Enteropathie: Sieht aus wie Zöliakie, ist aber keine

Dr. Alexandra Bischoff

Wie die Zöliakie geht die medikamenteninduzierte Enteritis mit Lymphozyteninfil­tration und Zottenatrophie einher. Wie die Zöliakie geht die medikamenteninduzierte Enteritis mit Lymphozyteninfil­tration und Zottenatrophie einher. © wikimedia/Ed Uthman

Ein Blick auf die Medikamentenliste kann sich bei chronischer Diarrhö lohnen, wie der Fall einer 72-Jährigen eindrücklich zeigt. Die Frau plagten wässrige Durchfälle, die sich erst nach Absetzen ihres Blutdruckmedikaments besserten.

Bereits acht Kilo hatte eine 72-jährige Patientin infolge anhaltender, wässriger Durchfälle an Gewicht verloren, als sie sich in der Medizinischen Klinik des BG Klinikums Bergmannstrost Halle vorstellte. Die bis zu zehn Stuhlgänge pro Stunde seien weder schmerzhaft noch müsse sie erbrechen. Fragen nach einem Auslandsaufenthalt, einer Lebensmittelunverträglichkeit oder Allergien verneinte die Frau. Infektionszeichen oder eine B-Symptomatik bestanden nicht. Aufgrund einer koronaren Herzerkrankung und arteriellen Hypertonie nahm die Patientin Acetylsalicylsäure, Metoprolol und seit 2013 kombiniert Amlodipin, Olmesartan und Hydrochlorothiazid ein. Zudem litt sie an einer chronischen Niereninsuffizienz (eGFR 40 ml/min/KOF).

Die Therapie schlug nicht an und das IgA war normwertig

Eine anhaltende Diarrhö kann multiple Ursachen haben, weshalb bei der Abklärung ein systematisches Vorgehen empfohlen wird, schreiben Dr. Hanna Israel und Kollegen. Nachdem sie infektiologische Ursachen laborchemisch und stuhlmikrobiologisch ausschließen konnten, wurden bei der Patientin eine Gastro- sowie Koloskopie (inkl. Stufenbiopsie) durchgeführt (inkl. Ileum).

Die histologische Auswertung ergab das Bild einer Zöliakie: Lymphozyteninfiltration des Deck- und Kryptenepithels und Becherzellverarmung im Dickdarm sowie Kryptenhyperplasie, Zottenatrophie und Lymphozyteninfiltration der Lamina propria und des Deckepithels im Duodenum und terminalen Illeum. Daraufhin wurden die Zöliakie-Antikörper bestimmt und die Patientin erhielt eine Infusionstherapie, Tinctura opii sowie eine glutenfreie Diät. Doch die Therapie schlug nicht an und der IgA-Spiegel war normwertig, sodass eine medikamentöse Ursache vermutet wurde.

Auslöser einer antikörper­negativen Zöliakie

  • Medikamente
  • autoimmune Enteropathien
  • Lymphome
  • eosinophile Gastritiden
  • HIV-Infektion

Beschwerden können erst nach vielen Jahren auftreten

Im Verdacht stand der selektive AT1-Antagonist Olmesartanmedoxomil, der in sehr seltenen Fällen (< 0,01 %) sogar nach jahrelanger Einnahme sprueähnliche Enteropathien verursachen kann. Nach Absetzen des Olmesartans normalisierten sich sowohl Stuhlfrequenz als auch -qualität. Auch die histologischen Auffälligkeiten waren nach sechs Monaten komplett rückläufig. Eine medikamenteninduzierte Enteritis wurde auch bei anderen Sartanen (Telmisartan, Valsartan, Irbesartan, Eprosartan) beobachtet, schreiben die Experten, was einen Klasseneffekt vermuten lässt.

Quelle: Israel H et al. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 394-397

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Wie die Zöliakie geht die medikamenteninduzierte Enteritis mit Lymphozyteninfil­tration und Zottenatrophie einher. Wie die Zöliakie geht die medikamenteninduzierte Enteritis mit Lymphozyteninfil­tration und Zottenatrophie einher. © wikimedia/Ed Uthman
medikamenteninduzierte Enteritis medikamenteninduzierte Enteritis © wikimedia/Ed Uthman