Viel Eiweiß schützt Senioren vor Muskelabbau und Frailty

Dr. Andrea Wülker

Je nach Zubereitungsart haben 100 g Hering zwischen 14 und 21 g Protein. Je nach Zubereitungsart haben 100 g Hering zwischen 14 und 21 g Protein. © fotolia/angorius

Wer im Alter möglichst lange fit und mobil bleiben will, braucht kräftige Muskeln. Eine proteinreiche Ernährung schafft hierfür gute Voraussetzungen.

Mit fortschreitendem Alter nimmt die Muskelmasse immer mehr ab, wobei die Muskulatur im Bereich der Beine schneller schwindet als in den Armen. Unter dem geriatrischen Syndrom Sarkopenie versteht man den altersassoziierten Verlust an Muskelmasse, -kraft (z.B. nachlassende Handkraft) und -funktion (z.B. verlangsamte Ganggeschwindigkeit), resümierte der Geriater Professor Dr. Jürgen M. Bauer, Agaplesion Bethanien Krankenhaus, Heidelberg.

Nicht vergessen, die Niere einmal im Jahr zu checken

Der Begriff Frailty beschreibt ein weiteres geriatrisches Syndrom, das durch Abnahme individueller funktioneller Reserven (Kraft, Kognition, allgemeine Gesundheit) gekennzeichnet ist und mit einer erhöhten Vulnerabilität einhergeht. Stürze, stationäre Behandlungen und Pflegeheimeinweisungen sind oft die Folgen, wenn Sarkopenie und Frailty nicht beachtet und nicht behandelt werden.

Darf's etwas mehr sein?

Die WHO-Empfehlung von 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht (KG) pro Tag mag in jüngeren Lebensjahren ausreichen. Gesunde Senioren sollten hingegen 1,0–1,2 g Protein pro kgKG täglich zu sich nehmen. Patienten mit Sarkopenie und Frailty sogar bis zu 1,4 g. Weiterhin haben Senioren eine höhere anabole Schwelle während der Mahlzeiten. Daher brauchen sie bis zu 25 bis 30 g Protein pro Mahlzeit, um den Verlust an Muskelmasse zu verhindern. Dabei sollte die Proteinzufuhr über die drei Hauptmahlzeiten des Tages verteilt werden – also auch ein eiweißreiches Frühstück umfassen.

Wer rechtzeitig gegensteuert, kann diese Komplikationen möglichst lange vermeiden. So stellen ein individuell angepasstes körperliches Training und eine für ältere Menschen optimierte Ernährung unverzichtbare Basismaßnahmen dar. Was letztere anbelangt, kommt den Proteinen eine entscheidende Rolle zu. Ältere Menschen weisen häufig eine ungenügende Zufuhr und eine verminderte Verwertung des Proteins auf. Gleichzeitig besteht ein erhöhter Proteinbedarf (s. Kasten), etwa wenn entzündliche Erkrankungen vorliegen. Daraus resultiert eine Protein-Unterversorgung, die zu einer Einbuße an Funktionalität in Muskeln, Knochen und Immunsystem führt, so Prof. Bauer.

Die Befürchtung, durch eine proteinreiche Ernährung die Nieren zu schädigen, widerlegten Studien der letzten Jahre weitestgehend. Generell ist es jedoch wichtig, die Nierenfunktion jährlich zu überprüfen. Bei einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) < 30 ml/min sollte die maximale tägliche Proteinzufuhr 0,8 g/kgKG nicht überschreiten.

Kräftigeres Fahrgestell mit Molke-Mix

In einer eigenen Studie untersuchte die Arbeitsgruppe um Prof. Bauer die Wirkungen einer mit Vitamin D und Leucin angereicherten Molke-Supplementierung bei Senioren mit Sarkopenie. Die essenzielle Aminosäure Leucin besitzt eine ausgeprägte anabole Wirkung. Die Gabe des Supplements über 13 Wochen erhöhte die Muskelmasse und die Beinfunktion. Wenn sich diese Daten bestätigen, könnten sich präventive Ansätze gegen Muskelabbau und Immobilisation (z.B. nach Schenkelhalsfraktur) ergeben.

Quelle: Fachkongress Osteologie 2017 

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Je nach Zubereitungsart haben 100 g Hering zwischen 14 und 21 g Protein. Je nach Zubereitungsart haben 100 g Hering zwischen 14 und 21 g Protein. © fotolia/angorius