Lichtdermatosen - Gefahr auch für Kinder

Maria Weiß Foto: thinkstock

Nicht immer ist es ein Sonnenbrand, wenn sich nach Aufenthalt im Freien Erytheme oder Quaddeln der Haut bilden. Auch andere Lichtdermatosen können sich im Kindesalter manifestieren.

Der Sonnenbrand ist natürlich mit Abstand die Nummer 1 der sonnenbedingten Hauterkrankungen. Treten die Hauterscheinungen aber ungewöhnlich früh oder spät nach der Sonnenexposition auf oder passt das klinische Bild nicht recht zum Sonnenbrand, müssen einige andere Differenzialdiagnosen bedacht werden.

Immerhin manifestieren sich Lichtdermatosen bei etwa einem Viertel der Betroffenen bereits vor dem 16. Lebensjahr, erklärte Privatdozent Dr. Michael Weichenthal von der Universitäts-Hautklinik Kiel.

Kortikoidhaltige Externa bei „Sonnenallergie“

Die Hauterscheinungen bei der polymorphen Lichtdermatose („Sonnenallergie“) treten vor allem im Frühjahr bei sonnenentwöhnter unbedeckter Haut auf. Typische Prädilektionsstellen sind daher Streckseiten der Unterarme, Dekolleté und Gesicht.

Vier bis 24 Stunden nach der Exposition manifestieren  sich die unterschiedlichsten Läsionen wie Papeln, Bläschen oder ein reines Erythem. Beim einzelnen Patienten ist das Bild aber immer wieder das Gleiche.

Zur symptomatischen Behandlung können kortikoidhaltige Externa eingesetzt werden. Nach zehn Tagen bis drei Wochen ist die Haut meist an die Sonne gewöhnt und die Patienten haben den Sommer über Ruhe. Diesen Gewöhnungseffekt macht man sich auch mit der „Licht-Abhärtung“ vor Sonnenexposition durch Vortherapie mit UV-Strahlung zunutze. Die z.T. propagierte Gabe von Betacarotin hat sich dagegen weitgehend als nutzlos erwiesen, sagte der Dermatologe.

Als „Maximalform“ der polymorphen Lichtdermatose gilt die sehr seltene Hydroa vacciniforme. Im Frühjahr treten akut hämorrhagische, krustige Bläschen auf erythematösen Grund auf, die unter Narbenbildung abheilen. Für dieses Krankheitsbild fehlt eine gesicherte spezifische Therapie, sodass nur der konsequente Lichtschutz bleibt.

Sonnenexposition lässt Kinder mit Protoporphyrie schreien

Kinder mit erythropoetischer Protoporphyrie entwickeln schon ab dem ersten Lebensjahr nach Sonnenexposition subjektive Beschwerden wie Schmerzen, Brennen und Juckreiz. Nur bei jedem Zweiten hinterlässt die Lichteinwirkung sichtbare Spuren wie Rötungen oder Ödeme.

Oft erkennt man die Krankheit nur daran, dass die Kleinen jedes Mal anfangen zu schreien, wenn sie der Sonne ausgesetzt sind, erklärte Dr. Weichenthal. Die Porphyrine im Urin sind bei dieser Erkrankung normal. Typisch ist dagegen die hohe Zahl von Erythrozyten im Stuhl.

Die Diagnose lässt sich anhand der Erythrozytenporphyrine sichern. Therapeutisch steht der Lichtschutz an erster Stelle. Auch die Gabe von Betakarotin (2- bis 5-mal 75 mg täglich) hat sich als hilfreich erwiesen.

Konsequenter Lichtschutz auch bei der Porphyria cutanea tarda

Abzugrenzen ist die Porphyria cutanea tarda mit verletzlicher Haut, Blasenbildung nach Lichtexposition und narbiger Abheilung. Hier sind die Gesamtporphyrine im Urin stark erhöht und die Diagnose wird durch Nachweis von Isokoproporphyrin im Stuhl gesichert. Die Therapie besteht ebenfalls aus Lichtschutz und evtl. der Gabe von Chloroquin (niedrigste Dosis, maximal zweimal wöchentlich).


Relativ selten findet man bei Kindern exogene Photosensibilisierungen. Möglich sind lokalisierte Formen z.B. nach Kontakt mit Riesenbärenklau und nachfolgender Sonnenexposition. Auch Parfum, Kosmetika und leider auch eine ganze Reihe von Lichtschutzmitteln können Auslöser sein.

Systemische Reaktionen findet man nach Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika (z.B. Tetrazykline, Chinolone), NSAR (Ibuprofen, Naproxen) oder Johanniskraut. Typisch ist die ausbleibende Linderung nach Anwendung topischer Steroide.

Kinder des Mondes müssen ins Dunkle

Sehr selten ist bei Kindern die Lichturtikaria, die durch UV-A, UV-B und auch sichtbares Licht ausgelöst wird. Meist lässt sich die Erkrankung durch einen Phototest schnell nachweisen. Zur Therapie setzt man Antihistaminika und einen konsequenten Lichtschutz ein. Bei sehr stark Betroffenen kann in Einzelfällen auch eine Plasmapherese durchgeführt werden.


Überhaupt nicht in die Sonne dürfen Kinder mit Xeroderma pigmentosum. Durch einen angeborenen Effekt können bei ihnen licht-induzierte DNA-Schäden nicht mehr repariert werden. Damit drohen sehr früh chronische Lichtschäden und Hautkrebs. Diese „children of the moon“ können nur durch das Leben in der Dunkelheit geschützt werden – Lichtschutzmittel reichen nicht aus.

"Sonnen-Regeln" schützen Kinderhaut
• Möglichst im Schatten aufhalten
• Dichtgewebte Kleidung (T-Shirt, Hut mit Nackenschutz, Hosen), evtl. spezielle UV-Schutzkleidung tragen
• Täglich und regelmäßig Sonnenschutzmittel verwenden
• Lichtschutzmittel vor der Exposition auftragen, in ausreichender Menge verwenden, auch „wasserfeste Mittel nach Schwitzen und Baden erneut auftragen, physikalische Filter bevorzugen (z.B. Zinkoxid, Titanoxid), Grundlage der Hautbeschaffenheit anpassen (normale Haut und Gesicht: Gels und Milch, trockene Haut: Cremes)

Bei Lichtdermatosen zusätzlich zu beachten:
• Lichtschutz wirkt oft erst nach Tagen bis Wochen
• Kein Solarium!
• Die häufige Unverträglichkeit von UV-A (geht auch durch Glas!) beachten, Sonnenschutz mit ausreichendem UV-A-Schutz wählen.


Vortrag auf der 16. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Kiel 2008

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