
Der Wolf im Schafspelz
Es ist ihr zweites Kind und die 31. Schwangerschaftswoche, in der sich die junge Frau wegen juckender Haut vorstellt. Der Pruritus habe heute erst begonnen, erklärt die Patientin den Ärzten. GOT und Gamma-GT liegen im Normbereich und es besteht kein Ikterus. Drei Tage später kommt es trotz dieser milden Symptomatik zum intra-uterinen Fruchttod. Jetzt bestimmt man auch die Gallensäuren, die mit 252 µmol/l auf das 20-Fache gegen-über der Norm erhöht sind, und stellt leider sehr spät die Diagnose einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase.
Der Fall macht eindrücklich klar, wie gefährlich diese häufigste Lebererkrankung in der Schwangerschaft ist, erinnerte Professor Dr. Sonja Ständer von der Universitätshautklinik Münster beim Dermatologie-Update.
Neben cholestatischen Effekten der Schwangerschaftshormone, erhöhter Darmpermeabilität und Umweltfaktoren scheint die genetische Disposition der Frau die Gefahr für eine Schwangerschaftscholestase zu erhöhen. Die Diagnose wird gestellt bei Pruritus, Ikterus und erhöhten freien Gallensäuren im Serum. Allerdings hinkt – wie im vorgestellten Fall – der Ikterus manchmal den anderen Symptomen bis zu vier Wochen hinterher. Auch die übliche Transaminasenerhöhung kann in fulminanten Fällen zunächst fehlen, erinnert die Expertin.
Cholestase-Verdacht: Gallensäuren messen!
Aus diesem Grund reichen GPT-, GOT- und Bilirubin-Bestimmungen zur Abklärung eines Pruritus in der Schwangerschaft nicht aus. Die konsequente Messung der Gallensäuren ist ratsam. Dabei sollte die Blutabnahme nüchtern erfolgen, denn die Gallensäuren können postprandial stark ansteigen. Der Titer korreliert mit der Gefahr für das Ungeborene: Je µmol/l Anstieg erhöht sich das fetale Risiko um 2 %, warnte die Expertin. Die Cholestase bildet sich in der Regel post partum zurück. Bei nachfolgenden Schwangerschaften ist allerdings in 80 % der Fälle mit einem Rezidiv zu rechnen.
Schwangere mit Cholestase, was tun?
- Ursodesoxycholsäure (15 mg/kgKG), um Gallensteine aufzulösen
- Wöchentliche CTG-Kontrollen
- ab der 34. SSW
- rechtzeitige Entbindung
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).