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Die polymorphe Lichtdermatose schon im Vorfeld abwehren
Bei der polymorphen Lichtdermatose (PLD) handelt es sich um die häufigste Photodermatose überhaupt (etwa 20 % der Europäer sind betroffen). Typische Symptomatik: In den ersten Tagen der Sonnenexposition verspürt der Betroffene Juckreiz an exponierten Stellen (z.B. Arme, Brustausschnitt, Handrücken, Beine). Es bilden sich Papeln, Papulovesikel, Plaques oder Bläschen. Mit zunehmender Bestrahlung verschwinden die Symptome wieder.
Der ganze Ausschnitt übersäät mit Papeln, typisch für die polymorphe Lichtdermatose.
Patienten mit polymorpher Lichtdermatose haben ein spezielles Immun-Problem, dies konnte erstmals nachgewiesen werden. Normalerweise verursacht UV-Strahlung eine lokale Immunsuppression. Vielfach wurde vermutet, dass diese Immunsuppression bei der – pathogenetisch nach wie vor unklaren – polymorphen Lichtdermatose (PLD) abgeschwächt ist. Bewiesen hat man dies allerdings bisher nicht, wie Professor Dr. Thomas Schwarz vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel beim Derma-Update ausführte.
Finnische Autoren fanden nun in einem Experiment an PLD-Patienten und gesunden Kontrollpersonen aussagekräftige Indizien für diese Theorie. Alle Studienteilnehmer wurden in einem UV-bestrahlten Areal einem Kontaktallergen ausgesetzt.
Starke Hautreaktion bleibt bei gesunden sensibilisierten Probanden aus
Applizierte man dasselbe Kontaktallergen nach zwei Jahren erneut auf die Haut, so zeigten nur 50 % der Kontrollprobanden, eine starke Hautreaktion. Das bedeutet: nur bei den Gesunden konnte das UV-Licht die Sensibilisierung beim Allergen-Erstkontakt unterdrücken.
Die Hypothese, dass die Lichtdermatose auf zu schwache Immunsuppression nach UV-Bestrahlung fußt, führte zu einer Reihe neuer Therapie-Ideen, z.B. mit immunsuppressiven Pharmaka. Österreichische Autoren erzielten jedoch mit topischem Calcipotriol nur marginale Effekte auf die per Solarsimulator provozierten Hautreaktionen, berichtete Prof. Schwarz.
Enzyme schwächer als Sonnencreme bei polymorpher Lichtdermatose
Auch lokal aufgetragene DNA-Reparatur-Enzyme überzeugten nicht. Sie unterdrückten Lichtreaktionen auf der Haut weniger gut als eine Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 30.
Allerdings kann bei besonders empfindlichen Patienten auch die korrekte Anwendung von Sonnenschutzcremes die PLD-Eruptionen nicht verhindern, sodass die Forschung weiter nach alternativen Therapien Ausschau hält.
Photoprotektion mit Farnextrakt?
Aktuell prüfte eine internationale Arbeitsgruppe einen Extrakt aus südamerikanischem Farn (Polypodium leucotomos). Diese Substanz – unter dem Namen Heliocare® als Nahrungsergänzungsmittel im Handel – entfaltet sowohl topisch als auch systemisch appliziert photoprotektive Effekte, so der Referent. Insgesamt 35 Patienten, von denen 30 auf UVA und 18 auf UVB reagierten, erhielten Polypodium (bis 55 kg Körpergewicht: 720 mg, bis 70 kg: 960 mg, > 70 kg: 1200 mg).
Bei knapp einem Drittel der Patienten war anschließend die polymorphe Lichtdermatose durch UV-Licht nicht mehr provozierbar. Zwar stellt diese kleine Studie keinen Meilenstein dar, kommentierte Prof. Schwarz – u.a., weil es sich nur um Provokations-Experimente handelte, aber keine Alltags-Verläufe der Patienten untersucht wurden.
PLD - Therapie mit Nahrungsergänzungsmittel unbedenklich
Größere Studien werden aber kaum folgen, da eine Arzneimittelzulassung der Substanz nicht angestrebt wird. Der Polypodium-Effekt wird daher wohl ein Geheimnis bleiben, so der Experte. Der Patient muss selbst entscheiden, ob er sich mit dem Nahrungsergänzungsmittel therapieren will. Da dieses gut vertragen wird, bestehen von ärztlicher Seite zumindest keine Einwände dagegen.
Light-Hardening wirkt auch ohne Bräunen
Goldstandard der Prophylaxe bei polymorpher Lichtdermatose bleibt die Abhärtung mit UVB (311 nm), das meist gut wirkt. Man beginnt mit Mini-Dosen von 100 mJ/m2, dann wird pro Sitzung um je weitere 100 mJ/m2 gesteigert, bis ein Erythem auftritt.
Bei drei Sitzungen pro Woche dürften drei Wochen reichen, beim ersten Hardening-Zyklus dauert es eventuell etwas länger. Deshalb sollte der Patient vier bis fünf Wochen vor einem geplanten Sonnenurlaub zur ersten Bestrahlung erscheinen. Wenn sich Patienten beschweren, dass sie von der Abhärtungskur „ja gar nicht braun werden“, muss man sie aufklären: Bräunung ist für den Schutzeffekt keineswegs Voraussetzung.
Jeder Hauttyp kann profitieren
Wäre dies der Fall, so würden Menschen mit Hauttyp I, die nie braun werden, überhaupt nicht profitieren. Doch auch hellhäutige Patienten, betonte der Experte, erfahren Protektion durch die UV-Abhärtung.
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