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Kein Eiweiß-Verbot bei Leberzirrhose!
Mangelernährung verschlechtert bei Leberzirrhose die Prognose deutlich, mindert die Lebensqualität und fördert Zirrhose-typische Komplikationen. Dennoch wird ein reduzierter Ernährungszustand bei Zirrhosepatienten oft zu wenig beachtet, beklagt Dr. Felix Gundling von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie des Städtischen Klinikums München. Hinzu kommt, dass vielfach noch immer die falsche Meinung herrscht, bei Patienten mit einer Leberzirrhose müsse grundsätzlich die Eiweißzufuhr eingeschränkt werden. Für Unter- und Mangelernährung bei den Leberkranken gibt es viele Ursachen. Chronischer Alkoholkonsum, aber auch krankheitsbedingte Symptome wie Inappetenz und Völlegefühl führen oft zu einer verminderten Nahrungszufuhr. Hinzu kommen ein erhöhter Proteinverbrauch durch Aszitespunktionen sowie eine Neigung zu kataboler Stoffwechsellage. Eine verminderte Aufnahme von Nährstoffen – z.B. durch portal-hypertensive Enteropathie und Mangel an Verdauungsenzymen – trägt ebenso zur Mangelernährung bei.
Aszites wiegt in falscher Sicherheit
Der BMI allein ist bei Zirrhose-patienten aufgrund von Aszites und Ödemen oft wenig aussagefähig. Gundling empfiehlt alternativ z.B. die Messung der Hautfaltendicke oder die Abschätzung des Mangelernährungsrisikos anhand des „subjective global assessment“, das Fragen zu Gewichtsverlust, Nahrungsaufnahme, gastrointestinalen Symptomen und Anzeichen einer Malnutrition umfasst.
Spätabends noch ein leckerer Snack
Bei Unter- oder Mangelernährung sollte nach einer adäquaten Aszitestherapie ein individueller Ernährungsplan aufgestellt werden. Als Grundsätze gelten:
- tägliche Gesamtkalorienzufuhr 35–40 kcal/kgKG (falls nicht möglich, zusätzlich hochmolekulare Sonden- oder Trinknahrung)
- leichte Vollkost (laktovegetabil)
- fünf bis sechs kleine Mahlzeiten täglich mit kohlenhydratreicher Spätmahlzeit („late evening snack“)
- suffiziente Eiweißzufuhr mit 1,2–1,5 g/kgKG/Tag (bei schwerer Malnutrition auch höher)
- konsequente Alkoholkarenz
- bei Aszites evtl. Beschränkung auf 1 bis 1,5 l salzarme Getränke
Proteinrestriktion bei Enzephalopathie
Eine Proteinrestriktion darf nur bei Patienten mit therapierefraktärer chronischer hepatischer Enzephalopathie erfolgen oder kurzfristig in den Stadien III–IV, schreibt Dr. Gundling. Bei weiterhin schlechter Ernährung empfiehlt sich bei diesen Patienten die Supplementierung von verzweigtkettigen Aminosäuren. Sehr häufig findet man bei Zirrhosepatienten einen Mangel an Vitamin D und Kalzium, sodass die Indikation zur Osteoporoseprophylaxe sehr großzügig gestellt werden sollte. Auch an Vitamin K mangelt es den Leberkranken oft, bei jenen, die weiterhin Alkohol trinken, auch an Vitamin B1. Das erfordert eine hoch dosierte Substitution.
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