Diabetes-Fahndung bei KHK: oGTT schlägt HbA1c

Maria Weiß, Foto: thinkstock

Ein Symtom der KHK ist die Gefäßverengung. Ein Symtom der KHK ist die Gefäßverengung. © fotolia/psdesign1

Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit lohnt es sich, nach einem Diabetes zu fahnden. Der HbA1c-Wert allein führt allerdings oft in die Irre.

Zweit Drittel der Diabetiker sterben an kardiovaskulären Komplikationen. Außerdem haben Herzinfarkt-Patienten mit Diabetes eine deutlich schlechtere Akutprognose – insbesondere wenn auch noch erhöhte CRP-Werte und eine Störung der Nierenfunktion hinzukommen. Es ist also durchaus sinnvoll, bei jedem Patienten mit KHK oder Myokardinfarkt aktiv nach einem noch nicht erkannten Diabetes zu fahnden, so Professor Dr. Oliver Schnell vom Helmholtz-Zentrum München auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.  

Gestörte Glukosetoleranz treibt das KHK-Risiko hoch

Schon lange weiß man, dass vor allem erhöhte postprandiale Blutzuckerwerte das kardiovaskuläre Risiko hochtreiben. Auch in einer aktuellen Studie erwies sich der postprandiale Wert, nicht aber der Nüchternblutzucker als Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse und die Gesamtmortalität.


Die postprandiale Glukosesteigerung geht der Manifestation des Typ-2-Diabetes mit erhöhten Nüchternwerten zudem um viele Jahre voraus. Und man weiß, dass das kardiovaskuläre Risiko auch schon im Stadium der gestörten Glukosetoleranz deutlich vermehrt ist, sagte Prof. Schnell. So ist schon 15 Jahre vor der eigentlichen Diabetesdiagnose das Schlaganfallrisiko um mehr als das Doppelte erhöht.


Die postprandiale Blutzuckererhöhung lässt sich am besten mit dem oralen Glukosebelastungstest (oGTT) erfassen. Dass sich dieses Screening bei Herzinfarktpatienten lohnt, hat die GAMI-Studie gezeigt. Von 168 Infarktpatienten wiesen darin 34 % eine gestörte Glukosetoleranz auf, 33 % hatten einen manifesten Diabetes und nur ein Drittel zeigte eine normale Glukosetoleranz.

Zweistundenwert im Glukosetoleranztest korreliert mit KHK

In der Silent-Diabetes-Studie wurde oGTT und Bestimmung des HbA1c-Werts in einem Kollektiv von mehr als 1000 Patienten verglichen, die sich einer Koronarangiographie unterzogen und bei denen noch kein Diabetes bekannt war. Hier fand man mit dem oGTT 14 % Diabetiker, mit der HbA1c-Bestimmung wurden dagegen nur 4 % diagnostiziert.


Außerdem zeigte sich eine direkte Korrelation zwischen dem 2-h-Blutzuckerwert im oGTT und dem Ausmaß der KHK – für den HbA1c-Wert war dagegen kein Zusammenhang erkennbar. Der HbA1c-Wert scheint als Screeningmaßnahme also nicht besonders hilfreich zu und kann den oralen Glukosetoleranztest keinesfalls ersetzen, meinte der Diabetologe. Dies spiegelt sich auch in den Empfehlungen der EASD* wider, die bei KHK-Patienten mit unbekanntem Diabetesstatus den oGTT an die erste Stelle setzen.

Quelle: Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
* European Association for the study of diabetes

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