Die Eiweißallergie ist keine Schnelldiagnose!

Dr. Elisabeth Nolde

Zahllose Untersuchungen muss manch ein Kind über sich ergehen lassen, bis die Symptome einer Hühnereiweißallergie als solche erkannt werden. Die Diagnostik bei Patienten mit Verdacht auf „Nahrungsmittelallergie“ braucht viel Erfahrung.

Erfahrungsgemäß präsentieren sich erste allergische Reaktionen auf Hühnereiweiß im ersten Lebensjahr. Bis zum Alter von drei Jahren gehört die „Ei-Allergie“ neben entsprechenden Reaktionen auf Kuhmilch und Erdnüsse zu den Top 3 der IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien.

Experten zufolge beträgt die Punktprävalenz von im Provokationstest bestätigten Ei-Allergien 1,6–1,7 %. Bei Kindern mit atopischer Dermatitis findet sich als häufigste Allergie gegen Nahrungsmittel jene gegen Hühnereiweiß.

Diagnostisch richtungsweisend ist die ausführliche Anamnese. Um die klinische Relevanz der Beschwerden abzuschätzen, erfolgt meist ein kontrollierter oraler Provokationstest. Doch der birgt für allergische Kinder auch Risiken und sollte in spezialisierten Zentren erfolgen.

Negativer Prick-Test schließt Allergie aus


Breit angewendet werden Hauttests (skin prick test, SPT). Ihr diagnostischer Wert hängt u.a. von der Qualität des verwendeten Extrakts ab. Die Sensitivität des SPT wird als gut bewertet, Gleiches gilt für den negativen Vorhersagewert, nicht aber für die Spezifität und den positiven Vorhersagewert.

Somit schließt im Falle eines Screenings ein negatives SPT-Ergebnis eine IgE-vermittelte Allergie gegen Eier aus, während ein positives Resultat keinesfalls sicher allergische Reaktionen vorhersagt.


Die Bestimmung der spezifischen IgE-Antikörper gegen Eiklar erfolgt in der Routine mit standardisierten Assays. Die Testverfahren unterscheiden sich deutlich in ihrer dia-gnostischen Verwertbarkeit – die Interpretation ist von Fall zu Fall ausgesprochen komplex. Die jeweiligen klinischen Befunde müssen immer mitberücksichtigt werden.

Hyposensibilisierung bis zur Toleranz?

Um Patienten mit Ei-Allergie rascher zu identifizieren, bemühen sich Forscher um neue diagnostische Ansätze. Die Quantifizierung von Antikörpern gegen das Hauptallergen im Eiklar, Ovomukoid, könnte sich zu einem klinisch brauchbaren Werkzeug mausern.

Auch neue molekularbiologische Systeme wie die Microarray-Technologie mit vielen Testfeldern auf engstem Raum sind vielversprechend. Letztere scheint Studien zufolge vergleichbar gute Resultate wie gängige In-vitro-Testsysteme oder In-vivo-Methoden zu erzielen, berichten Kollegen aus Genf in "Allergy".


Ist eine Allergie gegen Hühnereiweiß nachgewiesen, lautet die Therapieempfehlung nach wie vor: Karenz! Das Allergen strikt zu meiden ist
jedoch gar nicht so einfach angesichts der vielfältigen Verarbeitung von Eiern in Lebensmitteln.

Immuntherapie scheint erfolgversprechend

Daher versucht man mit spezifischen Immuntherapien zu hyposensibilisieren. Ziel ist, eine klinische Toleranz zu erzielen, indem das problematische Nahrungsmittel peu à peu in steigenden Mengen zugeführt wird. Für Patienten mit einer Hühnereiweißallergie scheint die Methode  vielversprechend.

Zudem prüfen Forscher Zubereitungen von erhitztem und Ovomukoid-reduziertem Eiklar, das für etwa 95 % der Ei-Allergiker hypoallergen zu sein scheint.


Avigael H. Benhamou et al., Allergy 2010; 65: 283–289

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