Diabetikern rückt so einiges auf die Pelle: Fahnden Sie nach Hautveränderungen wie Lichen ruber planus und "dreckigem Nacken"

Ein Diabetes mellitus kommt selten allein: So sind die unterschiedlichsten Hauterkrankungen mit ihm assoziiert. Sogar die Beweglichkeit der Hände und die Atemfunktion können erheblich eingeschränkt sein. Und die Therapie ist nicht immer eindeutig definiert.
Mit kleinen erythematös-braunen Papeln und Knötchen meist im Bereich der Schienbeinvorderkante beginnt die Necrobiosis lipoidica. Die Primärläsionen dehnen sich rasch zu isolierten, selten auch multiplen gelbbraunen Plaques aus. Typisch ist ein helles, atrophes Zentrum, umgeben von einem rot-violetten Randsaum. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer, so Professor Dr. Rolf-Markus Szeimies vom Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen. Prophylaktisch wirkt ein Verletzungsschutz für die Schienbeinvorderkante, evidenzbasierte Therapiemöglichkeiten fehlen bisher, eine topische Steroidtherapie ist möglich.
Eine weitere Hauterkrankung, die Bullosis diabeticorum, manifestiert sich vor allem bei Patienten mit Typ-1-Diabetes. Typisch sind pralle Blasen, die einige Millimeter bis wenige Zentimeter messen und sich insbesondere an Füßen und Unterschenkeln ausbilden. Besonders gefährdet sind Patienten mit langer Diabetesdauer, Neuropathie und Retinopathie. Die Läsionen verheilen meist spontan nach zwei bis vier Wochen, eine aseptische Behandlung von Blasen und Erosionen beugt Superinfektionen vor.
Acanthosis nigricans kann auch bei Krebs entstehen
Auch die Vitiligo tritt vermehrt bei Typ-1-Diabetikern auf, vermutlich ausgelöst durch Autoantikörper gegen Melanozyten. Die Therapie gestaltet sich schwierig. Empfohlen wird unter anderem eine Schmalspektrum-UV-B-Therapie und die topische Anwendung von Steroiden bzw. Calcineurin-Inhibitoren. Störende Herde können Kollegen mit Camouflage abdecken.
Nach wie vor kontrovers diskutiert wird der Zusammenhang zwischen Lichen ruber planus und Glukosestoffwechsel. Auffällig ist, dass etwa 50 % der Patienten mit Knötchenflechte auch eine Störung im Zuckermetabolismus aufweisen, 25 % sind Diabetiker. Wegen dieser engen Assoziation empfiehlt Prof. Szeimies, bei Patienten mit Lichen ruber planus die Nüchternglukose zu bestimmen.
Als besonders störend gilt Acanthosis nigricans ("dirty neck"), die vielfach mit einem Diabetes vergesellschaftet ist, aber auch als Paraneoplasie auftritt. Typisch sind graubraune, samtartige Hyperpigmentierungen in den Intertrigines sowie Hals und Nacken. Oft begleiten pendulierende weiche Fibrome diese Hauterscheinung. Die Therapie ist schwierig, topische Retinoide, Dermabrasion und Laser zeigten nur eine eingeschränkte Wirksamkeit.
Scleroedema verschwindet in der Regel von allein
Ein prognostisch ungünstiges Zeichen ist die diabetische Dermopathie, sie zeigt eine enge Assoziation mit Nephropathie, Retinopathie, Neuropathie und KHK. Betroffen sind vor allem Männer, typisch sind umschriebene hell- bis dunkelbraune Läsionen an den Streckseiten der unteren Extremitäten.
Auch Erkrankungen des Bindegewebes treten bei Diabetikern gehäuft auf. Das Scleroedema diabeticorum führt zu einer Verdickung und Induration der Haut vor allem an Nacken, Armen und oberem Rücken. Dadurch kann es zu Bewegungseinschränkungen bis hin zur Atembehinderung kommen. Histologisch finden sich Muzinablagerungen. Wirksame Therapien für die meist selbstlimitierende Erkrankung fehlen bisher, sinnvoll ist eine optimale Stoffwechseleinstellung – eventuell auch prophylaktisch.
Jeder dritte Diabetiker hat eine steife Hand
Ebenfalls mit eingeschränkter Beweglichkeit geht das Syndrom der "steifen Hand" einher, an dem immerhin 30–40 % der Diabetiker leiden. Typisch für die Cheiropathie ist eine wachsartige Verdickung der Haut vor allem an den Handinnenflächen, die die Streckfähigkeit der Finger beeinträchtigt. Therapeutisch ist neben einer guten Blutzucker-Einstellung eine Physiotherapie geeignet.
Quelle: 12. DDG-Diabetologie-Update-Seminar
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