
Die bakterielle Meningoenzephalitis ist ein leiser Killer

Welche Erreger eine außerhalb des Krankenhauses erworbene bakterielle Meningitis oder Meningoenzephalitis (im Folgenden als Meningitis zusammengefasst) auslösen, hängt stark vom Alter der Betroffenen ab. Bei Erwachsenen in Deutschland sind dies vor allem Streptococcus pneumoniae, gefolgt von Neisseria meningitidis und Listeria monocytogenes. Das schreiben Prof. Dr. Roland Nau vom Geriatrischen Zentrum des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende und Mitarbeitende. Auch Mycobacterium tuberculosis spielt eine gewisse Rolle, doch verursacht dieser Keim im Unterschied zu den drei erstgenannten Erregern meist keine akute, sondern eine subakute Meningitis.
Klinisch macht sich die bakterielle Meningitis durch Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit (Meningismus), Fieber und Bewusstseinstrübung bemerkbar. Aber: Gerade zu Beginn der Erkrankung liegen oft nicht alle Symptome vor.
Ältere Betroffene sind oft verwirrt und eingetrübt
Insbesondere bei Säuglingen und Senioren fehlt häufig ein Meningismus. Sepsispatientinnen und -patienten sind manchmal nicht fiebrig, sondern eher ausgekühlt – wobei eine Hypothermie als prognostisch ungünstiges Zeichen gilt. Bei alten Personen steht klinisch nicht selten eine Verwirrtheit oder Bewusstseinstrübung im Vordergrund und eine definitive Klärung ist dann nur durch eine Liquoruntersuchung möglich.
Keine Zeit verlieren!
Die Letalität der ambulant erworbenen Meningitis (außer Neuroborreliose) liegt in Deutschland je nach Erreger bei 5 % bis 30 %. Von den erkrankten Erwachsenen sterben etwa 25 %, bei Kindern ist die Letalität deutlich niedriger.
Dies unterstreicht, wie wichtig eine rasch einsetzende Therapie ist: Die Antibiose soll möglichst innerhalb einer Stunde nach stationärer Aufnahme begonnen werden. Eine Verzögerung der Antibiotikagabe um mehr als drei Stunden ist unbedingt zu vermeiden – denn sonst steigt das Risiko für Mortalität und schwere neurologische Spätschäden erheblich an.
Bei Verdacht auf Meningitis müssen sofort nach der Krankenhausaufnahme Blutkulturen angelegt und muss mittels Lumbalpunktion Liquor gewonnen werden. Der Liquor ist mikroskopisch zu untersuchen und zu kultivieren. Mithilfe einer Multiplex-PCR des Liquors lässt sich innerhalb weniger Stunden klären, ob eine Infektion mit einem häufigen Meningitiserreger vorliegt. Zusätzlich ist allerdings die Blutentnahme unbedingt erforderlich, um die Antibiotikaempfindlichkeit des Erregers zu bestimmen.
Falls in der Kultur kein Erreger nachgewiesen werden kann, sollte über zusätzliche Spezialverfahren wie Antigennachweis oder PCR der Versuch einer Erregeridentifikation unternommen werden. Bei der Unterscheidung zwischen einer bakteriellen und einer viralen Meningoenzephalitis kann auch die Bestimmung des Procalcitonins im Serum helfen. Die Autorinnen und Autoren empfehlen, bei allen Betroffenen zusätzlich eine frühzeitige zerebrale Bildgebung mit Darstellung der Schädelbasis durchzuführen, um Infektionsherde und potenzielle Komplikationen zu erfassen.
Dexamethason zusätzlich zur Antibiose verabreichen
Bei typischem klinischen Erscheinungsbild muss unmittelbar nach Anlegen der Kulturen mit der antibiotischen Therapie begonnen werden. Als ungezielte Initialtherapie der ambulant erworbenen Meningitis gilt die hoch dosierte Antibiotikagabe. Für einen normalgewichtigen Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion lautet die Empfehlung:
- Ceftriaxon 2 x 2 g/d plus Ampicillin 2 x 2 g/d
- Cefotaxim 4 (bis 6) x 2 g/d plus Ampicillin 6 x 2 g/d
Eventuell ist eine Optimierung der Antibiose notwendig – dies erfordert jedoch die genaue Bestimmung des Erregers und dessen Antibiotikaempfindlichkeit.
Zusätzlich zur Antibiose wird zur Behandlung der ambulant erworbenen Meningoenzephalitis die Gabe von Dexamethason (4 x 10 mg/d) empfohlen. Die erste Dosis sollte vor oder zeitgleich mit der ersten Antibiotikadosis verabreicht werden.
Quelle: Nau R et al. internistische praxis 2024; 68: 38-50 © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
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