degludec (100 U/ml). In Woche 12 nach der Umstellung auf eine der beiden Substanzen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der via kontinuierlicher Glukosemessung ermittelten TIR. Sie wurde von knapp 52 % versus 55 % der Patienten erreicht. Auch was Hypoglykämien und die glykämische Variabilität anging, waren die beiden Insuline annähernd gleich. Die kontinuierliche Messung erlaubt, sehr viel schneller einen Effekt zu sehen als es über die Bestimmung des HbA1c möglich ist. Ohne die Technologie hätte man eine Studiendauer von sechs Monaten oder sogar einem Jahr angesetzt, meinte der Kollege.

* Advanced Technologies & Treatments für Diabetes

Quelle: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Um die TIR zu erfassen, benötigt man eine kontinuierliche Glukosemessung. Um die TIR zu erfassen, benötigt man eine kontinuierliche Glukosemessung. © iStock/ttsz