Gallensäureverlust-Syndrom als Ursache für Diarrhö unterschätzt

Der gallensäurebedingte Durchfall kann sekundär entstehen, wenn die Wiederaufnahme im Ileum z.B. aufgrund einer entzündlichen Darmerkrankung gestört ist. Es gibt aber auch eine primäre Genese durch eine gesteigerte Synthese von Gallensäuren bei intaktem Darm. Diese Patienten werden häufig fälschlich in die „Schublade“ Reizdarmsyndrom eingeordnet, schreiben Dr. Ayman Bannaga von der Abteilung für Gastroenterologie des Universitätsklinikums Coventry und Warwickshire und Kollegen. Schließlich sammeln sich auch im Gefolge einer Cholezystektomie oder bei anderen gastrointestinalen Erkrankungen wie chronischer Pankreatitis zu viele Gallensäuren im Darm.
Fäkale Konzentration an Gallensäuren bestimmen
Patienten mit einem Gallensäureverlustsyndrom gleich welcher Genese werden oft durch Episoden plötzlichen Stuhldrangs geplagt. Sie leiden unter zahlreichen Entleerungen und haben ständig Angst davor, die Toilette nicht rechtzeitig zu erreichen.
Diagnostizieren lässt sich die Erkrankung, indem man die fäkale Gallensäurekonzentration misst oder den SeHCAT (Selen-75-Homotaurocholsäure-Test) durchführt. Als Therapie der Wahl werden Ionenaustauscherharze wie Colestyramin eingesetzt, die überschüssige Gallensäuren binden.
Wie es den Patienten mit dieser unterschätzten Erkrankung ergeht, hat kürzlich eine englische Studie untersucht. Mitglieder von zwei Patienten-Organisationen erhielten dazu einen Fragebogen. Analysiert wurden 91 der ersten 100 Antworten von Patienten, bei denen die Diagnose Gallensäureverlustsyndrom formal gestellt worden war.
Ionenaustauscherharze schlugen bei 60 % gut an
Zuvor hatten sich 44 % der Patienten über mehr als fünf Jahre mit ihren Symptomen herumschlagen müssen. 80 % litten häufig unter plötzlicher Diarrhö, 85 % unter Stuhldrang, 54 % unter Blähungen, 59 % unter Schmerzen. 88 % hatten zumindest gelegentliche Episoden von Stuhlinkontinenz. Fast 40 % gaben an, sie hätten sich ständig müde gefühlt. Mehr als ein Drittel hatte verschiedene Diäten ausprobiert oder bestimmte Nahrungsmittel weggelassen, um die Symptome in den Griff zu bekommen.
Mehr als die Hälfte der Kohorte äußerte, ihre Symptome seien bei früheren Arztbesuchen nicht abgeklärt worden. 28 % meinten, ihre Ärzte würden die Erkrankung gar nicht kennen. Die Therapie mit Ionen- austauscherharzen hatte bei 60 % der Befragten gut angeschlagen. Die Lebensqualität und seelische Gesundheit hatten sich verbessert.
Bannaga A et al. BMJ Open Gastro 2016; online first.
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