Rotaviren und Noroviren richtig vorbeugen

Dr. Barbara Kreutzkamp

Noroviren mögen genetische Abwechslung. Noroviren mögen genetische Abwechslung. © cdc/ Jessica A. allen

Kurz, aber lebensgefährlich: Virale Gastroenteriden bedrohen vor allem Kleinkinder und ältere Menschen. Gegen das innere Austrocknen helfen leicht hypoosmolare Getränke, aber auch Probiotika können die Durchfalldauer erheblich reduzieren. Noch besser greifen jedoch prophylaktische Maßnahmen.

Abruptes Erbrechen und nichtblutige Diarrhö, oftmals verbunden mit leichtem Fieber und abdominellen Krämpfen, belasten vor allem Säuglinge und Ältere. Ob bakteriell oder viral bedingt lässt sich allein anhand der Klinik nicht beurteilen, schreiben Dr. Krisztián­ Bányai von der ungarischen Akademie der Wissenschaften und Kollegen. In entwickelten Ländern kommen in erster Linie selbstlimitierende, oral-fäkal übertragene virale Infektionen vor.

In der Regel keine Labordiagnostik nötig

Hauptübeltäter sind Rota- und Noroviren. Die bei uns überwiegend in den Wintermonaten aktiven Rotaviren sind vor allem für Säuglinge und Kleinkinder klinisch relevant. In späteren Jahren wie auch generell bei Erwachsenen verfügt der Körper dann über genügend Abwehrkräfte, um erneute Infektionen ohne klinische Auffälligkeiten zu meistern.

Anders bei den genetisch etwas sprunghafteren Noroviren. Zwar entwickeln auch bei dieser Virus-Infektion überwiegend Kinder Gastroenteritis-Symptome. Aber ältere Menschen sind ebenfalls anfällig, vor allem wenn sich neue genetische Norovirus-Varianten einfinden, die das Immunsystem noch nicht richtig erkennen kann.

Patienten mit akuter Gastroenteritis benötigen in der Regel keine labordia­gnostische Abklärung, bestätigen die Virusexperten. Lediglich bei schwerer und/oder lang anhaltender Symptomatik, blutigen Stühlen, positiver Reiseanamnese oder schwerer Grunderkrankung kann die Labordiagnostik wichtige Hinweise für eine möglicherweise spezifische Behandlung geben.

Ansonsten ist die Zufuhr von leicht hypoosmolaren Getränken zur oralen Rehydratation Methode der Wahl. Bei massivem Erbrechen sowie zunehmender Dehydratation und Schocksymptomatik ist die intravenöse Rehydratation obligat. Für weitere Therapieoptionen ist die Evidenz eher begrenzt. Sowohl Motilitätshemmer als auch Antiemetika stören den natürlichen selbstlimitierenden Krankheitsverlauf und sollten Ausnahmefällen vorbehalten bleiben, erklären Dr. Bányai und Kollegen.

Positive klinische Studien liegen für Probiotika wie z.B. Lactobacillus rhamnosus GG, Lactobacillus reuteri und Saccharomyces boulardii vor. Die „guten Darmkeime“ verkürzen unter anderem die Dauer der Diarrhö und eignen sich als rehydratationsergänzende Maßnahme. Säuglinge sollten auch während der symptomatischen Phase möglichst weiter gestillt werden, ansonsten ist nach der Rehydratation eine rasche Wiederaufnahme der normalen Ernährung wichtig.

Bei Ansteckungsgefahr vor allem durch Norovirusinfektionen haben sich penible Handhygiene, eingeschränkter Kontakt mit Gastroenteritis-Patienten, Oberflächendesinfek­tion und Vernichtung kontaminierter Nahrungsmittel bewährt. Erwachsene mit Norovirus-Verdacht, die häufigen Kontakt mit anderen Personen haben bzw. in medizinischen Einrichtungen oder nahrungsmittelverarbeitendem Gewerbe beschäftigt sind, erhalten eine Krankschreibung bis mindestens 48 Stunden nach Symptombeendigung.

Vakzin gegen Noroviren in klinischer Prüfung

Zumindest gegen Rotaviren kann seit 2006 geimpft werden. Zur Verfügung stehen mehrere Vakzine, unter anderem ein monovalenter Impfstoff, der attenuierte, humane Viren enthält. Die Schluckimpfung ist mittlerweile in 95 Ländern etabliert und hat zu einem deutlichen Abfall der schweren Rotavirus-Gastroenteritiden bei Kindern geführt, ungeschützte jüngere und ältere Personen scheinen ebenfalls zu profitieren. Vakzine gegen Noroviren befinden sich in klinischer Prüfung. Ob sie allerdings gegen alle genetischen Norovirus-Varianten dauerhaft schützen, ist noch nicht klar.

Quelle: Bányai K et al. Lancet 2018; 392: 175-186

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Noroviren mögen genetische Abwechslung. Noroviren mögen genetische Abwechslung. © cdc/ Jessica A. allen