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DMPs gegen Rückenschmerz und Depressionen?

Sieben DMPs gibt es aktuell. Mehr als 6,5 Mio. Patienten sind eingeschrieben. Die von den Ärzten seit Beginn der DMPs zu erhebenden Messparameter zur Behandlungsqualität machen die Effekte deutlich.
Dr. Monika Mund von der KBV-Abteilung Indikationsbezogene Versorgungskonzepte erläutert die Programmvorteile u.a. anhand der 2013er Zahlen beim DMP Diabetes mellitus Typ 2.
Ob Notfälle wie Hypoglykämien, die leitliniengerechte Verordnung von Medikamenten, vermeidbare Klinikeinweisungen oder wahrgenommene Patientenschulungen – die Ergebnisse für die knapp vier Millionen Diabetiker sind deutlich besser ausgefallen als die von den Krankenkassen vorgegebenen Zielwerte. Auffällig sind allein die Überweisungen bei diabetischem Fuß. Statt der angestrebten 75 % werden nur 38 % erreicht.
Vergleichspaare als Ersatz für fehlende Kontrollgruppe
"Bedeuten positive Effekte aber zugleich auch einen Nutzen?", fragt Dr. Mund. Angesichts fehlender randomisierter, kontrollierter Studien fällt der Wirksamkeitsnachweis schwer. Schließlich könne für die Bildung der Kontrollgruppe nicht systematisch Patienten die DMP-Teilnahme verweigert werden.
Dr. Mund zufolge lässt sich jedoch auf eine Alternative ausweichen: die Bildung möglichst ähnlicher Patientenpaare mittels Leistungsdaten der Krankenkassen. Forscher um Prof. Dr. Karl Lauterbach, Köln, und Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Heidelberg, hatten diese Variante gewählt und damit gesunkene Leistungsausgaben (Daten der Barmer GEK) bzw. eine gesunkene Mortalität (AOK) nachgewiesen. Nutzennachweise erbrachten auch die Auswertungen der TK zur Inzidenz von Fußamputationen und Schlaganfällen bei Diabetes Typ 2.
In einer Pilotstudie hat die KBV in Kooperation mit der Hamburger OptiMedis AG 2014 versucht, herauszufinden, ob sich auch beim DMP Koronare Herzkrankheit (1,7 Mio. Patienten) diese Nutzennachweise erbringen lassen. Analysiert wurden dabei u.a. Begleiterkrankungen, Anzahl und Art der Medikamente, stationäre Behandlungen, Krankheitskosten und Arztbesuche. Verglichen wurden die Daten von 191 DMP-Teilnehmern und 191 Nichtteilnehmern.
Das Ergebnis: positive Trends bei der Mortalität, den Arzt- und Krankenhauskosten pro Kopf sowie in der leitliniengerechten Medikation. Innerhalb der beobachteten drei Jahre konnten die Ausgaben um fast 20 % gesenkt werden. Hinsichtlich der Überlebenszeit zeigten sich ähnliche positive Ergebnisse wie bei den Professoren Lauterbach und Szecsenyi.
Rheumatoide Arthritis und Herzinsuffizienz
Im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) macht sich die KBV für weitere DMPs stark, konkret für die Programme Rheumatoide Arthritis und Herzinsuffizienz.
Kritik übt Dr. Mund am Gesetzgeber, der die Indikationen Rückenschmerz und Depressionen vorgegeben hat. "Wir gehen die Programme natürlich an, aber wir sehen große Probleme", sagt die KBV-Expertin. Die meisten Menschen in Deutschland kennen Rückenschmerzen.
Doch wen soll man ins DMP aufnehmen – z.B. nur diejenigen, die schon zwölf Wochen leiden? Und wie soll die Medikation geregelt werden, wenn Schmerzmittel vermieden werden sollen? Auch könnte ein DMP Rückenschmerz mehr bildgebende Diagnostik bewirken, da die Leitlinien nach spätestens sechs Wochen unbefriedigender Schmerzmitteltherapie eine erste Bildgebung vorsehen.
Ähnliche Unsicherheiten gibt es bei Depressionen. "Soll man diese Patienten erst nach der dritten langfristigen Krankschreibung ins DMP aufnehmen?", fragt Dr. Mund.
Sie erinnert daran, dass DMPs auf chronische Erkrankungen ausgerichtet wurden. "Man kann DMPs auch kaputtmachen", ist sie überzeugt.
Unterdessen hat das IQWiG seinen Abschlussbericht an den G-BA für ein DMP Chronischer Rückenschmerz veröffentlicht. Die in sechs Leitlinien gefundenen Empfehlungen erscheinen dem Institut weitgehend konsistent; allerdings seien nicht alle ausreichend mit Evidenz hinterlegt.
Quelle: KBV-Presseseminar
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